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Teufelsmauer

Teufelsmauer

Titel: Teufelsmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Auer
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Füßen befindet, dass wir unsere Gegenwart nicht erklären können, wenn wir nicht wissen, woher wir kommen. Wer keine Vergangenheit hat, der hat auch keine Zukunft.«
    Â»Danke schön. Das war’s auch schon.« Der Regisseur war zufrieden, und Russer nahm seinen Helm ab, klemmte ihn sich unter den Arm und stellte sich zu Hecht und Morgenstern, die sich direkt hinter dem Kameramann postiert hatten.
    Â»Das haben Sie schön gesagt, das mit der Gegenwart, die sich nur durch die Vergangenheit erklären lässt«, sagte Morgenstern. »Das führt uns direkt wieder zur Limeskönigin zurück. Was haben Sie nach der Trennung von Frau Breitenhiller gemacht? Haben Sie ihr nachgestellt?«
    Russer dachte eine Weile nach. »Ich war erst wie vor den Kopf geschlagen, aber dann hat mich irgendwie der Teufel geritten«, sagte er schließlich.
    Â»Wie dürfen wir uns diesen Teufel vorstellen?«, fragte Hecht.
    Â»Ich habe mir im Internet alle Informationen über Monsignore Breitenhiller zusammengesucht. Da war natürlich nichts Verfängliches. Das hatte ich auch nicht erwartet. Eine makellose Kirchenkarriere, ohne Lücken. Priesterseminar, kurz Kaplan irgendwo in der Oberpfalz, dann zum weiterführenden Studium nach Rom, Kirchenrecht und Wirtschaft, von dort immer weiter die Leiter hoch im vatikanischen Dienst. Und daneben immer wieder die Besuche in der alten Heimat. Silbernes Priesterjubiläum und solche Dinge. Ich habe sogar ein altes Bild im Internet gefunden von der silbernen Primiz in Hirnstetten. Da hatten sie an der Hofeinfahrt vom Moierhof ein hölzernes Tor gebaut, mit Buchszweigen und einem großen Schild mit Bibelzitat.«
    Â»Und dann?«, fragte Morgenstern. »Was haben Sie dann angestellt?«
    Russer schaute ihn ernst an. »Ich habe ihm einen Brief geschrieben. Nach Rom. Anonym.«
    Â»Nicht sehr fein.«
    Â»Was hätte ich denn Ihrer Ansicht nach tun sollen? Mit vollem Namen unterschreiben, damit ich ein paar Tage später mit Verleumdungsklagen überhäuft werde? Nein. Ich kann ja nichts beweisen. Es gibt wahrscheinlich keine Zeugen, und Barbie wollte oder konnte sich nicht erinnern. Das war wie ein weißer Fleck in ihrem Gedächtnis, stelle ich mir vor. Einfach ausgelöscht.«
    Â»Ich bin kein Psychologe. Ist das überhaupt möglich, so eine Löschung?«, fragte Morgenstern. »Das menschliche Gehirn ist doch kein Computer mit Löschtaste.«
    Â»Ich habe mich ein bisschen damit befasst. Das gibt es immer wieder, dass Menschen schlimme Erinnerungen einfach ausblenden.«
    Morgenstern zupfte sich nachdenklich am Ohr. »Was haben Sie in diesem Brief geschrieben, Herr Russer?«
    Â»Ich habe den Monsignore damit konfrontiert, was er seiner Nichte, seinem Patenkind angetan hat, und habe ihn gefragt, wie er das mit seinem Gewissen und mit Gott vereinbaren kann. Ich habe ihn aufgefordert, sich an Barbara zu wenden und zu versuchen, die Sache irgendwie ins Reine zu bringen. Damit sie ihr Leben leben kann. Damit ihr Leben gelingt.«
    Morgenstern hörte aus den letzten Worten das abgebrochene Theologiestudium heraus, den verhinderten Prediger, den Religionspädagogen. Und nicht zuletzt: den hoffnungslosen Naivling. Damit ihr Leben gelingt. Hatte Gundekar Russer tatsächlich erwartet, Johann Breitenhiller würde sich seiner Vergangenheit stellen?
    Â»Saublöd war das«, kommentierte Morgenstern unbarmherzig.
    Â»Warum?«
    Â»Wenn an dieser Sache wirklich etwas dran war – was hätte der Monsignore denn Ihrer Ansicht nach tun sollen? Sich in ein einsames Kloster zurückziehen? Ein öffentliches Schuldbekenntnis abgeben? Sich ins Schwert stürzen?«
    Â»Sich bei Barbara entschuldigen«, beharrte Russer. »Reue zeigen.«
    Â»Oh mei«, sagte Hecht und blickte dabei von seinem Block auf.
    Morgenstern sah dem Legionär eindringlich in die Augen. »Ein Appell ans Gewissen ist eine Sache. Aber was haben Sie Herrn Breitenhiller angekündigt für den Fall, dass er nichts unternimmt, dass er die Sache einfach aussitzt? Womit haben Sie ihm gedroht?«
    Â»Gedroht? Das klingt mir zu sehr nach Erpressung.«
    Â»Was es ja auch ist«, sagte Morgenstern.
    Â»Ich habe ihm angekündigt, dass ich die Sache an zwei Instanzen weiterleiten würde, natürlich anonym.«
    Â»Lassen Sie mich raten«, sagte Morgenstern. »Nummer eins ist der Eichstätter Bischof und

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