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Teufelsmauer

Teufelsmauer

Titel: Teufelsmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Auer
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sicher wie das Amen in der Kirche.«
    Â»Aber wäre so ein Sturz tödlich?«, fragte Hecht.
    Â»Das müssen die Rechtsmediziner in München rauskriegen«, sagte Morgenstern. »Die müssen sich das ganz genau anschauen. So ein Schädel, vor allem wenn es der Sturschädel eines Rechthabers wie Heinrich Pietzka ist, hält nach meiner Erfahrung mehr aus, als man glaubt.«
    Trüffelschwein Morgenstern umrundete daraufhin jeden Baum am linken Wegrand, Hecht nahm sich die Stämme auf der rechten Seite vor. Es gab allerdings nicht allzu viele Stellen, an denen zur Rechten wie zur Linken ein geeigneter Baum stand. Überraschend weit vom Fundort der Leiche entfernt stieß Hecht schließlich auf ein dünnes Ahornstämmchen, dem auf der anderen Wegseite eine ausgewachsene Buche mit glattem grauem Stamm gegenüberstand. An deren Rinde war auf den ersten Blick nichts Auffälliges zu entdecken, doch der junge Ahorn, nur etwa armdick, hatte auf der der Straße abgewandten Seite eine winzige Einkerbung, wie mit einem scharfen Messer eingeschnitten. Die dünne Wunde in der Rinde war noch ganz frisch.
    Â»Wir brauchen dringend die Spurensicherung«, sagte Hecht, nachdem auch Morgenstern die Kerbe begutachtet hatte. »So eine fiese Falle.«
    Â»Und wer immer sie gestellt hat – er hat hier hinter den Bäumen gelauert.« Morgenstern blickte sich um und suchte nach Versteckmöglichkeiten. Den Berg hinauf standen kräftige Buchen und einige Fichten. Ein eiliger Radfahrer, noch dazu im Nebel, hätte einen Beobachter niemals entdeckt. Und wenn sich überraschend ein Auto oder ein Traktor genähert hätte, wäre dem Unbekannten genug Zeit geblieben, um den dünnen Draht mit einem einzigen Schnitt mit der Drahtschere durchzuzwicken und den Hinterhalt so zu entschärfen.
    Â»Der zweite Mord in einer Woche«, sagte Morgenstern leise. »Wir haben einen Serientäter.«
    Â»Zwei Morde im Abstand von nicht einmal drei Kilometern«, präzisierte Hecht. »Jedes Mal in der Nähe des Limes.«
    Morgenstern lief zum Auto mit dem Funkgerät zurück, Hecht eilte hinterher. Im Auto sagte Morgenstern mit Blick auf die Landkarte: »Wir starten einen Zeugenaufruf: Wer hat heute früh gegen sechs Uhr im näheren Umkreis jemanden gesehen, der hier nichts zu suchen hatte. Wir müssen die Leute in Hirnstetten befragen und unten im Tal die Einwohner von Schafhausen. Da drüben, ganz einsam, liegt der Furthof, den dürfen wir nicht vergessen, und vielleicht hat auch in Erlingshofen jemand etwas Auffälliges gesehen. Es hat Nebel gegeben, das lockt normalerweise auch die Schwammerlsucher in den Wald. Und nicht zu vergessen die Jäger.«
    Â»Und die Angler an der Anlauter«, fügte Hecht hinzu.
    Â»Die auch. Und wir müssen davon ausgehen, dass der Täter diese Stelle hier im Vorfeld ausgekundschaftet hat. Ich vermute, dass er mehrmals in aller Frühe hier war, um sicherzugehen, dass Pietzka kommt.«
    Â»Wir kriegen ihn!«, schwor Hecht. »Und wenn wir die ganze Jurahöhe mobil machen müssen.«
    Â»Und das Anlautertal«, fügte Morgenstern grimmig hinzu. »Wir brauchen dringend Verstärkung.«
    Kriminaldirektor Adam Schneidt ließ sich nicht lange bitten, zumal die nach Hirnstetten geeilte Spurensicherung die Theorie vom dünnen Drahtseil mittlerweile bestätigt hatte. Es konnte ein Blumendraht gewesen sein, vermuteten die beiden Techniker in ihren weißen Overalls, nachdem sie den kleinen, unschuldigen Ahornstamm begutachtet und auch, mit der Lupe bewaffnet, an der gegenüberliegenden Buche winzige Abschürfungen entdeckt hatten. Vom Draht selbst jedoch keine Spur.
    Erwartungsgemäß beschwerten sich die Spurensicherer bitter über den Zustand des zugeparkten Tatorts. Anschließend stromerten sie am Waldhang herum auf der mühevollen Suche nach Hinweisen, die sich für eine DNA -Analyse verwenden ließen. Eine weggeworfene Zigarettenkippe wäre ein Sechser im Lotto, Gleiches galt für einen ausgespuckten Kaugummi. Der Täter, ungeduldig hinter einem Baumstamm wartend, hatte sich bestimmt irgendwie die Zeit vertrieben, hatte rauchend, kauend versucht, seine Nerven zu beruhigen. Doch im dicken Laub war nichts dergleichen zu finden. Keine leere Zigarettenschachtel, übersät mit Fingerabdrücken, kein einsam geleertes Hundert-Milliliter-Fläschchen Jägermeister,

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