Teufelspfad
die sie vor Jahren als Weihnachtsgeschenk für ihren Dad gekauft und dann doch für sich behalten hatte. Sie trug nicht auf, und es passte alles hinein, was Taylor brauchte: zwei Kreditkarten, ihr Führerschein und die Versicherungskarten. Sie würde alles tun, um nur ja keine Handtasche mit sich herumschleppen zu müssen. Baldwin schob seinen Führerschein ebenfalls über den Tresen. Die Schwester verglich das Bild mit seiner FBI-Marke, schrieb ihre Namen auf ein Stück Papier, gab ihnen die Sachen zurück und entschuldigte sich.
„Wir haben die Anweisung, jeden genauestens zu überprüfen, der heute zu Mr Fitzgerald möchte.“
Taylor lächelte. „Sehr gut. Sie machen das ausgezeichnet. Wie geht es ihm?“
„Er ist gerade aus dem Aufwachraum in sein Zimmer gebracht worden. Das liegt im dritten Stock, Raum 323. Der Arzt wird ihn sich später am Tag anschauen.“
„Ist die OP gut verlaufen?“
„Das weiß ich leider nicht, meine Liebe. Aber ich bin sicher, auf seiner Station wird man Ihnen mehr sagen können.“ Mit einem freundlichen Lächeln widmete die Schwester sich wieder ihrer Arbeit.
Baldwin drückte auf den großen Schalter an der Wand und die Glastüren öffneten sich. In unbehaglichem Schweigen gingen sie den Flur zu Fitz’ Zimmer entlang. Bevor sie es erreichten, packte Taylor Baldwins Hand.
„Hast du je darüber nachgedacht, wie leicht es wäre, jemanden in einem Krankenhaus umzubringen? Die Schwester hat zwar alles richtig gemacht, aber sie könnte im Bruchteil einer Sekunde überwältigt werden. Und sobald man an ihr vorbei ist … Man kann sich in einem Krankenhaus völlig frei bewegen. Niemand achtet auf den anderen. Er ist hier nicht sicher, Baldwin.“
„Liebes, ich bezweifle, dass Fitz für den Pretender noch von Interesse ist. Er hat seinen Dienst getan – er hat gelitten und dir die Nachricht überbracht. Außerdem ist Lincoln bei ihm. Falls du dir Sorgen machst, werden wir ihn rund um die Uhr bewachen lassen.“
Tief im Herzen wusste sie, dass er recht hatte. Es war auch gar nicht mal so sehr der Pretender, der ihr Sorgen machte, als vielmehr die Vorstellung von Fitz, der so alleine war, so verletzt, dem ein Auge fehlte, dem seine Freundin fehlte, dessen Leben vollkommen auf den Kopf gestellt worden war … sie wollte einfach nicht, dass er alleine war. Nicht jetzt. Nicht, wenn sie vierundzwanzig Stunden am Tag, sieben Tage die Woche seine Hand halten und ihm versichern konnte, dass alles wieder gut würde. Der Pretender war mit Fitz fertig, aber Fitz würde nie mit dem Pretender fertig sein. Nicht, solange beide von ihnen am Leben waren.
Nur noch ein paar Schritte bis zur Tür. Taylor platzte mit der Frage heraus, die ihr den ganzen Nachmittag durch den Kopf gegangen war.
„Musst du gar nicht zurück nach Quantico?“
Baldwin blieb stehen. In seinen Augen flackerte etwas auf, das Taylor nicht deuten konnte. Dann schüttelte er den Kopf. „Ich habe mir aus persönlichen Gründen ein paar Wochen freigenommen. Du brauchst mich jetzt.“
Sie suchte in seinem Gesicht nach weiteren Anzeichen von Unbehagen, doch er lächelte. Die Angst, die sie zu sehen geglaubt hatte, war verschwunden.
„Okay.“ Sie wollte ihre Erleichterung nicht zugeben. Sie wollte ihn in ihrer Nähe. Sie wollte im Moment alle nah bei sich haben, damit sie ein Auge auf sie haben konnte.
Die Tür zu Fitz’ Zimmer öffnete sich, und Lincoln Ross kam heraus. Seine Dreadlocks wirkten nicht so fröhlich wie sonst. Er zog Taylor in eine feste Umarmung.
„Hey, schön dich zu sehen. Ich hab gehört, ihr hattet einen turbulenten Vormittag.“
„Das kann man wohl sagen.“
„Ich muss los. Ich bin gerade zu einem Fall gerufen worden.“
Taylors Puls beschleunigte sich. „Muss ich etwas darüber wissen?“
„Ich glaube nicht. Es ist ein Leichenfund draußen am Percy Priest Lake gemeldet worden.“
„Ein bisschen zu kalt, um baden zu gehen“, warf Baldwin ein.“
„Sehe ich auch so.“ Lincoln schenkte ihnen ein Lächeln.
„Fitz muss rund um die Uhr bewacht werden“, sagte Taylor.
„Ist schon erledigt. Ich habe mit Huston gesprochen. Sie hat eine Viermannschicht genehmigt. Der Erste müsste jede Minute hier sein.“
„Danke, Linc. Du bist der Beste.“
Er ließ sein zahnlückiges Grinsen aufblitzen. „Vergiss das bloß bis zur nächsten Gehaltsverhandlung nicht. Wir sehen uns später.“ Er ging den Flur hinunter Richtung Ausgang.
Taylor klopfte leise an Fitz’ Tür, eine kleine Vorwarnung,
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