Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Teufelspfad

Teufelspfad

Titel: Teufelspfad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. T. Ellison
Vom Netzwerk:
sich, wenn sie betrunken oder nackt waren, und den aktuellen Status, wo genau sie sich gerade befanden. Sie machten sich zum Köder. Sie bettelten ja förmlich darum. Er liebte Technologie. Sie erleichterte ihm seinen Job ungemein.
    Er bedeutete der Kellnerin, die Rechnung zu bringen. Es war an der Zeit, sich dem letzten Teil des Spiels zu widmen. Zeit für seine große Belohnung. Er freute sich schon auf eine nette ruhige Nacht. Auf dem Nachhauseweg würde er vielleicht noch mal in Indy vorbeischauen und gucken, ob er nicht ein Date an Land ziehen könnte.

24. KAPITEL
    Der Chief hatte recht, das Haus der Andersons war unmöglich zu übersehen. Nicht nur, weil es riesig und wunderschön war, eine Miniaturausgabe von Tara aus „Vom Winde verweht“, sondern auch, weil Dreiräder, Spielzeug, verlorene Fäustlinge und ein kleines, batteriebetriebenes Auto auf dem Rasen davor verstreut lagen, lebhafte Zeugen der angekündigten Kinderinvasion. Kinderlachen schallte durch die Luft, Freudenrufe, bei denen Taylors Magen sich schmerzhaft zusammenzog. Wann war sie das letzte Mal so unschuldig und sorgenfrei gewesen? So unglaublich glücklich?
    Sie hielten am Bürgersteig und schauten zu, wie eine Gruppe kleiner Jungen um die Hausecke herum auf die Rasenfläche tobte. So wie es aussah, spielten sie dick gegen die Kälte vermummt Cowboy und Indianer.
    Taylor lächelte. Sie mochte Kinder – solange es nicht ihre waren.
    Sie und Baldwin suchten sich einen Weg durch das Getümmel und betraten die vordere Veranda. Einer der Jungen, ein Blondschopf mit unglaublich blauen Augen, blieb stehen und starrte sie an. Als Taylor ihn angrinste, bohrte er kurz in der Nase und rannte dann um das Haus herum nach hinten.
    „Wie charmant“, sagte Taylor.
    „Kleine Jungen“, erwiderte Baldwin. In seiner Stimme lag ein seltsamer Unterton. Taylor schaute ihn an. Sein Gesicht war verschlossen, er wirkte gedankenverloren. Seit zwei Tagen schon benahm er sich so seltsam, und sie war ziemlich sicher, dass das nichts mit seiner Suspendierung zu tun hatte – obwohl es sie ungemein beruhigt hatte, davon zu erfahren. Denn im Auto hatte es einen kurzen Augenblick gegeben, in dem er ihr einen Seitenblick zugeworfen hatte und sie sich fragte, ob er vielleicht eine Affäre hatte. Was für ein dummer Gedanke. Baldwin war nicht der Typ, der hinter ihrem Rücken fremdging. Doch irgendetwas beschäftigte ihn. Sie ließ es für den Moment gut sein – sie hatten genug um die Ohren. Wenn er bereit wäre, würde er es ihr schon erzählen.
    Sie überquerten die Veranda und klopften an die Tür. Taylor nahm den Geruch eines Holzfeuers wahr und spürte mit einem Mal, dass sie bis auf die Knochen durchgefroren war. Sie schob die Hände unter die Achseln. Sie hätte die Kellnerin im Smith’s bitten sollen, ihr einen Becher heißen Tee oder heiße Schokolade zum Mitnehmen zu geben.
    Die Tür wurde von einer Frau geöffnet, breite graue Strähnen durchzogen ihre dunkelbraunen Haare. Ihr Alter war auf Anhieb nicht zu schätzen, sie konnte alles zwischen vierzig und sechzig sein. Ihre Augen waren entweder von Lachfältchen oder von Krähenfüßen umgeben, und tiefe, vertikale Falten entsprangen ihrer Oberlippe, wie perfekt gepflanzte Maisstängel – das verräterische Zeichen der lebenslangen Raucher. Taylor war froh über ihre letztjährige Entscheidung, das Rauchen aufzugeben. Die Vorstellung, eines Tages selber diese Falten zu haben, hatte sie dazu animiert.
    „Mrs Anderson? Stephanie Anderson?“, fragte Taylor.
    Die Frau lächelte. „Ja, die bin ich. Was kann ich für Sie tun?“
    Offen, arglos. Vielleicht hatte das Leben in einer Kleinstadt doch etwas für sich. Taylor zog ihre Marke hervor, Baldwin tat es ihr mit seinem Ausweis gleich.
    „Ich bin Lieutenant Taylor Jackson aus Nashville, Tennessee. Das hier ist Supervisory Special Agent John Baldwin vom FBI. Dürfen wir reinkommen? Wir müssen Ihnen ein paar Fragen stellen.“
    Der offene Gesichtsausdruck der Frau verschwand, das Lächeln verblasste. Sie zögerte eine Sekunde, dann sagte sie: „Darf ich fragen, worum es geht?“
    Baldwin ließ seinen Charme spielen und lächelte aufmunternd. „Wir benötigen ein paar Hintergrundinformationen über einen ehemaligen Schüler aus dieser Stadt. Wir werden Ihre Zeit nicht allzu lange in Anspruch nehmen, versprochen.“
    Mrs Anderson verengte ihre Augen ein wenig, zog jedoch die Tür weiter auf. „Dann kommen Sie herein. Ich bin gerade dabei, das Abendessen für

Weitere Kostenlose Bücher