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Teufelspfad

Teufelspfad

Titel: Teufelspfad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. T. Ellison
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wie er sprach, klang irgendwie nicht richtig.
    Wie er hätte klingen sollen, wusste sie allerdings auch nicht.
    „Es ist meine Schuld. Ich habe Susie an Bord gelassen und bin in den Hafen gegangen, um Lebensmittel zu kaufen. Als ich zurückkam, hatten sie sie bereits an einen Stuhl gefesselt und hielten ihr eine Waffe an den Kopf.“
    „Fitz“, setzte Taylor an, doch er unterbrach sie.
    „Nein. Es war meine Schuld. Ich hätte sie niemals alleine lassen dürfen.“ Er hielt einen Moment inne und wandte dann den Blick ab. „Haben sie … Wurde sie …“
    Baldwin legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Nein. Ihr Tod kam schnell.“
    Das reichte, um Fitz zusammenbrechen zu lassen. Er fing an zu weinen – so hatte Taylor ihn noch nie gesehen. Tränen der Erleichterung, des Schmerzes, der Verzweiflung liefen ihm über die rechte Gesichtshälfte. Falls das verlorene Auge auch weinte, so wurden die Tränen von dem Verband aufgesaugt.“
    Sie schluckte einmal und drückte Fitz’ Hand. Er beruhigte sich langsam und nahm dankbar das Taschentuch an, das sie ihm reichte. Verärgert trocknete er sich das Gesicht und schnäuzte sich ein paar Mal. Taylor spürte, dass Baldwin sich hinter sie stellte, und warf ihm über die Schulter einen Blick zu. Er hasste das hier genauso sehr wie sie, doch er reagierte fast noch emotionaler.
    „Fitz, warum lassen wir es nicht für den Moment gut sein? Du kannst mir den Rest später erzählen“, sagte sie.
    „ Nein . Ich will das zu Ende bringen. Wenn du ihn jemals fassen willst, musst du alles erfahren.“ Er hustete erneut; die letzten Spuren der Narkose, die sich aus seiner Lunge lösten. „Er war nicht lange da. Er hat den Namen Troy benutzt. Die anderen drei benahmen sich ihm gegenüber sehr ehrerbietig. Sie haben Susie auf den Kopf geschlagen und mich betäubt. Der Rest ist verschwommen, ich sehe nur einzelne Bilder und Erinnerungsfetzen. Ich war nicht wach, als sie mir das Auge genommen haben. Als ich zu mir gekommen bin, war ich überall mit Blut besudelt und hatte höllische Schmerzen im Gesicht. Er hat mir die Nachricht gegeben, die ich dir übermitteln sollte, dann bin ich wieder ohnmächtig geworden. Das Nächste, woran ich mich erinnere, ist, dass ich total high am Straßenrand ausgesetzt wurde. Ich weiß nicht, wie viel Zeit bis dahin vergangen war. Ein paar Tage? Eine Woche? Ich bin ziellos umhergeirrt, bis die Cops mich aufgelesen haben.“
    Baldwin räusperte sich. „Nach allem, was ich weiß, lagen zwischen dem Herausnehmen deines Auges und dem Zeitpunkt, an dem du gefunden wurdest, mindestens drei Tage, aber wir wissen nicht ganz genau, wann das mit deinem Auge passiert ist. Susie war auf jeden Fall schon eine Weile tot.“
    „Wie?“
    „Fitz …“
    „Verdammt, wie ist sie gestorben?“
    Taylor schluckte und antwortete ihm dann. „Sie haben ihr die Kehle durchgeschnitten.“
    Fitz’ blasse Haut wurde noch bleicher. „Das dachte ich mir schon. Ich glaube, ich habe gehört, wie sie es getan haben. Ich hatte nur gehofft, dass es ein böser Traum gewesen war.“
    Er zog sich in sich selbst zurück, und Taylor wusste, dass er jetzt Zeit für sich brauchte. Sein Mund wurde auf einmal ganz schlaff, und sie glaubte, er wäre eingeschlafen. Er sah aus wie ein alter Mann; zerbrechlich, zerbrochen. Ihr Herz drohte zu brechen. Leise, um ihn nicht zu wecken, stand sie auf.
    Sie flüsterte: „Wir kommen bald wieder, okay? Wir finden ihn, das schwöre ich dir, Fitz. Wir werden ihn finden und ihn unschädlich machen.“
    Auf dem Weg zurück zum Auto waren sie beide sehr schweigsam. Taylor fühlte sich verloren. Die ganze verdammte Situation geriet vollkommen außer Kontrolle. Sie wurde das Bild von Fitz nicht los, sein übel zugerichtetes Gesicht, sein gebrochenes Herz, die Einsamkeit, die ihn umfing. Was mochte er wohl gerade vor sich sehen – das weiße Krankenhauszimmer, die Laken, die Wände, die ihn alle anschrien? Sie wusste nicht, wie sie ihm seine Schuldgefühle nehmen konnte.
    Susies Tod war nicht seine Schuld.
    Sondern ihre.
    Ganz allein ihre.
    Taylors.
    Sie blieb stehen, als die Galle in ihr hochstieg. Baldwin schaute sie an.
    „Alles in Ordnung?“
    Sie schüttelte den Kopf, schluckte dagegen an. Guter Gott. Sie hatte die ganze Zeit darauf gewartet, dass der Pretender den nächsten Zug machte, hatte zugelassen, dass er mit ihr spielte. Und wo genau hatte sie das hingebracht? Sie musste etwas tun. Sie konnte nicht einfach nur dasitzen und abwarten, was als

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