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Teufelsmauer

Teufelsmauer

Titel: Teufelsmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Auer
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Sie nicht ablehnen können«, sagte Morgenstern zum Abschied und hatte dabei nicht etwa den Eichstätter Bischof vor Augen, sondern Don Vito Corleone respektive Marlon Brando.
    Breitenhiller verstand die geschmacklose Anspielung zum Glück nicht.
    Als sie aus der Kirche traten, standen zwei Menschen auf der Straße – und Morgenstern kannte beide. Anna Russer, die Mutter von Gundekar Russer, war eigens für den Rosenkranz von Eichstätt nach Hirnstetten gefahren. Außerdem lehnte der Baron aus Ingolstadt an der Friedhofsmauer und zog an einer Zigarre.
    Anna Russer ging in demütiger Haltung auf den Monsignore zu. Den Kommissar Morgenstern erkannte sie entweder nicht oder er schien ihr in diesem Augenblick nicht so wichtig zu sein wie der Kleriker aus dem Vatikan.
    Â»Ach, da ist ja die gute Frau Russer aus Eichstätt«, sagte der Monsignore betont herzlich. »Was für eine Überraschung, Sie hier zu sehen.«
    Anna Russer lächelte. »Ich musste doch herkommen! Mein Sohn war eine Weile mit der Barbara befreundet. Und ich bin sozusagen als seine Vertreterin hier.«
    Â»Wie geht es Ihnen denn? Sind Sie immer noch so engagiert im Gebetskreis für geistliche Berufe?«
    Â»Aber selbstverständlich.« Anna Russer wurde ein wenig rot vor Stolz.
    Morgenstern, der dicht bei den beiden stehen geblieben war, reimte sich zusammen, dass die frömmlerische Frau Russer und der Monsignore sich schon seit Jahrzehnten vage kannten, wenn auch immer in dem gebührenden Abstand, den die Kirchenhierarchie zwischen gottesfürchtigen Frauen und geistlichen Herren gebot. Im Jugendjargon, so überlegte Morgenstern, würde Anna Russer als »Fan« firmieren.
    Erst jetzt schien es dem Monsignore, der zunächst wohl nur mit einem Ohr zugehört hatte, aufzugehen, warum Anna Russer nach Hirnstetten gekommen war.
    Â»Ach«, sagte er überrascht. »Ihr Sohn war der Freund von Barbara? Heißt er etwa Gundekar?« Er wandte sich kurz zu Morgenstern und warf ihm einen vieldeutigen Blick zu. »Der Name Russer ist in der Gegend ziemlich verbreitet.«
    Anna Russer nickte. »Und ich habe gar nicht gewusst, dass Sie der Onkel von Barbara sind. Die jungen Leute geben leider immer so wenig preis. Was für eine Überraschung.«
    Â»Und was für ein trauriger Anlass, uns zu sehen«, bestätigte der Monsignore. »Aber jetzt habe ich leider gar nicht viel Zeit für Sie. Vielleicht sehen wir uns die nächsten Tage ja noch einmal. Spätestens bei der Beisetzung. Behüt Sie Gott, Frau Russer.« Er nahm zum Abschied ihre rechte Hand, drückte sie ganz fest und hielt als Zeichen der besonderen Herzlichkeit gleichzeitig Anna Russers rechten Ellbogen. Dann wandte er sich ab und schlenderte zum Baron. Morgenstern blieb, wo er war, und spitzte weiter die Ohren. Wenn der Monsignore keine Zuhörer wollte, dann musste er ihn wenigstens so energisch wegschicken wie vor wenigen Minuten in der Kirche die Mesnerin.
    Â»Schrecklich, nicht wahr?«, sagte der Baron zur Begrüßung.
    Â»Sie sagen es, Baron«, gab der Monsignore zurück. »Es ist alles so unwirklich. So entsetzlich.«
    Â»Wie geht es Ihrem Bruder?«
    Â»Nicht sehr gut, das können Sie sich vorstellen. Aber er wird es überstehen. Das Leben geht weiter.« Der Monsignore drückte dem Baron die Hand, wieder mit dem parallel eingesetzten Ellbogen-Klammergriff. »Ich werde ihm beistehen, so gut ich kann. Da können Sie sich drauf verlassen. Und Sie sollten sich keine Sorgen machen. Wie heißt es in unserem wunderschönen Bayern: Pacta sunt servanda.«
    Â»Wir telefonieren«, sagte der Baron und hielt sich die Hand mit einem imaginären Telefon ans rechte Ohr.
    Â»Was war denn das?«, fragte Morgenstern, als sie in ihrem Dienstwagen saßen. »Diese Pacta-Geschichte.«
    Hecht war die Freude anzusehen, dass er seinen Kollegen wieder einmal mit seinem Allgemeinwissen beschämen konnte. »Pacta sunt servanda, das ist Latein und bedeutet, dass Abmachungen unter allen Widrigkeiten eingehalten werden müssen. Das war einst einer der Lieblingssprüche des großen bayerischen Parteivorsitzenden.«
    Â»Ich finde es ungewöhnlich, dass der Monsignore und dieser Finanzheini sich kennen«, sagte Morgenstern. »Und wie mir schien, sogar ziemlich gut.«
    Â»Der Baron kennt doch Hinz und Kunz«, gab Hecht zurück. »Denk mal an die Fotos in seinem

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