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Teufelsmauer

Teufelsmauer

Titel: Teufelsmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Auer
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keine verlorene Geldbörse samt Personalausweis und Führerschein. Hätte es alles schon gegeben, erklärten die Kollegen von der Spurensicherung Morgenstern. Diesmal sollte es nicht sein.
    Adam Schneidt ließ anschließend Mann und Maus ausschwärmen ins Land am Limes und kümmerte sich persönlich darum, dass der Ingolstädter Regionalsender Radio  IN einen Aufruf nach Hinweisen auf einen Unbekannten startete, und auch der »Donaukurier« wurde großzügig mit Informationen versorgt.
    Morgenstern und Hecht fuhren als Erstes nach Hirnstetten zum Hof von Albert Breitenhiller. Breitenhiller, der Immobilienbaron und der Römerpark waren es, die von Heinrich Pietzkas Dahinscheiden unmittelbar profitierten. Wenn der größte Kritiker des Projekts für immer schwieg, wenn keine Unterschriften mehr gesammelt wurden und es keine auf freiem Feld aufgestellten Transparente mehr gab – dann würde es auch keine lästigen Verzögerungen mehr geben. Der Weg durch alle Instanzen, den Heinrich Pietzka angedroht hatte, bliebe den Verantwortlichen erspart. Es sei denn, es fände sich ein Nachfolger, der die Sache mit ähnlicher Verbissenheit – und einer ähnlich guten Rechtsschutzversicherung – angehen würde. Dafür gab es allerdings keine Anzeichen.
    Hecht stellte den Wagen direkt neben dem nostalgischen Taubenhaus ab. Die Tauben, die gurrend auf dem Dach saßen, gehörten zu einer weißen Schmuckrasse – wie sie manchmal bei besonders romantischen Hollywoodhochzeiten flatternd zum Einsatz kamen, als hübsche Friedensboten –, nicht zu den üblichen Bauerntauben, deren Lebenszweck darin bestand, in zartem Alter der Höhepunkt eines Sonntagsessens zu werden, bevorzugt gebraten mit einer Semmelknödelteigfüllung und einer schweren Rotweinsoße.
    Während Morgenstern sich noch das friedliche Geflügel ansah, öffnete sich die Haustür, und Katharina Breitenhiller kam heraus. Die Schwester der verstorbenen Limeskönigin hatte verweinte Augen, einige Strähnen ihrer langen blonden Haare hingen ihr wirr ins Gesicht. Sie trug einen Jogginganzug und Adiletten.
    Morgensterns erste Empfindung war Mitleid. Er hatte die junge Frau am Vorabend beim Rosenkranz gesehen, wo sie sich am allgemeinen Beten kaum beteiligt hatte, weil sie ununterbrochen mit Tempotaschentüchern herumfummeln musste. Mal hatte sie sich die Augen abgewischt, dann die Nase geputzt, um danach wieder starr zum Altar zu blicken, als fände sich dort die Antwort auf die Frage, wer ihre große Schwester für immer aus dem Leben gerissen hatte.
    Â»Meine Eltern sind nach Eichstätt gefahren«, sagte sie mit müdem Blick. »Zum Bestattungsunternehmen. Der Onkel Hans, der Monsignore, ist auch dabei. Sie suchen einen Sarg aus … für die Barbara. Sie wollten mich mitnehmen … Aber ich kann nicht. Ich bin … ich bin noch nicht so weit. Der Hausarzt hat mich krankgeschrieben.«
    Â»Wir verstehen«, sagte Hecht einfühlsam. »Wir wollen auch gar nicht stören. Wir wollten mit Ihrem Vater sprechen.« Er schaute Morgenstern an, offenbar unschlüssig, ob er dem verstörten Mädchen die Nachricht zumuten durfte. Morgenstern nahm ihm die Entscheidung ab.
    Â»Wir waren grade unten am Berg Richtung Schafhausen. Es hat noch einen Mord gegeben.«
    Katharina hielt sich die Hand vor den Mund. »Das ist nicht Ihr Ernst.«
    Â»Leider doch. Sie sind heute noch nicht aus dem Haus gekommen, oder?«
    Â»Das sehen Sie doch. Wollen Sie nicht reinkommen?«
    Â»Gerne«, sagte Morgenstern erleichtert, denn er hatte das Gefühl, als würden sie aus sämtlichen Fenstern der Nachbarschaft beobachtet.
    Die Nachricht, dass es sich beim Toten um Heinrich Pietzka handelte, nahm Katharina Breitenhiller mit einer in Morgensterns Augen seltsamen Mischung aus Überraschung und Erleichterung auf.
    Â»Ich glaube nicht, dass ihn viele Leute im Dorf gemocht haben«, sagte sie geradeheraus, während sie mit einem modischen Vollautomaten in der Küche Kaffee für die Besucher brühte. »Man hat weder ihn noch seine Frau richtig wahrgenommen – bis er sich mit meinem Vater angelegt hat. Sie wissen schon, der Römerpark.«
    Â»Ist uns klar«, sagte Morgenstern. »Da hat er sich total verrannt. Wir kennen seine Briefe.«
    Â»Ich auch. Mein Vater hat sich jedes Mal fürchterlich aufgeregt,

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