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Teufelsmauer

Teufelsmauer

Titel: Teufelsmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Auer
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alles so genau vor meinen Kameraden ausbreiten? Ich dachte eigentlich, meine Auskünfte wären vertraulich.«
    Â»Wir wollen Ihnen nur helfen, Herr Russer«, sagte Morgenstern mit samtweicher Schmeichelstimme, und Hecht nickte eifrig. »Außerdem finde ich es absolut nachvollziehbar, dass Sie sich am Sonntagnachmittag diese kleine Auszeit genehmigt haben. Man muss sich mal vorstellen: tagelang marschieren, mit schwerem Gepäck. Die Nächte im Zelt. Es ist stickig, es stinkt, zwei Mann schnarchen. Ich kann mir das lebhaft vorstellen.« Morgenstern deutete hinüber zu dem großen hellbraunen Lederzelt, das mit weißen Seilen abgespannt war. Sein nächster Blick galt dem rußgeschwärzten Topf. »Und dann tagein, tagaus diesen Eintopf. Gekochte Gerste mit Speck und Karotten. Um Gottes willen!«
    Â»Also, ich muss doch sehr bitten«, schaltete sich der Zenturio ein. »Das war die absolut übliche Mahlzeit der Legionäre, und wenn die damit jahrelang zufrieden waren, dann werden wir wohl ein paar Tage damit zurechtkommen können, ohne dass wir gleich bei der erstbesten Gelegenheit einer Currywurst mit Pommes hinterherrennen. Das gehört für mich zur Disziplin.«
    Wieder setzte mehrstimmiges Brummen ein. Die Legionäre, so folgerte Morgenstern, waren mit ihrem Zenturio hinsichtlich des Speiseplans nicht ganz einer Meinung. Er hätte etwas darum gegeben, wenn er eine Kiste voller Schokoriegel dabeigehabt hätte. Oder eine Kiste Bier, vorzugsweise das populäre hefig-schwere Weißbier der ganz in der Nähe liegenden Tittinger Brauerei Gutmann. Damit hätte er unter den geplagten Männern problemlos eine ausgewachsene Meuterei auslösen können.
    Â»Herr Russer war jedenfalls am Limesfest, und in der folgenden Nacht kam Frau Breitenhiller zu Tode. War vielleicht noch jemand von Ihnen ohne genehmigten Ausgang unten in Kipfenberg?«
    Alle schüttelten den Kopf, während Russer schweigend vor sich hin starrte.
    Â»Wie muss man sich Ihre Nachtruhe vorstellen?«, fragte Hecht. »Liegen da alle, wie es mein Kollege Morgenstern geschildert hat, schnarchend nebeneinander wie die Sardinen in der Blechdose, oder muss einer Wache schieben, falls die bösen Germanen einen Überfall planen?«
    Â»Hermunduren, wenn Sie es genau wissen wollen. Es waren die Hermunduren, die da drüben im Norden lebten«, sagte Zenturio Rehling besserwisserisch. »Und ja: Wir haben selbstverständlich eine Nachtwache. Im Zwei-Stunden-Wechsel muss einer draußen am Feuer sitzen und auch mal eine kleine Patrouille machen.«
    Â»Einer ganz alleine?«, fragte Hecht.
    Â»Ja. Eigentlich sollten es zwei sein, aber nun wollen wir es mal nicht übertreiben. Die Hermunduren lassen zurzeit nichts von sich hören. Da können wir den Wachdienst mit kleiner Besetzung absolvieren.«
    Â»Können Sie sich noch erinnern, Herr Rehling, wie die Wacheinteilung in der Nacht zum Montag war?«
    Der Zenturio kratzte sich am Kopf. »Ich glaube nicht.«
    Ein Legionär schaltete sich ein. »Ich weiß es noch: Zuerst, von zehn Uhr bis Mitternacht, war ich dran. Ich habe dann Kamerad Russer aufgeweckt, damit der von zwölf bis zwei Wache schiebt. Von zwei bis vier war der Egon an der Reihe, und die letzte Schicht von vier bis zum Wecken um sechs hatte der Walter.«
    Â»Und der Zenturio durfte durchschlafen«, stellte Morgenstern trocken fest. Er hatte beschlossen, diesen Karl-Heinz Rehling mit seinem historischen Militaria-Tick und dem Geschwafel von Disziplin und historischer Korrektheit nicht zu mögen. Die Neunte Vindelikische Kohorte hätte unter solchen Bedingungen auch als »Wehrsportgruppe Rehling« durchgehen können.
    Hecht nahm Gundekar Russer ins Visier. »Herr Russer, Sie waren also von zwölf bis zwei der Wachhabende. Zwei Stunden lang, ganz alleine hier draußen. Gibt es zufällig irgendjemanden, der Sie in dieser Zeit gesehen hat, zum Beispiel weil er mal pinkeln musste?«
    In der Runde fand sich jedoch keiner, der Russers Nachtwache bezeugen konnte. Nur besagter Egon, Egon Ullmann, bestätigte, dass er gegen zwei Uhr von Russer aus seligem Schlummer geweckt worden sei und äußerst ungern die nächste Schicht übernommen habe.
    Â»Zwei Stunden«, sagte Morgenstern nüchtern.
    Â»Die entscheidenden zwei Stunden«, setzte Hecht einen drauf.
    Â»Ich habe Wache geschoben, von der ersten bis zur letzten

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