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Teufelspfad

Teufelspfad

Titel: Teufelspfad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. T. Ellison
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ich genauso. Er ist klug. Vielleicht hat er etwas gesehen oder gehört.“
    „Er wird wieder gesund, oder?“
    „Ja. Es wird eine Weile brauchen, aber er wird wieder gesund.“
    „Dann sind wir jetzt also wieder mal auf uns allein gestellt“, flüsterte Taylor vor sich hin.
    Baldwin legte einen Arm um sie; eine etwas ungelenke Geste angesichts des weiten Abstands zwischen ihren Sitzen.
    „Aber so haben wir es doch am liebsten, nicht wahr?“, fragte er.

9. KAPITEL
    Das entsprach jedoch nicht der Wahrheit. Baldwin mochte es gar nicht, im Regen stehen gelassen zu werden, doch genauso fühlte er sich im Moment.
    Taylor starrte aus dem Fenster, ihr Schweigen war beinahe ohrenbetäubend laut. Er warf ihr einen besorgten Blick zu. Sie war viel zu angespannt. Eine ihrer Fähigkeiten war das aktive Ausblenden der Geschehnisse um sie herum, und genau das tat sie gerade. Doch die Ereignisse der vergangenen Woche würden sie schon bald einholen.
    Ihm fiel es auch schwer, mit dem Wahnsinn umzugehen, der sie überrollte. Seit über einem Jahr lag der Pretender ihnen schwer auf der Seele. Nachdem der Fall des Schneewittchenmörders mit lautem Knall geplatzt war, hatte er das erste Mal mit ihnen Kontakt aufgenommen; er hatte ihnen einen Brief nach Hause geschickt. Baldwin musste nur die Augen schließen, um die Worte wieder vor sich zu sehen. Ein zweizeiliges, tödliches Menetekel.
    Nicht länger der Lehrling .
    Ihr dürft mich jetzt den Pretender nennen .
    Er hatte sich selber einen Namen gegeben; das fundamentale Werkzeug des Soziopathen. Er sah sich selbst als legitimen Anwärter auf den Thron der Serienmörder, daher der Name. Diejenigen, die sich selber benannten, waren so narzisstisch, dass sie beinahe immer gefasst wurden. Beinahe immer.
    Der Pretender war eine ganze Weile verschwunden und dann wie aus dem Nichts wiederaufgetaucht. Danach war es mit den Einschüchterungsversuchen erst richtig losgegangen: Anrufe auf ihrer Festnetzleitung und auf ihren Handys; weitere Briefe. Er fing an, sich in Taylors Fälle einzumischen, immer nur am Rand, aber stets so, dass man ihn bemerkte. Seit über einem Jahr war er nun das Böse in ihrem Leben, bedrohte sie, stolzierte vor ihnen her, gab an mit seinem scheinbar uneingeschränkten Zugriff auf sie und mit seinem Wissen.
    In dem Profil des Pretenders hatte noch mehr gestanden, als Baldwin der falschen Renee Sansom gegenüber preisgegeben hatte. Es war ihnen bisher noch nicht gelungen, in das weitverzweigte Netzwerk des Pretenders einzudringen, das ihn mit anderen Mördern, Sadisten und Menschen, die nur dafür lebten, Grausamkeiten und Zwietracht zu säen, verband. Unter dem Alias „Necro90“ hatte er sich als Nekrophiler ausgegeben und sich mit dem Nekrosadistenduo, bestehend aus Il Macellaio und dem Dirigenten, online in Verbindung gesetzt. Er hatte sie aufgestachelt, hatte Beweise an einem der Tatorte des Dirigenten platziert und dann dafür gesorgt, dass Taylor erfuhr, wie er ihr geholfen hatte.
    Er schien es zu genießen, andere kontrollieren zu können, indem er sie manipulierte. Beinahe so sehr, wie er es genoss, zu töten.
    Sie hatten sich nach der Niederlage nicht zurückgezogen, sondern auf die einzige Art und Weise zurückgeschlagen, die sie kannten: mit der vollen Wucht des Gesetzes, mit ihrem eigenen Team, ihren eigenen Werkzeugen. Den Mann zu finden, der seine Frau bedrohte, war für Baldwin das Wichtigste. Auch wenn das bedeutete, dass er Taylor nicht alles über ihn verriet, was er wusste.
    Kevin Salt, Baldwins Computerexperte, hatte die Onlinesignatur des Pretenders gefunden und so seine Bewegungen im Netz nachvollziehen können. Kevin konnte ihm beinahe überallhin folgen; die IP-Adressen, die der Pretender benutzte, waren über die letzten Monate hinweg ungewöhnlich konsistent geblieben. Salt dokumentierte alles ganz genau, zeichnete ein geografisches Profil und fand den Schlüssel, der Baldwin am meisten Sorgen bereitete. Die echten Adressen führten wieder und wieder nach Nashville zurück. Der Hurensohn war ganz in der Nähe.
    Der Einfluss des Pretenders wuchs erneut – der Angriff auf die SBI-Agents hatte einer gewissen Raffinesse und Zeit bedurft. Offensichtlich hatte er Leute rekrutiert, ihm zu helfen. Ob diese seine echten Pläne kannten oder nicht, sie waren auf jeden Fall weitere Unbekannte in der Gleichung.
    Der Pretender war ganz eindeutig bereit. Was auch immer er sich für eine kranke Strategie überlegt hatte, er war dabei, sie in die Tat

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