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Teufelsmauer

Teufelsmauer

Titel: Teufelsmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Auer
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Kind …«
    Die Gemeinde setzte lautstark ein: »… dass ich hier den Frieden, dort den Himmel find.«
    Und wieder war Peter Hecht textsicher mit von der Partie. Morgenstern schüttelte fassungslos den Kopf.
    Als die kleine Orgel verklungen war, strömten die Trauergäste nach draußen. Nur Hecht und Morgenstern blieben noch in ihrer Bank auf der Frauenseite und sahen zu, wie die Mesnerin die Kerzen am Altar ausblies.
    Es dauerte noch eine kleine Weile, dann kam der Monsignore aus der Sakristei, begleitet von den beiden Ministranten, die er zum Abschied kurz in die Wangen kniff. Er trug nun einen feinen schwarzen Anzug und seinen Priesterkragen. Ein gut aussehender, selbstbewusster Mann mit dichtem dunklem Haar und leicht ergrauten Schläfen.
    Morgenstern und Hecht gingen, ohne dass sie sich abgesprochen hatten, auf den Geistlichen zu, der fragend in der Mitte des Kirchenschiffs stehen blieb.
    Â»Mein herzliches Beileid«, sagte Hecht und drückte dem Geistlichen die Hand.
    Â»Ebenfalls«, sagte Morgenstern. »Herr Pfarrer, wir sind von der Kripo in Ingolstadt und führen hier im Fall Barbara Breitenhiller die Ermittlungen.«
    Â»Mein Bruder und meine Schwägerin haben von Ihnen gesprochen«, sagte Breitenhiller. »Ich bin erst heute Nachmittag aus Rom eingetroffen. Mein Bruder hatte mich am Montagmittag angerufen. Ich habe alle Hebel in Bewegung gesetzt, um so schnell wie möglich nach Hause zu kommen.« Er schüttelte den Kopf. »Ich sage immer noch ›nach Hause‹, dabei lebe ich nun schon etliche Jahre im Vatikan. Der Vatikan ist mein Zuhause. Aber die Heimat ist doch immer der Ort, an dem man geboren und aufgewachsen ist, wo man seine Wurzeln hat. Auch seine geistlichen Wurzeln.« Er deutete um sich auf die Wände der kleinen Kirche.
    Â»Ich finde das sehr schön, dass Sie heute diese Andacht gehalten haben«, sagte Hecht fromm.
    Â»Das war mir wirklich ein großes Anliegen.« Breitenhiller nickte. »Ich werde selbstverständlich auch die Beisetzung übernehmen, wann immer sie sein wird. Ich bin die nächsten beiden Wochen hier in Hirnstetten.«
    Â»Haben Sie sich Urlaub genommen?«, fragte Morgenstern.
    Â»Ja, es ist ohnehin Urlaubszeit im Vatikan. Ferragostana , wenn Ihnen das etwas sagt. Die Tage nach Mariä Himmelfahrt. Die Stadt ist aufgeheizt wie ein Pizzaofen. Rom ist wie ausgestorben, viele Läden haben zu. Und unser Heiliger Vater ist auf seinem Sommersitz in Castel Gandolfo. Es sind stille Tage in der Ewigen Stadt, bis auf die unbelehrbaren Touristen natürlich. Da kommt die Kurie auch einmal zwei Wochen ohne mich aus.«
    Â»Sie waren der Taufpate von Barbara«, sagte Hecht. »Der Patenonkel. Wir könnten uns vorstellen, dass sie zu Ihnen ein besonderes Vertrauensverhältnis hatte. Hat sie Ihnen möglicherweise Dinge erzählt, die sie anderen nicht anvertraut hat?«
    Der Monsignore sah Morgenstern mit einem Blick von unendlicher Traurigkeit an. »Da liegen Sie gar nicht so falsch. Ich bin übrigens auch der Pate von Katharina. Die Mädchen hielten das immer für etwas ganz Besonderes, dass ein Priester ihr Pate ist. Das hat weiß Gott nicht jeder.«
    Â»Waren Sie immer im Bilde, was Barbara so gemacht hat?«, hakte Morgenstern nach.
    Â»Im Großen und Ganzen schon. Ich wusste zum Beispiel, wer aktuell ihr Freund war, wenn Sie das meinen. Sie hat ihre Freunde leider häufig gewechselt. Das hat weder ihren Eltern noch mir gefallen. Das ist nicht gerade das, was der Katechismus lehrt. Ihre Eltern haben mich sogar einmal um Hilfe gebeten, gleichsam als Vermittler eingeschaltet. Ich sollte ihr ins Gewissen reden. Aber das habe ich sein lassen.«
    Â»War bestimmt besser so«, meinte Morgenstern.
    Â»Ansonsten konnten wir aber über fast alles sprechen. Ich weiß noch gut, wie wir im Sommer oft hier am Limes entlangspaziert sind, hinter dem Dorf, unter den uralten Apfelbäumen. Ich habe früher meinen Sommerurlaub fast jedes Jahr hier in der alten Heimat verbracht, drüben auf dem Hof.« Der Monsignore wies in die Richtung des Moierhofs. »Ich habe auf dem Anwesen lebenslanges Wohnrecht. Das hat mir unser Vater seinerzeit bei der Hofübergabe an meinen Bruder notariell zugesichert. Im ersten Stock habe ich ein Zimmer, vorne raus, auf der rechten Seite.«
    Â»Aber das Haus ist doch ganz neu gebaut«, sagte Hecht überrascht.
    Â»Trotzdem. Das

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