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Teufelsmauer

Teufelsmauer

Titel: Teufelsmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Auer
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Diese Thermen bewiesen, wie fortschrittlich die Römer einst in Sachen Hygiene und Freizeit gewesen waren. Höhepunkt der Weißenburger Römerpracht war aber ein Museum mitten in der Altstadt, das einen unsagbar wertvollen Schatz zur Schau stellte: mehrere Dutzend römische Götterfiguren aus Bronze, die ein Privatmann in den siebziger Jahren in einem Spargelbeet ausgegraben hatte. Und vor ebendiesem Museum lagerten derzeit Karl-Heinz Rehlings Legionäre.
    Mit durchgedrücktem Bleifuß jagte Morgenstern über Serpentinen aus dem Altmühltal hinauf auf die Hochfläche, hinein in die riesigen Wälder, die schon seit ewigen Zeiten das bayerische Herzland gegen Franken abschirmten. Schwer zu sagen, wer sich da einst vor wem schützen wollte. Zu Römerzeiten allerdings war hier alles noch Bauernland gewesen. Im Boden steckten die Grundmauern Hunderter römischer Höfe, »Villa Rustica« genannt, deren Aufgabe es gewesen war, die Legionen am Limes mit Lebensmitteln zu versorgen oder Pferde für die Reitertruppen zu züchten.
    Â»Eine Sache, über die ich lange nachgedacht habe«, wiederholte Morgenstern Russers Worte. »Der Monsignore hat recht behalten. Dieser Russer ist ein Stalker, dem die Sache aus dem Ruder gelaufen ist. Kaum zu glauben, was mit Männern passiert, wenn sie unglücklich verliebt sind.«
    Hecht warf Morgenstern einen vieldeutigen Blick zu. »Wirklich kaum zu glauben. Da kann einer von Glück reden, wenn er mit einem blauen Auge davonkommt.«
    Kurz vor Weißenburg führte die Bundesstraße von der waldigen Jurahöhe in eine sanft gewellte Ebene hinab, in der die Stoppelfelder abgeernteter Getreideäcker golden glänzten.
    Mit überhöhtem Tempo fuhr Morgenstern in die Stadt ein, das Museum war als touristisches Highlight vom Ortsschild aus angeschrieben. Es lag direkt neben der Stadtkirche, einem hellbraunen Sandsteinbau; eine Buchhandlung mit integriertem Museumscafé befand sich unmittelbar gegenüber. Als Hecht und Morgenstern ihren Wagen abgestellt hatten und sich zu Fuß näherten, sahen sie Russer schon, der sich in voller Rüstung im Schatten der Kirche auf den Boden gesetzt hatte, den schweren Helm mit dem Wolfsfell neben sich.
    Sie setzten sich, ohne lange zu überlegen, rechts und links von ihm aufs Pflaster.
    Â»Da wären wir«, sagte Morgenstern und schaute auf die Uhr. »Wie versprochen, fünfundzwanzig Minuten.«
    Â»Schneller als mit Kettenhemd und Esel«, erwiderte Russer. »Gut, dass Sie da sind.«
    Â»Dann legen Sie mal los.« Morgenstern sah ihn auffordernd an. »Was haben Sie uns bisher noch nicht gesagt?«
    Russer nahm seinen Helm in beide Hände, als wollte er sich daran festhalten. »Ich glaube, ich habe einen Fehler gemacht. Die Sache ist ein bisschen kompliziert.«
    Â»Das haben wir uns schon gedacht«, sagte Morgenstern, während Hecht nach Block und Stift kramte und dabei missvergnügt feststellte, dass er sich auf dem Weißenburger Pflaster bereits seine gute braune Cordhose eingestaubt hatte.
    Â»Wie ich Ihnen schon erzählt habe, war ich bis zum Frühjahr mit Barbara zusammen. Ich war unheimlich stolz auf sie. Sie ist … sie war eine attraktive Frau.«
    Â»Sonst wäre sie auch kaum Limeskönigin geworden«, meinte Morgenstern.
    Russer ging nicht auf die Bemerkung ein. »Barbara hat oft bei mir übernachtet, vor allem an den Wochenenden. Wir gingen zusammen aus, oft ins ›Dasda‹, und danach ist sie bei mir geblieben.« Er blickte ins Leere. »Ganz dicht hat sie bei mir geschlafen. Ins Nest gekauert wie ein kleiner, verletzlicher Vogel. Ich glaube, sie hat bei Männern immer einen Beschützerinstinkt ausgelöst. Aber ich bin mir sicher, dass es bei mir etwas Besonderes war.«
    Â»Aber dann hat sie Sie verlassen, und das haben Sie ihr übelgenommen«, resümierte Morgenstern.
    Â»Eben nicht!«, sagte Russer heftig. »Lassen Sie mich einfach mal erzählen.«
    Â»Schon gut.«
    Â»Also. Barbie hat oft bei mir übernachtet. Ich habe einen tiefen Schlaf, wie ein Bär. Das einzige Problem bei mir ist, dass ich schnarche. Ziemlich laut sogar.«
    Â»Und das hat Frau Breitenhiller gestört?«, fragte Morgenstern.
    Â»Nein. Oder doch. Aber darum geht es gar nicht. Ich will Ihnen nur sagen, dass ich einen ruhigen Schlaf habe, wenn man so will, einen gesegneten Schlaf. Das hat nicht

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