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Teufelsmauer

Teufelsmauer

Titel: Teufelsmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Auer
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Ich bin froh, dass er so schnell gekommen ist. Er hilft uns allen sehr. Man kann gut mit ihm reden. Er findet die richtigen Worte.«
    Â»Wir haben gestern nach dem Rosenkranz kurz mit ihm gesprochen«, sagte Morgenstern. »Er hat hier sogar sein eigenes Zimmer im Haus.«
    Â»Stimmt. Aber er kommt jetzt meistens nur noch einmal im Jahr, im Sommer. Dann übernimmt er die Vertretung in der Pfarrei, und unser Pfarrer kann in Urlaub fahren. Er ist sehr beliebt hier, die Leute sind stolz auf ihn. Es hat schon ein paar Busreisen aus unserer Pfarrei zu ihm nach Rom gegeben. Er heißt bei allen nur Monsignore Giovanni, und wenn man da unten mit ihm unterwegs ist, spricht er fließend Italienisch und kennt alle Leute, im Vatikan, aber auch draußen in den Restaurants. Überall heißt es: ›Ah, Monsignore Giovanni!‹ Alle glauben, dass er es im Vatikan noch weit bringt. Er selber glaubt das auch.«
    Â»Hat er Ihnen das gesagt?«
    Â»Wir haben früher manchmal am Mittagstisch Witze darüber gemacht, dass er eines Tages Kardinal wird, und er selber hat dabei immer am lautesten gelacht und erzählt, wie er wieder mal mit dem Chef der Glaubenskongregation zu Mittag gegessen hat. Angeblich hat er sogar dazu beigetragen, dass die selige Anna Schäffer aus Mindelstetten so schnell heiliggesprochen worden ist. Er nennt das ›im Rahmen meiner bescheidenen Möglichkeiten‹.«
    Â»Die Anna Schäffer? Ehrlich?«, entfuhr es Peter Hecht. »Meine Mutter ist eine ganz große Verehrerin von ihr. Sie war schon ein paarmal an ihrem Grab in Mindelstetten.«
    Für Morgenstern driftete das Gespräch in eine unliebsame Richtung ab. Er räusperte sich. »Jedenfalls ist es gut für die Familie, dass Ihr Onkel jetzt da ist und Beistand leisten kann. Wie lange will er denn bleiben?«
    Â»Soweit ich weiß, bleibt er bis Anfang September. Er will auf jeden Fall selbst das Requiem halten, hat er gesagt. Und außerdem will er mit Papa noch alles Mögliche wegen des Römerparks organisieren.«
    Morgenstern rührte nachdenklich in seiner Kaffeetasse. »Ihr Onkel hilft Ihrem Vater beim Augustus-Park? Wie denn?«
    Â»So genau weiß ich das auch nicht. Ich weiß nur, dass er damals, als der Limes Weltkulturerbe geworden ist, völlig aus dem Häuschen war. Er hat immer gesagt: ›Albert, da müssen wir was draus machen. Das ist eine einmalige Chance.‹ Und er war richtig sauer, als sie drüben in der Weißenburger Gegend angefangen haben, einen Limespark zu planen.«
    Â»Aus dem ist aber nichts geworden«, sagte Morgenstern.
    Â»Genau. Die haben das Geld nicht zusammengebracht. Und dann hat mein Onkel gesagt: ›Jetzt sind wir dran. Wir können das besser.‹«
    Â»Dann war der Augustus-Park also die Idee Ihres Onkels«, stellte Hecht fest.
    Â»Ja, zum großen Teil. Mein Papa hat sich anstecken lassen. Er braucht das Geld. Aber die treibende Kraft ist mein Onkel. Der kennt sich auch viel besser aus mit dem Limes und all dem. Mit der römischen Geschichte. Er spricht sogar fließend Latein, können Sie sich das vorstellen?«
    Hecht und Morgenstern konnten es nicht. Wie sollte jemand eine sogenannte tote Sprache sprechen können? Monsignore Breitenhiller war anscheinend ein Genie.
    Â»Als er jung war, hat er in der Gegend an Ausgrabungen teilgenommen«, erzählte Katharina weiter, »und dabei eine uralte verrostete Schwertklinge gefunden. Die hat er heute noch in seinem Zimmer, er hat sie mir mal gezeigt. Und einmal hat er versucht, den Limes abzuwandern. Er ist aber nicht weit gekommen, Endstation war kurz vor Ellingen. In Fiegenstall. Da ist er nicht über einen sumpfigen Bach drübergekommen. Ich kann mich noch gut dran erinnern, weil ich schon ein paarmal in Fiegenstall war. Da ist ein Übernachtungshaus der Katholischen Landjugend.«
    Morgenstern dachte an Gundekar Russer und die Legionäre. Russer, fiel ihm dabei auf, war dem Monsignore in mancherlei Hinsicht ähnlich. Die Begeisterung für Heimatgeschichte, der Versuch, uralte Schätze zu finden, das begonnene Theologiestudium, das in Russers Fall allerdings früh abgebrochen wurde. Und jetzt hatten sich die Wege der beiden Männer am Grab von Barbara Breitenhiller gekreuzt.
    Er fasste nach. »Ihr Onkel hat uns gestern etwas Wichtiges erzählt. Ihre Schwester hat ihn um Rat gebeten, weil Gundekar Russer sie bedrängt hat,

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