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Teufelsmauer

Teufelsmauer

Titel: Teufelsmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Auer
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Büro. Der pflegt sein Netzwerk, wo er nur kann. Kontakte sind sein Kapital.«
    Â»Und was bringt ihm der Monsignore?«
    Â»Eine Eintrittskarte zu einer Privataudienz beim Papst zum Beispiel? Da ist er bestimmt ganz scharf drauf. Das Foto kann er sich dann gleich wieder im goldenen Rahmen in sein Büro hängen.«
    Morgenstern dachte nach. »Nein, ich bin mir sicher, dass da mehr dahintersteckt«, sagte er schließlich. »Pacta sunt servanda: Das heißt doch im Klartext, dass es da irgendeinen Deal gibt, einen Vertrag.«
    Â»Du meinst, der Monsignore ist an der Finanzierung dieses Parks beteiligt?«
    Â»Was weiß ich? Aber wenn die beiden Herren telefonieren, dann wird es kaum um Kochrezepte für original italienische Ravioli mit Kürbis-Ricotta-Füllung gehen. Meine Vermutung ist: Der fromme Herr Breitenhiller hilft dem Herrn Baron bei der Beschaffung der Gelder für den Freizeitpark.«
    Â»Ich weiß nicht recht. Das ist mir alles zu weit hergeholt.«
    Â»Der Vatikan ist von Hirnstetten nicht so weit weg wie die Vereinigten Arabischen Emirate. Aber über einen Scheich als Großinvestor hättest du dich nicht gewundert.«
    Â»Ein Scheich schwimmt schließlich in Geld. Genauer gesagt, erst in Öl und dann in Geld.«
    Â»Und der Vatikan? Seit wann geht die Kirche am Bettelstab?«
    Â»Mike, das ist doch alles Quatsch. Warum sollte die Kirche in einen bayerischen Römerpark investieren? Die finanzieren mit ihrem Geld irgendwelche Missionsprojekte in Indien oder Südamerika. Die bezahlen damit Papstreisen oder den Neubau von Kirchen.« Mit Hecht ging im Galopp der ehemalige brave Schrobenhausener Ministrant durch. Oberministrant, um genau zu sein.
    Â»Träum weiter, Spargel«, kam es strohtrocken vom Fahrersitz. »Liest du keine Zeitung? Hast du schon mal was von der Vatikanbank gehört? Da geht es drunter und drüber, sage ich dir. Da gibt es Mord und Totschlag.«
    Â»Du siehst Gespenster, Mike!«, schoss Hecht giftig zurück.
    Morgenstern ließ nicht locker. »Ich verfolge nur die Nachrichten, lieber Kollege. Und ich mache mir meine Gedanken, wenn ich sehe, dass so ein Schleimbeutel wie dieser blaublütige Finanzfuzzi und der Würdenträger aus dem Vatikan ziemlich beste Freunde sind.«
    Schweigend fuhren sie der tiefrot glühenden untergehenden Sonne entgegen.
    In Eichstätt überließ Morgenstern Hecht den Dienstwagen zur Heimfahrt nach Schrobenhausen. Er selbst würde sich in den Zug setzen, um nach Nürnberg zu fahren. Bevor er ausstieg, setzte er Hecht über seinen Plan, Fiona in der Frankenmetropole zu überraschen, in Kenntnis. Hecht hielt das definitiv für keine gute Idee. Vergeblich warnte er vor den Unwägbarkeiten, die ein solch unangekündigter Besuch in der Wohnung von Fionas Mutter seligen Eingedenkens mit sich bringen könnte, von einer Stippvisite in einer Nürnberger Kaschemme namens »Crazy Horse« ganz zu schweigen.
    Â»Ruf sie wenigstens an, das ist das Mindeste«, empfahl er.
    Â»Tue ich fast im Stundentakt«, sagte Morgenstern. »Aber sie hat ihr Handy ausgeschaltet. Blanke Absicht. Sie will Funkstille.«
    Â»Du steigerst dich da in was rein«, meinte Hecht. »Und überhaupt: Was machst du, wenn du Fiona und diesen Kneipenwirt tatsächlich in einer komischen Situation antriffst? Hast du dich dann im Griff?« Seine Sorge war unüberhörbar. Doch Morgenstern ließ sich nicht beirren.
    Â»Ich fahre jetzt da rauf, und wenn ich erst mal Nürnberger Großstadtpflaster unter meinen Stiefelsohlen habe, dann wird Fiona schon sehen, was sie an mir hat. Dann habe ich nämlich ein Heimspiel.«
    Â»Prima Plan«, sagte Hecht. Bevor er den Motor startete, um in seine einsame Junggesellenwohnung nach Schrobenhausen zu fahren, öffnete er noch einmal die Seitenscheibe. »Soll ich vielleicht mitkommen, Mike?«
    Â»Danke. Aber da muss ich jetzt durch. Ganz alleine.«
    Es war zehn Uhr abends, als Morgenstern die Tür zum »Crazy Horse« in der Nürnberger Altstadt öffnete. Schlechte Lage, verdächtig nahe bei diversen Rotlicht-Etablissements, wie er beim Stromern durch die Straßen bemerkt hatte. Bestimmt zehn Minuten lang hatte er draußen auf der Straße gestanden und durch die milchigen Fenster gespäht. Er hatte das »Crazy Horse« als Musikkneipe in Erinnerung, musste nun aber erkennen, dass es sich eher um

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