Teufelspfad
wie Ewan einen Arm hob. Sofort war ihre Waffe wieder in ihrer Hand, und die Kugeln flogen.
Sie wollte sich nach links bewegen, doch ihre Beine gehorchten ihr nicht.
Schmerzen. Unfassbare Schmerzen. Brennend. Sie wollte nach ihrem Kopf greifen, doch ihre Hand bewegte sich nicht.
Tränen. Sie weinte jetzt. Der Zement, hart und kalt an ihrer Wange.
Dann war nichts mehr.
58. KAPITEL
„Sie ist getroffen worden. Taylor ist getroffen worden!“ Er hörte die Worte, die aus seinem Mund kamen.
Alles war so rasant passiert. Er war so schnell er konnte in den Raum gelaufen. Sie hatten Sam blutend und weinend im Garten gefunden, all ihrer Stärke beraubt. Sie hatte ihm erzählt, wo Taylor war.
Taylor hatte sich umgedreht, ihn ins Zimmer stürzen sehen, sie hatte nicht gelächelt, ihre Miene hatte eher Zufriedenheit ausgedrückt, als wollte sie sagen: „Siehst du, ich habe es nicht getan. Ich habe es nicht durchziehen können.“
Aber Copeland bewegte sich hinter ihr. Setzte sich schnell auf. Metall glitzerte in seiner Hand. Er hatte eine Waffe. Taylor musste es gesehen oder die Bewegung gespürt haben. Sie drehte sich zu Copeland um, der Mund zu einem wütenden Strich zusammengepresst, die Waffe blitzschnell gezogen. Aber nicht schnell genug. Baldwins Verstand trieb ihn zu der richtigen Reaktion – er fing an, zu schießen. Drückte den Abzug. Doch er war nicht schnell genug. Er sah Taylor zu Boden fallen; es war weder elegant noch langsam, sie sackte einfach zusammen, ein Häufchen Mensch auf dem Boden. Blut sammelte sich unter ihrem Kopf, und sein Herz erstarrte.
Baldwin blieb nur der Bruchteil einer Sekunde, zu einer Entscheidung zu kommen. Die Zeitspanne zwischen zwei Herzschlägen. Zu Taylor gehen oder diesen Hund zu erschießen. Sein Finger blieb auf dem Abzug. Er zielte und drückte vier Mal in schneller Folge ab, zog eine Spur von Copelands Brustbein bis zu seiner Stirn. Ein feiner, blutiger Sprühnebel erhob sich, dann der dumpfe Aufprall eines Körpers auf dem Boden, und er wusste, dass es vorbei war.
Marcus erreichte den Dachboden. „Officer am Boden, Officer am Boden“, rief er. Er fiel neben Taylor auf die Knie und fühlte hektisch nach ihrem Puls.
Baldwin bekam keine Luft mehr. Er konnte nicht atmen – war er angeschossen worden? Nein. Er war zu aufgeregt. Zu viel Adrenalin. Endlich schaffte es ein zittriger Atemzug bis in seine Lungen, und das Bild, das sich ihm bot, wurde klarer.
Taylor.
Er warf seine Waffe zu Boden und kniete sich neben sie.
Die Eintrittswunde war ein wütendes rotes Loch über ihrer rechten Schläfe, ein wenig außerhalb der Mitte. Er befühlte ihren Hinterkopf, fand aber keine Austrittswunde. Die Waffe, die Copeland benutzt hatte, lag anderthalb Meter entfernt ganz ruhig auf dem Zementboden. Sie hatte ihn nicht abgetastet, sonst hätte sie die Pistole gefunden. Nachlässig. Aber es handelte sich um eine .22er. Kleines Kaliber. Sie hatte vielleicht eine Chance.
„Taylor Jackson, ich erlaube dir nicht, tot zu sein. Verdammt, Frau, sag was. Mach die Augen auf, Taylor. Mach deine Augen auf! “
Jemand zog ihn am Arm beiseite und hielt ihn zurück, während die Sanitäter sich um Taylor kümmerten.
„VT. Mist, wir haben den Puls verloren.“
„Pupillen starr, reagieren nicht.“
„HLW, sofort.“
Er atmete nicht und sie auch nicht. Er schaute ihnen zu, wie sie sich abmühten. Auf ihre Brust drückten, dass die Rippen knackten und eine seltsame Einbuchtung formten. Die Trage kam, sie warfen ihren Körper förmlich darauf. Das Klappern, als sie die Trage anhoben und mit ihr aus dem Raum eilten. Dann war sie fort, ihre Hand hing über den Rand, als winke sie ihm zum Abschied zu.
Er war erstarrt. Konnte sich nicht bewegen.
Blut auf dem Boden. Ihr Blut. Taylors Blut.
Etwas in ihm zerbrach.
Nichts war mehr wichtig. Gar nichts.
Zwei Wochen später
22. November
59. KAPITEL
Ich höre die Vögel zwitschern.
Sie klingen so glücklich. Meine Mundwinkel heben sich. Ich stelle fest, dass ich lächle. Ich lächle wegen der Vögel. Joshuas Vögel. Ich muss Futter nachfüllen – verdammt, das vergesse ich immer. Baldwin muss daran gedacht haben; deshalb sind sie hier vor dem Fenster. Fröhliche kleine Dinger. Rote Kardinäle, so wie es sich anhört.
Ich bin wach. Es ist an der Zeit, aufzustehen. Das ist mir der liebste Moment des Tages – das erste Erwachen, der Augenblick, wenn ich nicht länger schlafe, meine Lider aber noch geschlossen sind. Den Vögel zuhören. Ich
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