Teufelsmauer
alt â, und weil ihn die Geschichte mit den erotischen Fotos irgendwie fasziniert hatte, fragte er noch, ob der Zenturio vielleicht Näheres über diese Venus in Legionärsausrüstung sagen könne. Der Vollständigkeit halber.
Der Zenturio wusste zwar »beim besten Willen« nicht, was diese ganze Fragerei solle, aber bitte sehr: Die schamlose Person sei eine junge Frau, die gar nicht weit von Nassenfels entfernt wohne, am Rande des Donaumooses. Eine Bauerstochter aus Zell bei Neuburg, um ganz genau zu sein. Hecht war so überrascht, dass ihm sein teurer Montblanc-Füller auf den Boden fiel.
»Monika Weinzierl?«, fragte Morgenstern.
»Ach, Sie kennen sie?«, staunte der Zenturio.
Hecht sammelte sein Schreibgerät ein. »Flüchtig«, sagte er. »Und ausschlieÃlich in korrekter Kleidung.«
Eine halbe Stunde später wurden die Kommissare zum Essen gebeten. Die achtköpfige Römertruppe versammelte sich dazu ums Lagerfeuer. Jeder hatte eine Tonschüssel auf dem SchoÃ, einen hölzernen Löffel in der Hand, auch für die Besucher gab es Geschirr. Mit einem Schöpflöffel rührte der Zenturio ein paarmal in dem brodelnden Kessel über dem Feuer, dann erhielt jeder eine Kelle voll Eintopf. Legionärspampe.
Morgenstern nahm einen Löffel davon, dann musste er prusten. Zum einen war die Suppe glühend heiÃ, zum anderen war ihm schlagartig klar geworden, woran ihn die Mahlzeit erinnerte: an jenen Asterix-Band, in dem die beiden Helden sich als Legionäre verpflichteten und als Erstes feststellen mussten, dass es bei der römischen Armee einen schrecklichen Fraà gab, »um die Krieger bei schlechter Laune zu halten«.
Die Kohorte am Burgsalacher Limesturm musste demnach eine katastrophale Laune haben. Morgenstern sah, dass auch Kollege Hecht dem antiken Pichelsteinerrezept nichts, aber auch gar nichts abgewinnen konnte. Die Sache wurde auch nicht dadurch besser, dass einer der Soldaten aus frisch gemahlenem, genauer gesagt grob geschrotetem Weizen in der offenen Glut des Lagerfeuers eine Art Brotfladen fabriziert hatte. Angekokelte flache Teiglinge. Wenn dieses Brot der römischen Legion seinerzeit tatsächlich täglich serviert worden wäre, hätte das garantiert zu massenhaftem Desertieren geführt, dachte Morgenstern, als er an dem mit Asche garnierten Fladen kaute. Prompt biss er mit dem Eckzahn auf einen kleinen Stein, der irgendwie in den Teig geraten war.
Inzwischen war auch Gundekar Russer zum Feuer gekommen, und Morgenstern beschloss, das bisherige Geplänkel zu beenden und übergangsweise das Kommando über die Kohorte zu übernehmen, die nun komplett ums Lagerfeuer versammelt war.
»Meine Herren«, sagte er mit bedeutungsschwerer Stimme. »Mein Kollege Oberkommissar Hecht und ich, Oberkommissar Morgenstern, sind auf Ihre Mithilfe angewiesen.«
Kurz schilderte er den gewaltsamen Tod der Limeskönigin und insbesondere das Kettenhemd, das den Körper der jungen Frau unbarmherzig in die Tiefe gezogen hatte.
»Es ist gut möglich, dass derjenige, der sie auf dem Gewissen hat, die Spur ganz bewusst zu Ihnen gelegt hat. Sie waren ganz in der Nähe und sind am Morgen sogar direkt am Pfahldorfer Weiher vorbeigekommen. Und nicht zuletzt war Ihr Kollege und Signifer Herr Russer früher kurzzeitig mit Frau Breitenhiller liiert. Deswegen waren wir auch heute Mittag schon kurz hier.«
Unter den Legionären setzte aufgeregtes Diskutieren ein, das Morgenstern aber rasch abwürgte.
»Mir wäre es lieb, wenn Sie so laut sprechen könnten, dass mein Kollege und ich beteiligt sind. Für uns sind alle Details wichtig.«
Die Soldaten Roms verstummten, und Morgenstern fuhr fort: »Herr Russer hat uns heute Mittag erzählt, dass er am Sonntagnachmittag auf eigene Faust beim Kipfenberger Limesfest war. In voller Legionärsausrüstung.«
Erneut setzte aufgeregtes Gemurmel rund ums Lagerfeuer mit der antiken Gulaschkanone ein.
»Er konnte der Versuchung nicht widerstehen, sich dieses Spektakel und vor allem den Auftritt von Frau Breitenhiller anzusehen. Er hat, wie er uns gesagt hat, auch einige Worte mit ihr gewechselt. Und auÃerdem wissen wir, dass er eine kurze, aber schmerzhafte Auseinandersetzung mit ihrem aktuellen Freund hatte. Es handelt sich dabei um einen der Kipfenberger Germanen.«
Gundekar Russer schüttelte den Kopf. »Müssen Sie das hier
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