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Teufelsmauer

Teufelsmauer

Titel: Teufelsmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Auer
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Patenonkel, der in seinem Urlaub im selben Haus wohnte. Von Monsignore Dr. Johannes Breitenhiller.«
    Â»Und Ihre einzigen Indizien sind diese Träume, an die sich Frau Breitenhiller selbst morgens nicht mehr erinnern konnte oder wollte?«, sagte Hecht.
    Â»Ich bin noch nicht fertig. Ich habe Barbie eines Tages mit dieser Sache konfrontiert. Ich habe sie geradeheraus gefragt, was da war zwischen ihr und ihrem Onkel.«
    Â»Und?«, fragte Morgenstern ungeduldig.
    Â»Sie hat mir keine Antwort gegeben, zumindest keine vernünftige. Das Einzige, was sie mir erzählt hat, war, dass sie als kleines Mädchen mit ihrem Onkel immer am Limes spazieren gegangen ist, an einer Wiese mit Apfelbäumen. Nur sie beide.«
    Â»Wie alt war sie damals? Hat sie Ihnen das gesagt?«
    Â»Ungefähr acht.«
    Morgenstern überkam trotz der Sonne und der wärmenden, schützenden Sandsteinmauer ein Frösteln. Er dachte an seinen Sohn Marius, der mit dem jüngeren Bruder Bastian gerade im Zeltlager war. In guten Händen, wie er inbrünstig hoffte. So alt wie Bastian war die kleine Barbara gewesen, als sie mit ihrem Onkel, dem untadeligen Stolz der Familie Breitenhiller, zu einsamen Spaziergängen aufbrach, Hand in Händchen. An einer Hecke entlang, die neugierige Blicke abschirmte. An einer Hecke, die behaftet war mit der Aura des Mysteriösen, Geheimnisvollen und an der man, wenn man es sich nur lange genug einbildete, das Klirren der Waffen hören konnte, das Schnauben der Rösser und das Bellen der Hunde. Gott schütze meine Kinder, dachte Morgenstern. Und hatte im selben Moment Zweifel, ob der Gott, an den der Monsignore glaubte, der richtige Ansprechpartner für diese Bitte war.
    Â»War das alles?«, fragte Hecht.
    Â»Nein. Ich habe Ihnen am Telefon gesagt, dass ich möglicherweise einen Fehler gemacht habe, eine Dummheit, wenn Sie so wollen.«
    Â»Was für eine Dummheit?«
    Â»Kurz nachdem ich Barbie nach ihren Alpträumen gefragt hatte, hat sie mit mir Schluss gemacht. Von einem Tag auf den anderen. Ich wusste, dass sie bei Männern sprunghaft ist. Aber in diesem Fall, da bin ich mir sicher, war es etwas anderes. Sie hat es nicht ertragen, dass ich sie mit dieser Sache konfrontiert habe. Was immer ihr angetan worden ist, sie hat es tief in ihrem Inneren verkapselt, vergraben. Und dann komme ich.« Russer lächelte. »Ich, der Sondengänger. Wissen Sie, wie mein Spitzname im Internet heißt? Schattengräber.«
    Â»Der Schattengräber«, wiederholte Morgenstern.
    Â»Der Schattengräber. Genau. Und ich grabe das aus, was seit Jahren im Boden gelegen hat. Vielleicht habe ich es auch gar nicht ausgegraben, sondern nur ein bisschen an der Oberfläche gekratzt. Wie jemand, der mit dem Spaten an den Deckel einer eisernen Truhe stößt.«
    Morgenstern setzte den Gedanken fort. »Und bevor Sie die Truhe heben konnten, sind Sie vom Grundstück gejagt worden.«
    Â»Genau so war es. Wir haben nie wieder über diese Sache gesprochen. Nie wieder. Und ich weiß bis heute nicht, ob sie selbst sich darüber klar wurde, was damals, als sie ein Kind war, mit ihr geschehen ist.«
    Am Eingang des Museums wurde es laut. Das Fernsehteam kam heraus, begleitet von drei Legionären in schimmernder Rüstung, vorneweg Zenturio Karl-Heinz Rehling.
    Â»Gundekar, wir brauchen dich für ein kurzes Statement«, rief er, sichtlich irritiert über das auf dem Boden sitzende Trio.
    Mühsam rappelte sich Russer auf. »Worum soll es denn gehen?«
    Â»Um das Weltkulturerbe. Sag ein paar schöne Sätze über den Limes.«
    Russer nickte Hecht und Morgenstern zu, dann setzte er sich diszipliniert, als ginge es in den Kampf, seinen Helm auf, zupfte das Kettenhemd zurecht und postierte sich auf Wunsch des Regisseurs neben dem Zenturio vor dem Eingang.
    Â»Kamera läuft«, sagte der Regisseur. »Herr Russer, erklären Sie uns kurz den Grund für Ihre Begeisterung für den Limes und die römische Vergangenheit.«
    Russer blickte ernst in die Kamera, dann erklärte er selbstsicher, ohne ein einziges Mal ins Stocken zu geraten oder sich zu verhaspeln: »Ich war schon als Kind ein Römerfan, und heute bin ich es mehr denn je. Ich finde es phantastisch, dass genau hier bei uns die Grenze des Römischen Reiches verlaufen ist. Ich möchte den Menschen vermitteln, welche große Vergangenheit sich unter unseren

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