Teufelspfad
sein.
Er schaute zu Lincoln, der aschfahl im Gesicht war. Marcus stand neben ihm und sprach leise auf ihn ein. Dann drückte er seinen Arm und nickte Baldwin zu.
Ohne ein Wort zu sagen, ging Marcus zurück zum CJC. Baldwin gesellte sich zu ihm. Sie nahmen den langen Weg einmal ums Gebäude herum zur Hintertür. Dort blieben sie auf der Treppe stehen, um zu reden.
„Was ist hier los?“, fragte Baldwin.
„Das Mädchen hatte ein Messer, und sie war innerhalb der Zone. Linc hatte keine andere Wahl, als sie zu erschießen. Ihm geht es ziemlich schlecht. Der Schuss ist ohne Zweifel zur Selbstverteidigung erfolgt. Das Problem ist, drei Leute haben gesehen, was passiert ist, und zwei davon sind jetzt tot. Er ist vorübergehend suspendiert und wird zumindest für den heutigen Tag nach Hause geschickt, nachdem er mit der Psychologin gesprochen hat.“ Marcus zog seine Schlüsselkarte durch den Schlitz. „Wo ist Taylor?“
„Das versuche ich auch gerade herauszufinden. Ich hatte gehofft, sie wäre schon hier. Sie hat mich gebeten, sie hier zu treffen. Sie sucht nach Sam. Wir glauben, dass Copeland sie hat. Solltest du nicht eigentlich bei Fitz sein?“
„Das war ich auch, aber als ich gehört habe, dass Sam vermisst wird, bin ich sofort hierher zurückgekommen. Ich habe zwei Männern, denen ich traue, bei ihm gelassen. Es geht ihm gut. Mann, dieser Tag wird aber auch von Minute zu Minute besser.“ Er schüttelte den Kopf.
„Was hat Colleen Keck dazu gebracht, abzuhauen?“
Sie hatten die Büros der Mordkommission erreicht. Marcus ging direkt zu Taylors Büro und bedeutete Baldwin, ihm zu folgen. Er schloss die Tür hinter sich, damit sie offen reden konnten.
„Lincoln hat ihre Fingerabdrücke überprüft. Wie sich herausstellte, war sie nicht die, als die sie sich ausgab. Ihr echter Name ist Emma Brighton. Sie stammt aus Forest City, North Carolina. Copelands Heimatstadt.“
„Taylor hat vermutet, dass sie in irgendeiner Verbindung zu Copeland steht und den Namen erkannt hat, als sie ihr ihn nannte.“
„Lincoln hatte gerade versucht, die Geschichte aus ihr herauszubekommen, da ist sie durchgedreht. Er hält sie für das Mädchen, das Copeland mit sechzehn vergewaltigt hat. Sie hat mit ihm zusammen in der betreuten Wohngruppe gelebt.“
Baldwin schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. „Mein Gott. Das ergibt Sinn. Kein Wunder, dass er es auf sie abgesehen hatte – er kümmert sich um die noch offenen Probleme der Vergangenheit. Sie hat ein neues Leben unter anderem Namen angefangen. Hat geheiratet. Ein Kind bekommen.“ Ihm kam ein weiterer Gedanke. „Der Mord an ihrem Ehemann ist nie aufgeklärt worden, oder? Ich wette, dass Copeland dabei auch irgendwie seine Finger im Spiel hatte.“
„Das ist gut möglich … Er ist während einer Drogenkontrolle auf der Interstate erschossen worden – der ganze Vorfall ist zwar von Kameras aufgezeichnet worden, aber wer auch immer es getan hat, wusste, wie er sein Gesicht verbergen konnte. Von der Körpergröße her konnte man darauf schließen, dass es sich um einen Mann gehandelt hat, aber mehr wissen sie bis heute nicht. Die Ballistik hat nie irgendwelche Treffer ergeben; es war eine saubere Waffe.“
„Das klingt ganz nach Copeland. Er hat herausgefunden, dass seine alte Flamme als Colleen Keck lebt. Er wusste, mit wem sie verheiratet war. Vor drei Jahren hat er Kecks Namen genutzt, um seine Mutter zu besuchen. Er hat jahrelang nach ihr gesucht und dann beschlossen, ihr Leben systematisch zu zerstören. Sie war schließlich eine Zeugin, auch wenn wir wissen, dass er sich seitdem mehreren kosmetischen Operationen unterzogen hat. In letzter Zeit hat er sich als Barclay Iles aus der Rechtsmedizin ausgegeben. Einer meiner Profiler stattet gerade seinem Chirurgen einen Besuch ab.“
„Ehrlich?“
„Ehrlich.“ Noch ein Gedanke schoss ihm durch den Kopf. „Der Name des Blogs. Felon E. E für Emma. Ich frage mich, ob sie das absichtlich oder unterbewusst gemacht hat? Ich wette, nach dem Tod ihres Mannes konnte sie nicht anders. Aber wer war die Frau, die Lincoln erschossen hat? Wer hat Colleen umgebracht?“
„Das versuchen wir gerade herauszufinden. Sie hatte keinen Ausweis bei sich.“
Baldwin stand auf und tigerte im Büro auf und ab. „Die Hinweise, die er uns geschickt hat. Die Kennzeichen und die Adresse von Sam. Ein Buchstabe ist übrig geblieben – ein E. E für Emma Brighton, E für Felon E.“
„Das ergibt Sinn.“
„Wie ist sie
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