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Teufelsmauer

Teufelsmauer

Titel: Teufelsmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Auer
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Wohnrecht erlischt nie. Und mein Bruder und meine Schwägerin haben mich gerne im Haus. Sie haben mir sogar ein eigenes Bad eingebaut. Klein, aber mein. Aber Sie haben mich nach den Dingen gefragt, die Barbara mir vielleicht erzählt haben könnte.« Er schaute sinnend zur Kirchendecke. »Ich weiß nicht. Das waren oft sehr oberflächliche Dinge. Aber an eines kann ich mich noch erinnern: Sie hat mich vor ein paar Wochen angerufen und mir erzählt, dass sie zur Limeskönigin gekürt worden ist. Und wie glücklich sie darüber ist.«
    Â»Und?«, fragte Morgenstern ungeduldig.
    Â»Und dabei hat sie mir erzählt, dass sie nicht mehr mit diesem Finanzbeamten zusammen ist, diesem Gundekar. Aus Eichstätt. Das ist so ein Hobby-Legionär.«
    Â»Wir kennen ihn«, sagte Hecht. »Wir haben bereits mit ihm gesprochen.«
    Der Monsignore sah sich nach allen Seiten um, bis sein Blick bei der Mesnerin hängen blieb. Die alte Dame in ihrer schwarzen Strickweste war ganz unauffällig und beiläufig schon seit einiger Zeit am rechten der beiden Seitenaltäre damit beschäftigt, vertrocknete Blätter von einem blau blühenden üppigen Hortensienstock abzuzupfen. Eine Tätigkeit, die Zeit brauchte und die Möglichkeit bot, hochwertigsten Tratsch aufzuschnappen, die goldene Währung der Dorffrauen.
    Der Monsignore senkte die Stimme. »Barbara hat mir bei diesem Telefonat im Vertrauen erzählt, dass sie mit Gundekar Schluss gemacht hat, er das aber nicht akzeptieren wolle. Dass er ihr ständig hinterhertelefoniere und sie bedränge, zu ihm zurückzukehren.« Er sprach noch ein wenig leiser, um endgültig jeden Lauschangriff der hellhörigen Mesnerin zu unterbinden und den Kommissaren zugleich die Brisanz der Information deutlich zu machen. »Ich wurde bei diesem Anruf den Eindruck nicht los, dass sie sich durch diesen jungen Mann belästigt fühlte. Ich würde fast sagen, aber das ist nur so eine Ahnung, dass sie Angst vor ihm hatte.«
    Â»Angst?«, sagten Morgenstern und Hecht gleichzeitig, und fast im selben Moment stand die Mesnerin neben ihnen, den Plastikeimer für die vertrockneten Hortensienblätter in der Hand.
    Â»Frau Wittmann, ich muss doch sehr bitten«, sagte der Monsignore ärgerlich. »Das hier ist ein intimes Gespräch. Sie müssen doch sehen, dass wir Sie hier nicht brauchen können.«
    Â»Aber zum Kerzenanzünden und Blumengießen bin ich recht«, sagte die alte Dame beleidigt und trippelte mit raschen Schritten in die Sakristei, deren schwere hölzerne Tür sie geräuschvoll zuschlug.
    Â»Angst«, wiederholte der Monsignore. »Da gibt es doch so einen neumodischen Begriff, wenn ein Mensch aus verschmähter Liebe einen anderen permanent verfolgt.«
    Â»Stalking«, sagte Morgenstern. »Glauben Sie, dieser Gundekar hat sich zum Stalker entwickelt?«
    Â»Für mich ist das so durchgeklungen. Auf jeden Fall wollte sie ihren Eltern nichts davon sagen. Sie war immer der Meinung, sie sollten sich nicht in ihre Beziehungen einmischen, und das galt dann eben im Guten wie im Bösen.«
    Â»Haben Sie ihr einen Rat gegeben? Als guter Patenonkel?«
    Breitenhiller lächelte. »Ja, einen ganz naheliegenden. Sie hatte mir erzählt, wer ihr neuer Freund ist. Das muss ein Bär von einem Mann sein, drunten vom Altmühltal, aus Böhming.«
    Â»Richtig«, sagte Morgenstern. »Werner Bauernfeind, ein Typ wie ein kanadischer Holzfäller. Er war übrigens auch hier in der Kirche.«
    Â»Das ist naheliegend. Aber ich kenne ihn nicht. Jedenfalls war für mich klar, dass Barbara bei einem solchen Beschützer keine weitere Hilfe braucht.«
    Â»Falsch gedacht«, sagte Morgenstern. »Wo bleibt denn der Heilige Geist, wenn man ihn einmal braucht? Gegen Stalker hilft erfahrungsgemäß nur die Polizei.«
    Der Monsignore atmete scharf ein. »Ich kann nur beten, dass ich mich nicht mit schuldig gemacht habe. Ich habe mir da keine Sorgen gemacht. Und jetzt ist sie tot.« Er musste kurz schluchzen, aber schon ein paar Augenblicke später hatte er sich wieder im Griff.
    Â»Wie kommt ein Mann eigentlich von Hirnstetten in den Vatikan?«, fragte Hecht.
    Â»Durch Begabung«, sagte der Monsignore. »Und auch durch Entschlossenheit. So ein Angebot erhält man nur einmal im Leben, und dann muss man bereit dazu sein.«
    Â»Ich mache Ihnen ein Angebot, das

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