Teufelsmond
sich an die Wegenerin. «Was haben sie hier gemacht?»
Die Frau zuckte mit den Achseln. «‹Feuer muss mit Feuer bekämpft werden›, haben sie gesagt, und: ‹Wir werden denen die Hölle heißmachen.› Dann haben sie das Haus in Brand gesteckt, sich aber nicht weiter darum gekümmert. Ihr seht ja selbst, Pater, das Feuer ist schon verloschen. Gerade die Giebel hat es ein bisschen angesengt. Jetzt wollen sie das Land der Müller verwüsten.»
«Hm. Das passt», murmelte der Pater in seinen Bart. «Wie wollen sie das Land in Brand stecken, wenn doch die Erde so feucht ist?»
Die Wegenerin verzog den Mund. «Sie haben Ölkannen dabei. Zuvor haben sie einen Teil des Landes mit dem trockenen Stroh aus der Müllerscheune bestreut. Und sie haben Eicheln auf den Äckern ausgestreut, damit die hungrigen Wildschweine kommen und das Land um- und umgraben.»
Der Pater sah sich um. «Wo sind denn alle?», fragte er. «Ich sehe nur sehr wenige Dorfbewohner.»
Die Wegenerin antwortete: «Nicht alle wollten, dass die Lazarener kommen. Und noch weniger wollen denen ihr Land, ihr Vieh, ihr Geld oder Gold in den Rachen werfen.»
«Wo ist Euer Mann?», fragte der Pater weiter und sah sich um. «Ich sehe nur den Glenbauern.»
Die Wegenerin machte eine wegwerfende Handbewegung, dann hakte sie ihre Magd unter und ging davon.
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Dreiunddreißigstes Kapitel
Gleich am nächsten Morgen läuteten die Kirchenglocken und riefen die verbliebenen Bewohner Alwerodes zur Messe. Der Pater war am Abend zuvor noch im Wirtshaus gewesen, hatte die Lazarener begrüßt und die Dankesmesse angekündigt.
Der Hochmeister der Lazarener hatte eine gelangweilte Miene aufgesetzt, doch diesen Dankesgottesdienst ihm zu Ehren, der den Gepflogenheiten entsprach, konnte er nicht ignorieren. Danach hatte der Pater noch die halbe Nacht in seinem Zimmer gehockt. Karla hatte den Kerzenschein durch die Türritze schimmern sehen. Sie hatte erwogen anzuklopfen, doch sie wusste genau, dass sich der Pater nur sehr ungern beim Nachdenken stören ließ. Und sie war sich sicher, dass er nachdachte, einen Plan ausheckte.
Und jetzt läutete die Else die Kirchenglocken, während Karla die Kerzen auf dem Altar entzündete und Pater Fürchtegott sich in der Sakristei in sein Priestergewand hüllte.
Schon betraten die ersten die Kirche; Karla sah, dass auch Bernadette wieder zurück war. Ihr Mann, der Hettrich, hing wie ein Bündel Lumpen an ihrem Arm, während der Wegener, der hinter den Hettrichs ging, seinen Blick stur auf den Boden gerichtet hielt.
Nach einer Weile war die Kirche voll von erschöpften Menschen mit grauen Gesichtern, die sich nur eines wünschten: endlich Ruhe und Frieden.
Der Dorfschulze sah zum Altar mit bitterem Blick, als mache er den Herrn für den Tod seines Sohnes und seiner Frau verantwortlich. Die Glenbäuerin seufzte ein um das andere Mal, doch als die Lazarener das Gotteshaus betraten und sich gleich nach vorn in die erste Reihe setzten, verschwand der Missmut aus den Gesichtern der Alweröder und machte einer Mischung aus Dankbarkeit und Ehrfurcht Platz.
Pater Fürchtegott hielt keine lange Predigt. Er las lediglich eine Bibelstelle vor und bezog diese auf das Dorf.
Als der Schlusssegen gesprochen war und die Ersten sich von den Bänken erheben wollten, hielt er sie jedoch zurück: «Wartet, liebe Freunde. Wartet noch einen Augenblick. Das Dorf ist frei, Eure Seelen sind nun frei. Wir sollten den Neuanfang mit einem Fest begehen.»
Der Wegener erwiderte: «Ein Fest, ja. Fröhlichkeit ist etwas, das es lange nicht mehr hier gab. Aber wir haben nichts zum Feiern.»
«Ich stifte ein Schwein», verkündete der Pater.
Karla sah ihn verblüfft an. «Ja, ich werde heute Abend ein Schwein zu Krügers Schenke bringen. Ihr alle sollt Euch daran laben.»
Der Krüger trat vor. «Was ist mit den Getränken?», fragte er und warf einen Seitenblick auf die Lazarener, die ihm, wie er hinter vorgehaltener Hand zum Besten gab, den Weinkeller leer gesoffen hatten.
«Auch um die Getränke werde ich mich kümmern. Ein Fass Bier stifte ich zum Lobe des Herrn.»
Jetzt erst überzog ein stilles Lächeln die Gesichter der Alweröder. Erst jetzt begannen sie zaghaft zu glauben, dass das Schicksal sich womöglich tatsächlich gewendet hatte.
«Ich werde da sein», verkündete der Glenbauer. «Zwei Laibe Käse stelle ich auf den Tisch und einen Krug Branntwein, dazu frisches Brot.»
«Sauerkraut», sagte die Wegenerin. «Sauerkraut
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