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Teufelspfad

Teufelspfad

Titel: Teufelspfad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. T. Ellison
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gemachte Aufnahme von einem Zweijährigen. Inzwischen war der Kleine fünf.
    Baldwin wusste nur, dass es sich um einen Jungen handelte. Es gab keinen Zweifel daran, dass er sein Kind war; sie hatten die gleiche Haltung, die gleichen dicken Haare, nur dass seine rot waren, wie die von seiner Mutter. Dafür hatte er die grünen Augen seines Vaters geerbt.
    Er hatte keine Ahnung, wie sein Sohn hieß. Auf der Geburtsurkunde stand nur „Baby Douglas“. Sie hatte sich nicht mal die Mühe gemacht, ihrem Kind einen Namen zu geben. Baldwin liebte den Jungen, obwohl er ihn noch nie gesehen hatte. Er würde beinahe alles tun, um ihn zurückzubekommen.
    Ein stechender Schmerz breitete sich in Baldwins Brust aus. Konnte der Junge bei seiner Geschichte zu einem gesunden, liebevollen Kind heranwachsen? Würden Baldwins oder Charlottes Gene bei ihm dominieren? Charlottes gesamte Familie war wie ein Horrorfilm; ihr mörderischer Vater, ihr deformierter Bruder; Charlottes eigene soziopathische Züge und Psychosen. Hatte das Kind überhaupt eine Chance auf ein normales Leben?
    Garrett seufzte in den Hörer. „Nein, noch nicht. Du weißt, dass ich dich sofort anrufe, sobald ich etwas herausfinde. Habe ich dein Wort, dass du dich wie ein braver Junge verhalten wirst?“
    „Natürlich. Danke für das Update.“ Er legte den Hörer auf die Gabel zurück.
    Taylor schaute ihn fragend an. Baldwin schüttelte den Kopf.
    „Nichts Neues, außer dass die Nachrichten schon darüber berichten.“
    „Na super“, sagte sie. „Sonst alles in Ordnung?“
    Er hatte sie belogen und log immer weiter. Es konnte nicht anders.
    „Ja, sonst alles gut.“
    Die Motoren wurden leicht gedrosselt. Sie waren beinahe zu Hause. Er nahm Taylors Hand und fühlte, wie ihre starken Finger sich um seine schlossen.
    Gleichgewicht. Er musste ein Gleichgewicht finden.
    Es gab nur eine Möglichkeit, wie sie jemals frei sein würden, doch die verstieß gegen alles, was er bei seinem Antritt beim FBI geschworen hatte, und gegen alles, was er mit jeder Faser seines Herzens glaubte.
    Er musste den Pretender finden und sein Herz zum Stillstand bringen, damit Taylor nicht versuchte, ihm zuvorzukommen.

10. KAPITEL
    Der Pretender erhielt eine E-Mail nach der anderen, jede traf zu ihrer vorherbestimmten Zeit ein. Dieses Muster war auf die Disziplin zurückzuführen, die ihm von seinem alten Meister eingetrichtert worden war – der Schneewittchenmörder hatte immer sofort nach vollbrachter Tat einen Bericht haben wollen. Er hatte dann mit diesen ekelhaften Zigarren in seinem feuchtkalten Büro gesessen, mit seinen zu Klauen verbogenen Händen eine nach der anderen geraucht und wie eine Spinne in ihrem Netz gewartet.
    Was für ein erbärmlicher Mann. Immer nur am Befehle erteilen, doch selber zu verkrüppelt, um die schmutzige Arbeit zu erledigen. Er brauchte einen Stellvertreter, der an seiner statt seine Fantasien auslebte. Als Charlotte sie zusammengebracht hatte, sah es eine Zeit lang so aus, als wäre ein Traum wahr geworden. Aber dieser Traum hatte sich ziemlich schnell in einen Albtraum verwandelt.
    Troy. Das war der Name, den Charlotte ihm gegeben hatte. Sie hatte sich für so clever gehalten. Totes Miststück, totes Miststück, totes Miststück. Auf sich allein gestellt, fühlte er sich so viel freier. Er steuerte alles selber und lernte dabei neue und bessere Wege, um seine eigenen Fantasien auszuleben. Es war, wie vom Souschef zum Restaurantbesitzer und dann zum Inhaber eine Franchisekette befördert zu werden. Jetzt war er der Meister, der seine eigenen Ministranten hatte.
    Doch den Namen hatte er behalten. So war es einfacher.
    Die erste Welle war vollbracht. Heute Abend würde die zweite folgen, die zweite Stufe seines Plans. Alles lief wie geschmiert. Einfach perfekt.
    Er hatte sein Lied auf iTunes auf Dauerschleife gestellt. Immer und immer wieder erklang es und erinnerte ihn an seinen Zweck, an sein Ziel. Er war so einsam.
    Er brauchte eine Ablenkung, also bereitete er sich eine Tasse Tee zu. Die einzelnen Schritte beruhigten ihn: Die dünne Porzellantasse herausholen, das Wasser bis kurz unter den Siedepunkt erhitzen, den grünen Tee abmessen und ins Sieb geben, ihn genau eine Minute in dem heißen Wasser ziehen lassen, bevor er ihn wieder herausnahm. Er schüttete die feuchten Blätter weg, rührte eine Löffelspitze Zucker in die Tasse und setzte sich wieder an seinen Computer. Er hatte eine neue E-Mail empfangen. Sein Herz schlug schneller, als er den

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