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Teufelspfad

Teufelspfad

Titel: Teufelspfad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. T. Ellison
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wollte Marcus wissen. „Was hat sie gesagt?“
    „Sie sagt, wir wüssten, wo sie ist. Sie denkt nicht mehr klar.“
    „Ich würde sagen, sie war ziemlich klar im Kopf.“
    „Du hast es also gehört?“ Nach dem heutigen Tag gäbe es keine Geheimnisse mehr – zwischen niemandem von ihnen.
    „Die einzigen Wörter, die nicht zu überhören waren, waren Kind und Charlotte . Dazu die Wut in ihrer Stimme, und man kann sich denken, was los ist. Vergiss nicht, ich bin Detective. Du und Charlotte habt ein Kind?“
    Baldwin fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. „Das ist eine lange Geschichte, aber ja. Ich habe selber erst letztes Jahr davon erfahren. Seitdem suche ich ihn.“
    „Letztes Jahr ? Und du hast es ihr nicht erzählt? Kein Wunder, dass sie sauer ist.“
    „Ja, danke. Ich hätte es ihr gleich erzählen sollen, ich weiß. Ich hatte Angst, sie zu verlieren, Angst, dass sie mir nicht verzeihen würde. Sieht so aus, als hätte ich recht gehabt.“
    „Sie neigt eigentlich nicht zu dramatischen Auftritten. Wenn du von Anfang an ehrlich zu ihr gewesen wärst, hätte sie dir bestimmt vergeben.“
    „Ich hab’s vermasselt. Glaub mir, das weiß ich. Und jetzt ist sie auf einem Selbstmordkommando unterwegs. Wo ist sie hingefahren? Wohin hat Copeland Sam gebracht? Es ist ein bedeutungsvoller Ort, den Taylor leicht erraten hat. Vielleicht irgendetwas aus ihrer Vergangenheit. Verdammt, sie sagte, ich wüsste, wo sie ist. Aber wo ist sie?“
    Marcus dachte eine Minute lang nach.
    „Wo alles begann. Sie sind im Haus des Schneewittchenmörders.“

55. KAPITEL
    Taylor machte vier schnelle Schritte in den Tunnel hinein, dann hockte sie sich hin und zog die Tür über sich zu.
    Dunkelheit. Stille. Der Strahl der Taschenlampe biss sich durch die Finsternis und zeigte ihr den Weg. Sie bewegte sich jetzt schnell und ignorierte den Geruch der Fäulnis. Wäre es jetzt Sommer, wäre es noch schlimmer. So war es einfach nur kalt, hart, wie gefrorenes Fleisch.
    Sie zählte dreißig Schritte, bevor sie knappe fünfzehn Meter vor sich die Tür zum Haus sah. Sie blieb stehen und drehte sich nach rechts. Der Schlüssel lag auf dem Vorsprung, eine Armlänge von der Tür entfernt, genau wie Joshua gesagt hatte. Sie hielt ihn in ihrer Hand und atmete ein paar Mal tief durch.
    Jetzt gab es kein Zurück mehr.
    Unter der Tür sickerte ein wenig Licht hindurch. Taylor steckte den Schlüssel ins Schloss und drehte ihn um. Die Tür öffnete sich leise; keine alten, quietschenden Scharniere, als wären diese extra für diesen Zweck geölt worden. Eine Falle? Vielleicht, aber das Risiko war sie bereit einzugehen. Ein dunkler Flur erstreckte sich vor ihr. Sie schaltete die Taschenlampe nur einen Moment an und leuchtete die Treppe hinauf, um zu sehen, was vor ihr lag, dann schaltete sie sie wieder aus, schloss die Tür hinter sich und betrat das im Dunkeln liegende Haus.
    Sie schloss die Augen und ließ sich von der Dunkelheit um sich herum umfangen. Akklimatisierte sich. Es roch muffig und feucht, das Haus war seit beinahe einem Jahr nicht mehr bewohnt. Alte Luft, die erst kürzlich aufgewirbelt worden war.
    Sie öffnete die Augen und sah die Silhouette der Treppe. Die Hintertreppe. Der Dienstbotenaufgang. Eng und steil und dunkel, kein Vergleich mit der breiten, geschwungenen Treppe im Eingangsbereich des Hauses.
    Treppen für die weniger Wichtigen. Genau das, was sie jetzt brauchte.
    Langsam und leise erklomm sie die Stufen. Sie achtete darauf, nicht zu laut zu atmen. Wischte sich ein Spinnennetz aus dem Gesicht. Lauschte nach jedem Schritt. Joshua sagte, dass Copeland auf dem Dachboden wäre. Vier Etagen hoch. Sie war auf der zweiten, als sie einen Schrei hörte.
    Sam.
    Taylor zwang sich, nicht loszurennen, doch sie beschleunigte ihre Schritte. Jetzt war sie in der dritten Etage und hörte ihn reden. Sie blieb stehen, um mit zusammengebissenen Zähnen zuzuhören. Sie musste ein Gefühl dafür bekommen, wo in dem Raum er sich aufhielt, damit sie nicht aus Versehen Sam verletzt, wenn sie schoss.
    Noch vier weitere Stufen. Sie würde bei dem Plan mit der Notwehr bleiben. Sie zog ihre Glock aus dem Holster. Die Tür vor ihr stand einen Spalt weit auf; Licht fiel durch den Schlitz.
    Sam weinte; ein sanftes, kätzchenhaftes Geräusch. Sie hatte Schmerzen. Copeland – zumindest ging Taylor davon aus, dass er es war – redete. Über seine Schwester. Dabei schien er hin und her zu gehen. Taylor roch Blut. Sie war froh, zu hören, dass Sam immer

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