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Teufelsmauer

Teufelsmauer

Titel: Teufelsmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Auer
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schön unsere Sache sein.« Und dann entfuhr ihm die Retourkutsche. »Bei Ihnen im Vatikan haben Ermittler früher ja andere Möglichkeiten gehabt als wir heute. Aber das waren Zeiten, die sich niemand zurückwünscht. Die Inquisition ist abgeschafft, Gott sei Dank.«
    Der Monsignore kniff ebenfalls die Augen zusammen. »Und seitdem darf jeder dahergelaufene Atheist die heilige Mutter Kirche in den Dreck ziehen und mit Kot bewerfen«, legte er nach. »Wenn sich aber einer wie ich solche Machenschaften nicht gefallen lässt und sich wehrt, dann ist auf einmal – ganz, ganz schnell – die Polizei da.«
    Â»Das eine hat doch mit dem anderen überhaupt nichts zu tun«, versuchte Hecht die Wogen zu glätten. »Und vor allem hilft es uns nicht weiter. Selbstverständlich gehen wir allen Spuren sorgfältig nach. Aber wir tun das ausschließlich mit den Mitteln, die uns der Rechtsstaat zur Verfügung stellt. Etwas anderes werden Sie von uns nicht erleben.«
    Albert Breitenhiller schüttelte den Kopf. »Da habe ich aber auch schon andere Sachen gehört. Setzen Sie dem Burschen die Pistole auf die Brust.« Er machte eine kleine Pause, damit der folgende Satz seine Wirkung richtig entfalten konnte: »Hier geht es um Mord. Da dürfen Sie alles.«
    Morgensterns Gesicht lief rot an. Er wusste genau, worauf der Bauer anspielte: auf eine verkorkste Ermittlung in einem früheren Mordfall. Damals hatten Kollegen der Ingolstädter Kripo einen Verdächtigen angeblich mit genau diesen Worten in die Mangel genommen – und sich dafür später vor Gericht eine gepfefferte und leider äußerst öffentlichkeitswirksame Watschen eingefangen. Seitdem geisterte das böse Wort vom »Ingolstädter Landrecht« durch die Region.
    Der Bauer hatte einen schmerzhaften Treffer gelandet. Hecht und Morgenstern sahen sich kurz an, dann sagte Morgenstern: »Wir können auch anders, Herr Breitenhiller, und ich meine Herrn Albert Breitenhiller. Wir würden uns gerne noch ausführlicher mit Ihnen unterhalten. Allerdings nicht hier. Wir fahren zur Polizeiinspektion Eichstätt und werden dort über den heutigen Morgen sprechen und ihn so detailliert rekonstruieren, wie das nur möglich ist. Und Sie, Frau Breitenhiller, kommen mit. Herr Johannes Breitenhiller, Sie dürfen nach Hause, nach Hirnstetten fahren. Sie werden es uns aber hoffentlich nicht krummnehmen, wenn wir uns in München nach Ihrem heutigen Frühstück erkundigen.«
    Der Monsignore blickte Morgenstern freundlich an. »Ganz und gar nicht. Das gehört zu Ihren Aufgaben. Genau so stelle ich mir das vor.« Dann wandte er sich formvollendet an den Wirt. »Il conto, per favore.«
    Die Ortsverlagerung war von Hecht und Morgenstern im Wesentlichen als erzieherische Maßnahme gedacht. Und tatsächlich zeigte sich das Ehepaar Breitenhiller beeindruckt von der unbekannten Situation im Vernehmungszimmer der Polizeiinspektion an der Kipfenberger Straße, das Inspektionsleiter Manfred Huber sofort zur Verfügung gestellt hatte. Huber war heilfroh, dass beide Mordfälle ganz knapp außerhalb seines Zuständigkeitsbereichs lagen und somit, jenseits aller Tragik, den Kollegen von der Beilngrieser Inspektion die penibel geführte Kriminalstatistik verhagelten. Das Einzige, was Huber etwas beunruhigte, war der Einbruch im Pfünzer Römerkastell, das eindeutig auf dem Territorium der Eichstätter Ordnungshüter lag. Es sah ganz so aus, als ob sich der Täter nicht um die verwaltungstechnischen Grenzen der lokalen Polizeiinspektionen scherte.
    Albert Breitenhiller saß in der Klemme. Verzweifelt zermarterte er sich das Hirn nach den abwegigsten Details dieses Morgens. Wie er Hecht und Morgenstern schilderte, war er ziemlich genau fünfunddreißig Minuten außerhalb seines Hofes gewesen, um frisches Gras zu holen. Das ging mit moderner Technik alles sehr schnell. Vorne am Traktor war jetzt in den Sommermonaten ständig ein Kreiselmähwerk montiert, womit das Gras in einem Arbeitsgang gemäht und auf den Ladewagen befördert wurde. Der Bauer musste in der Regel nicht einmal von seinem Fahrzeug absteigen. Albert Breitenhiller war allerdings gemäß seiner Schilderung doch vom Traktor heruntergeklettert, wie er mit einem gequälten, um Verzeihung bittenden Lächeln erläuterte, um einem dringenden Bedürfnis nachzukommen. Er habe sich

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