Teufelsmond
passt gut zu Schwein. Ich werde Sauerkraut mitbringen.»
Mit einem Mal hatten es alle eilig, aus der Kirche zu kommen.
«Es ist», sprach Pater Fürchtegott ein wenig später, «als ob sie ein Fünkchen Hoffnung erhalten hätten. Fast tut es mir weh, noch einmal kräftig Salz in die Wunden streuen zu müssen.»
«Was habt Ihr vor?», fragte Karla, die sich schon über die Verkündigung des anstehenden Fests gewundert hatte.
«Ich werde meine Aufgabe zum Abschluss bringen, und du wirst mir dabei helfen.»
«Und wie?»
«Das Schwein», erklärte Fürchtegott. «Wir brauchen das Schwein aus dem Misthaufen der Hettrichs. Und Wasser von der Michelsmühle. Und natürlich den schwarzen Jo und Sofie.»
Karla blickte den Pater bestürzt an. «Was, um Himmels willen, habt Ihr vor?»
«Das wirst du schon sehen, wenn du es dir nicht selbst denken kannst. Hast du mir nicht selbst erzählt, wie aufgebläht das Schwein im Misthaufen war? Wie eklig? Was du in seinem Maul gefunden hast? Nun, ich habe ein wenig nachgeforscht. Hab ein wenig Geduld. Zuerst müssen wir die Abgesandten aus Ziegenhain in Empfang nehmen, von denen dir der Händler berichtet hat.»
«Aber wann werden sie kommen?»
Der Pater sah auf die Stundenkerze. «Ich rechne jeden Augenblick mit ihnen. Gestern haben sie in Neukirchen übernachtet.»
Karla blieb der Mund offen stehen. «Wer sagt das?»
Fürchtegott lächelte. «Es gibt Knechte und Pferde hier im Dorf. Knechte, die nicht länger auf ihre Herrschaft hören. Knechte, die mir in den letzten Tagen geholfen haben. Ich habe den Knecht des Dorfschulzen geschickt. Er hat gestern ein Schreiben zu den Ziegenhainern gebracht. Heute Morgen erhielt ich die Antwort. Spätestens zum Fest werden sie da sein.»
«Das Finale?», fragte Karla.
Der Pater nickte. «Mit Pauken und Trompeten.»
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Vierunddreißigstes Kapitel
Als Pater Fürchtegott am Abend Karla im Pfarrhaus zu sich rief, waren die meisten Dörfler schon in Krügers Schenke.
«Lass uns die Sau holen.» Pater Fürchtegott rieb sich die Hände. Er trug eine Schürze, die er sich von Else ausgeliehen hatte, dazu Lederhandschuhe von Pfarrer Dippel.
Auch Karla band sich eine Schürze vor ihr Kleid und krempelte die Ärmel so hoch, dass das Schwein nicht mit dem Stoff in Berührung kommen konnte.
Auf dem Hettrichhof wartete schon der Knecht. Gemeinsam und unter großer Anstrengung hievten sie das Schwein, von dem ein abscheulicher Geruch ausging, auf einen Karren und zogen ihn bis vor das Wirtshaus.
Karla schüttelte sich, als sie den Kadaver betrachtete. Maden krochen ihm aus Augen und Maul, das von einer rötlichen Flüssigkeit verschmiert war. Die Haut schillerte grünlich und fühlte sich seifig an.
«Kein Mensch wird gewillt sein, etwas davon zu essen», erklärte sie.
«Da bin ich mir auch ganz sicher», stimmte der Pater zu und rieb sich die Hände. «Wir gehen jetzt hinein.»
Karla folgte dem Pater zögernd. Sie ahnte, was er vorhatte, doch sie konnte sich nicht vorstellen, dass sein Plan gelang.
Im Gasthaus herrschte unbeschreiblicher Lärm. Die Lazarener hatten die Reste des Weinkellers heraufbefohlen und tranken direkt aus den Krügen. Der Hochmeister saß an einem Tisch, vor sich eine Urkunde, und reichte dem Dorfschulzen einen Federkiel. Pater Fürchtegott und Karla stellten sich in die Nähe und spitzten die Ohren.
«Hier, unterschreibt, dass Ihr den Lazarenern das Land an der Michelsmühle abtretet.»
Der Dorfschulze kratzte sich am Kopf. «Wie kann ich da unterschreiben, wenn mir das Land nicht gehört?», fragte er.
Der Lazarener schlug ihm aufmunternd auf die Schulter. «Es gehört Euch. Die Müller sind geflohen, nicht wahr? Und das Land liegt in der Gemarkung des Dorfes, habe ich recht?»
Der Dorfschulze nickte.
«Also könnt Ihr darüber verfügen. Das Leben muss weitergehen. Alwerode braucht eine Mühle. Da, setzt dort Euren Namen hin.»
Der Dorfschulze beugte sich über das Papier, hielt dann aber inne.
«Wer wird die Mühle betreiben?»
«Das lasst unsere Sorge sein. Wir werden uns um alles kümmern. Es gibt bereits einen Anwärter, der die Mühle pachten will.»
«Wer ist es?» Der Dorfschulze legte den Federkiel zur Seite. «Ich unterschreibe nicht, solange ich nicht weiß, was mit der Mühle geschieht.»
Der Lazarener verzog den Mund, dann reichte er dem Dorfschulzen einen Becher Branntwein. «Da, trink erst einmal. Das wird es dir leichter machen.»
Der Dorfschulze schob den Becher
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