Teuflische Freunde: Roman (German Edition)
berichtete Gabe. »Und bin dann riesig erleichtert darüber, dass es nur ein Traum war. Meine Güte, ich bin so was von chaotisch.«
Endlich brachte Yasmine genug Mut auf, ihn anzusehen. Ganz leise sagte sie: »Na ja, du bist das bestaussehende Chaos, das mir je begegnet ist.«
»Danke für das Kompliment.« Gabe schnürte es die Kehle zu. »Weißt du, Yasmine, wir werden nicht immer so jung sein wie jetzt.« Er schluckte hart. »Wenn du mir versprichst … dass du, wenn du achtzehn bist … zu mir kommst – nach New York, und dass wir dort zusammen sein können und uns eine ehrliche Chance geben, dann versprech ich dir, dass ich auf dich warte. Es wird mir noch nicht mal schwerfallen, weißt du. Genauso wie bei Jakob und Rachel werden die Jahre einem wie Tage erscheinen, weil die Belohnung am Ende so perfekt sein wird.«
Er streichelte ihre Wange.
»Versprich mir, dass du kommen wirst. Ich möchte so nicht weitermachen. Im Moment haben wir beide eine schlechte Position. Lass uns gemeinsam Schiffbruch erleiden.«
Yasmine sagte lange Zeit nichts. Schließlich nickte sie. »Ich versprech’s, Gabriel. Wenn ich achtzehn bin, komm ich nach New York, um bei dir zu sein.«
»Schwörst du das?«
»Ich schwör’s.« Ihre Finger strichen durch sein langes Haar. »Und du wartest auf mich?«
»Ich schwöre, ich werde warten.« Er nahm ihre Hand und bedeckte sie mit Küssen. »Ich liebe dich immer noch so wahnsinnig. Je länger ich von dir weg bin, desto stärker wird mir das bewusst.«
Sie brachte ein tränenreiches Lächeln zustande. »Ich liebe dich auch.«
Gabe entwich ein Seufzer, aufgeladen mit großer Erleichterung. »New York ist ein guter Ort, um zu studieren. Es gibt megaviele Colleges.«
»Meine Eltern werden mir niemals ein College in New York finanzieren.«
»Du bewirbst dich für alle möglichen Stipendien, und ich bezahl den Rest. Ich hab Geld.«
»Ich nehm kein Geld von dir an.«
»In drei Jahren machen wir uns darüber Sorgen, okay?«
Yasmine dachte einen Moment lang nach. »Vielleicht zahlen sie für Barnard. Das ist eine Mädchenuni.«
»Barnard wär super.« Er sah sie an. »Wusstest du, dass Barnard ein Musikstudium anbietet zusammen mit der Juilliard School und der Manhattan School of Music? Du könntest Gesang studieren.« Pause. »Singst du noch?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Also das ist echt kriminell . Du musst herkommen, Yasmine. Hannah studiert am Barnard. Es gefällt ihr sehr.«
»Du triffst dich mit Hannah?«
»Ja, ich seh sie ungefähr einmal im Monat. Sie versucht, mich zu füttern. Wenn du auch dorthin gehst, macht sie dich mit allem vertraut.«
Yasmine nickte, dann seufzte sie schwer. »Meine Eltern werden mich verstoßen.«
»Nein, werden sie nicht.«
»Doch, ganz sicher.«
Er küsste wieder ihre Hand. »Yasmine, wenn die Zeit ge kommen ist, dann glaube ein bisschen daran.« Sie sah endlich in sein Gesicht. »Gib mir eine Chance, sie für mich zu gewinnen. Ich kann konvertieren. Ich sprech ein paar Brocken Hebräisch, aber ich kann es richtig lernen. Ich kann Farsi lernen. Ich kann Kabab Koobideh essen und persischen Reis mit gekochten Tomaten. Ich kann ohne Rücksicht auf Verluste zu spät kommen und lächerliche Partys schmeißen, wo man vor elf Uhr nachts nichts zu essen kriegt.«
Yasmine lachte und weinte zugleich. »Ich würde dich niemals bitten zu konvertieren.«
»Warum nicht?«, entgegnete Gabe. »Du solltest mich darum bitten, weil es dir wichtig ist. Viele Leute erfinden sich immer wieder neu. Also, meine Hautfarbe kann ich nicht ändern, und ich würde für niemanden die Musik aufgeben, aber alles andere in meinem Leben ist verhandelbar.«
»Du würdest für mich konvertieren?« Ihre Stimme klang schüchtern.
»Na sicher. In meinem Studium gibt’s lauter Asiaten, Russen und Juden. In der Gang könnte ich gut Mitglied werden.« Er musterte sie eindringlich. »Mehr als das wäre ich unglaublich gerne Teil eines Gottes und einer Kultur, die ein so wunderbares Mädchen wie dich hervorgebracht hat.«
Sie begann wieder zu weinen, und aus der Tiefe ihres Inneren brach ein unkontrollierbares Schluchzen hervor. Gabe schob seinen Sitz ganz nach hinten und öffnete die Fahrertür. »Komm her, verrücktes Huhn.«
Yasmine sprang aus dem Auto, schloss die Beifahrertür, raste um das Auto herum und ließ sich in seinen Schoß fallen und weinte sich an seiner kantigen Schulter aus. Nachdem er die Fahrertür geschlossen hatte, schlang Gabe beide Arme um sie. Zum
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