Pärchen aus dem Buchladen herauskam. Was für eine Geschichte. Sie war allerdings nicht wirklich überraschend – natürlich hatte der Pretender keine ganz normale Familiengeschichte. Er konnte nicht einfach nur ein verrücktes Kind gewesen sein, nein, die Richter würden behaupten, er versuche, seine verrückte Psychomutter nachzuahmen. Das passte so gut ins Profil.
Sie wusste, dass er niemals unschuldig gewesen war, egal, was Baldwin behauptete.
„Die Akte ist ziemlich dünn“, merkte Baldwin an.
„Ja. Wir müssen uns noch mehr Hintergrundinformationen beschaffen.“
„Komm, versuchen wir, mit Stephanie Anderson zu sprechen. Sie kann uns vielleicht noch mehr sagen. Parallel sage ich meinem Team Bescheid, was wir herausgefunden haben.“
„Okay.“
Auf dem Weg zu ihrem Auto schaute Taylor sich zu den kleinen Läden an der Straße um. Hatten die Leute gewusst, dass das Böse in ihrer Mitte wohnte? Und was würde der Pretender tun, wenn er erfuhr, dass sie seine Vergangenheit aufgedeckt hatten?
Und guter Gott, er hatte eine Halbschwester da draußen. Ein weiteres potenzielles Opfer.
Bei dem Gedanken wurden ihr die Knie weich. Sie mussten Ruth finden.
23. KAPITEL
An:
[email protected] Von:
[email protected] Betreff: Indianapolis
Lieber Troy ,
langweilig einfach. Sicher hast du eine größere Herausforderung für mich?
BB
Er musste zugeben, dass das Steak seinem Ruf alle Ehre machte. Und die Atmosphäre im St. Elmo Steak House, der Heimat des besten Krabbencocktails, war auch nicht schlecht. Gemütlich. Warm. Backsteinwände. Er mochte Backsteinwände. Genau wie er die Hostess mochte, die auf unmöglich hohen Schuhen durch den Laden lief und die Gäste an ihre Plätze führte, wobei sie ihm jedes Mal einen Blick über die Schulter zuwarf, wenn sie an ihm vorbeikam. Blondes Haar, braune Augen. Enger schwarzer Rock und eine dieser wie ein Smokinghemd aussehenden Blusen, die eigentlich ein Body waren. Eine seiner Exfreundinnen hatte diese Dinger geliebt. Sie ließen sich direkt an ihrer Möse öffnen, perfekt für direkten Zugriff. Sie konnten im Stehen an einer Wand ficken, ohne dass sie sich dafür ausziehen musste.
Er trank einen Schluck von dem ausgezeichneten Bordeaux und seufzte. Die Hostess war leider nicht Teil des Spiels. Er würde sie sich für ein andermal aufheben müssen. Der Job hier in Indy war erledigt. Er hatte eine Frau namens Mary Jane getötet. Süße Mary Jane Solomon. Hübsch verpackt mit einer netten Schleife. Sie hatte ihn fürchterlich gekratzt, hatte ihre Fingernägel über seinen Unterarm gezogen, aber er hatte die Nägel danach mit einer Zahnbürste gereinigt und sich vor dem Essen ein langärmliges Hemd angezogen. Leider hatte die UPS-Uniform ein paar Blutspritzer abbekommen, sodass er sie hatte verbrennen müssen. Er hatte den DNA-Dämon mit Feuer und Zahnpasta ausgetrieben. Irgendein Polizist hier aus Indiana würde einen nackten UPS-Mann finden und denken, jemand mit Uniformfetisch hätte ihn beklaut.
Er lachte leise. Die Augen der unscheinbaren Mary Jane hatten aufgeleuchtet, als er an die Tür kam. Sie war es nicht gewohnt, Pakete zu erhalten; sie lebte allein, hatte nur wenige Freunde … freiwillig, natürlich . Mary Jane war nämlich fürchterlich schüchtern. Ein stotterndes, armes Ding. Dann hatte er an der Tür geklingelt. Und damit auch Mary Janes Glocken geläutet. Hatte ihr Leben für immer verändert. So war der Tod nun einmal.
Noch ein letzter Bissen. Das Fleisch war köstlich, es schmolz förmlich auf seiner Zunge und ließ kleine Fettspuren an seinem Kinn hinunterlaufen. Er ertränkte seine Steaks immer in Butter, genau wie seine liebe alte Mom es getan hatte. Das machte das Fleisch zarter.
Er schaute auf die Uhr. Erst kurz vor zehn. Er wurde nicht vor morgen Mittag in Nashville erwartet, was bedeutete, dass er Zeit gutgemacht hatte. Deshalb konnte er sich jetzt auch noch einen Nachtisch gönnen und ein wenig mit der Hostess plaudern. Vielleicht könnte er ihr eine Telefonnummer oder eine E-Mail-Adresse entlocken oder, am allerbesten, sie würde ihr Smartphone herausholen und sich gleich auf Facebook mit ihm befreunden. Mit der Telefonnummer könnte er über die Inverssuche ihre Adresse herausfinden. Über ihre E-Mail-Adresse könnte er sie problemlos im Internet ausfindig machen. Doch mit Facebook hätte er ihren Slip innerhalb von Sekunden unten. Diese dummen Mädchen packten alle ihre persönlichen Informationen ins Netz; Geburtstag, Bilder von