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Teufelsmauer

Teufelsmauer

Titel: Teufelsmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Auer
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mit der Harley, hahaha. Weißt du, wie der mir vorkommt?«
    Â»Wie denn?«, fragte Morgenstern genervt.
    Hecht, der Hobbypsychologe, grinste maliziös: »Wie dein großer Bruder.«
    Â»Was soll denn das jetzt wieder heißen?«
    Â»Das weißt du besser als ich. Der Bursche hat alles, wovon du immer bloß träumst.«
    Â»Bis auf Fiona«, sagte Morgenstern grimmig.
    Â»Bis auf Fiona«, wiederholte Hecht mit neutralem Ton.
    Morgenstern spürte mit einem Mal, dass ihn fröstelte. Das muss an der Klimaanlage liegen, dachte er.
    Es war gegen achtzehn Uhr, als die Kommissare das Feldlager der Kohorte erreichten. Hecht und Morgenstern wollten Gundekar Russer unbedingt noch einmal auf den Zahn fühlen – und nicht zuletzt zuverlässig abklären, wo er zur Mordzeit gesteckt hatte.
    Â»Niemand ist so gefährlich wie ein verschmähter Liebhaber«, hatte Morgenstern im Büro doziert, als Hecht vorsichtig nachfragte, ob die erneute Fahrt über Land denn tatsächlich nötig sei.
    Die Legionäre waren inzwischen bis nach Burgsalach marschiert, ein Dorf auf der Jurahöhe, zwischen Raitenbuch und Oberhochstatt, allerdings hatte sie sich nicht wie angekündigt an den Grundmauern des Kleinkastells Burgus niedergelassen, sondern direkt am Limes. Von ferne grüßte der Fernsehturm von Nennslingen, assistiert von mehreren riesigen Windkraftanlagen. Ein Filmregisseur auf der Suche nach möglichst authentischen Römer-Kulissen konnte heutzutage wohl in ganz Bayern nirgendwo mehr fündig werden, dachte Morgenstern. Hochspannungsleitungen, Überlandstraßen, Freiflächen-Photovoltaik-Anlagen: Selbst im entlegensten Winkel erhob die moderne Technik und Infrastruktur ihr zumeist hässliches Haupt. Ein unbehelligter Horizont war im Freistaat spätestens seit der sogenannten Energiewende so schwer aufzutreiben wie einer der sagenumwobenen Wolpertinger.
    Das Lager mit den zwei Lederzelten war ein paar hundert Meter südlich des Dorfs aufgebaut. Der Sportplatz des Burgsalacher Fußballvereins lag ganz in der Nähe. Finster erhob sich der Saum eines Fichtenwalds im Süden; der Limes verlief direkt entlang der Waldgrenze. Und irgendwann war hier ein hölzerner römischer Wachturm rekonstruiert worden, nur einen Katzensprung von den steinernen Fundamenten seines bald zweitausend Jahre älteren Vorgängerbaus entfernt. Der Holzturm war aus Bohlen gezimmert und hatte in luftiger Höhe, vielleicht acht Meter über dem Boden, einen umlaufenden Balkon. Umgeben war der Turm von einer kleinen übermannshohen Palisade, in die eine Tür eingelassen war.
    Hecht und Morgenstern stellten ihren Wagen in größerem Abstand ab, um das Historiker-Idyll nicht zu stören, und näherten sich zu Fuß. Die Legionäre hatten bereits ein Lagerfeuer entzündet, über dem auf einem Dreibein ein großer, vom Ruß schwarz gewordener Topf hing. Der Esel war auf der Wiese an einen Pflock gebunden und rupfte gleichmütig am allgegenwärtigen Löwenzahn der überdüngten Wiese. Hecht schnupperte und verzog dann das Gesicht.
    Â»Ganz schlechter Platz«, sagte er.
    Â»Warum? Haben die Römer beim Feng-Shui nicht aufgepasst?«
    Â»Nein. Auch keine Erdstrahlen, unterirdische Wasseradern oder so ein Zeug.«
    Â»Was dann?« Auch Morgenstern nahm Witterung auf und erschnupperte nun ein süßlich-strenges Odeur.
    Â»Gülle«, sagte Hecht. »Der Bauer hat die Wiese vor noch nicht allzu langer Zeit geodelt, und weil es seitdem noch nicht geregnet hat, ist das Zeug einfach eingetrocknet.«
    Â»Darf man über den Limes, diesem Weltkulturerbe, überhaupt odeln?«, fragte Morgenstern. »Oder gibt es dann von der UNESCO gleich die Rote Karte wegen ungebührlichen Verhaltens?«
    Â»Gülle geht in Ordnung«, sagte Hecht. »Drüberpflügen ist verboten. Und bestimmt wäre heute auch dieser neue Turm mitten auf dem Limes unzulässig. Aber der steht schon länger. Da haben sie Glück gehabt, die Burgsalacher.«
    Zenturio Rehling, der am Lagerfeuer saß, bemerkte die sich nähernden Gäste und stand mit weit ausgebreiteten Armen auf.
    Â»Ach, wen haben wir denn da?«
    Â»Wir sind’s nur«, gab Morgenstern zurück. »Wir wollten Ihre Einladung annehmen und schauen, was Sie hier so treiben.«
    Â»Tun Sie das«, sagte der Zenturio. »Haben Sie schon gesehen? Kamerad Russer hat

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