Teuflische Freunde: Roman (German Edition)
Ein kurzer Blick auf die Uhr.
Noch zwei Stunden bis zu dem Meeting.
Kein Schweiß.
Er zog erneut seine Jacke, den Helm und die Handschuhe an, bestieg die Maschine und röhrte los, bis er auf den Highway stieß. Talia, seine treue Assistentin und Geliebte, wartete an einem abgeschiedenen, vorher vereinbarten Ort auf ihn. Sie reichte ihm die Schlüssel seines Aston Martin.
»Kommst du auch wirklich mit dem Motorrad klar?«, fragte Donatti.
»Kein Problem, Chris.«
»Du bist ein Schatz.« Er reichte ihr eine Kleidertasche. »Nimm die Klinge, wasch sie, leg sie in Säure ein und überprüfe sie danach mit Luminol. Achte darauf, dass nichts mehr leuchtet. Sorg dafür, dass du die Spüle gute zehn Minuten auswäschst. Und zwar mehrmals hintereinander. Dann nimm das, was vom Metall übrig ist, jag es durch den Schredder und schmeiß die Schnipsel in den Wald.« Er zog Jacke, Helm und Handschuhe wieder aus. »Vernichte meine gesamte Kleidung und die Tasche. Komplett. Weiche den Helm in der Lösung ein, die ich dir gegeben habe, überprüfe auch ihn mit Luminol, und wenn alles okay ist, verstaue ihn in meinem Schrank.«
Talia stopfte die Sachen, die er ihr reichte, in die Tasche. Dann öffnete sie den Kofferraum des Aston, als Donatti sich auszog. Sie holte seinen Anzug, ein schwarzes T-Shirt, Slipper und frische Unterwäsche heraus. »Bist du sicher, dass du den Helm behalten willst?«
»Wir haben schon viel gemeinsam durchgemacht. Wenn er nicht leuchtet, will ich ihn behalten. Wenn doch, entsorge ihn.«
»Was mache ich mit dem Motorrad?«, fragte Talia.
»Gib es Mason, er wird das erledigen. Hast du dich um mein Handy gekümmert?«
»Es wurde durch den Wasserschaden vollständig zerstört, daher konnte dich heute Morgen niemand erreichen. Ich hab dir ein neues iPhone und eine neue Telefonnummer besorgt.« Sie reichte ihm das Gerät. »Bitte sehr.«
»Danke.« Er hatte sich angezogen und steckte das Handy in eine Anzugtasche. »Wo muss ich noch mal hin?«
»Was würdest du bloß ohne mich tun?«, beschwerte sie sich. »Ins Barker Building.«
»Stimmt. Und worum geht es bei dem Meeting noch mal?«
»Du triffst deinen Broker von der Firma Utrich, LLC .« Sie übergab ihm seinen Aktenkoffer und küsste ihn auf die Wange. »Alle wichtigen Infos befinden sich da drin.«
»Braves Mädchen.«
»Ach übrigens, Chris, ich hab gemacht, was du wolltest … den Unfall von einer abgelegenen Quelle aus gemeldet.«
»Haben sie ihn rechtzeitig ins Krankenhaus gebracht?«
»Er lebte noch, als sie ihn abgeholt haben. Zuletzt hieß es, sein Zustand sei kritisch.«
»Dann beten wir für eine schnelle Genesung.« Er gab ihr einen Kuss auf die Wange. »Mit ein bisschen Glück lebt er lange genug, um zu erkennen, was für ein jämmerlicher Haufen er ist, und bringt sich um.«
Donatti glitt auf den Fahrersitz, öffnete das Verdeck und raste davon, bis zum Freeway. Er drehte die Heavy-Metal-Musik im Radio voll auf und spürte seinen geschmeidigen und gleichmäßigen Herzschlag. Noch Stunden später hatte er den Geschmack des Splits im Mund. Egal, wie sehr man sich schützte, der Sand drang überall durch. Talia hatte eine Wasserflasche auf dem Beifahrersitz hinterlassen. Er griff nach ihr und leerte sie in einem Zug. Mit Wasser versorgt, unterwegs auf dem Freeway bei einer Außentemperatur von zivilen zweiundzwanzig Grad … das Leben meinte es gut.
Niemand legte sich folgenlos mit seinem Sohn an.
Das war die selbstgerechte Entschuldigung.
Die Wahrheit lautete, er hatte schon lange keinen Job mehr erledigt, und er fragte sich, ob er es noch draufhatte. Einige Kleinigkeiten durfte er nicht vergessen – Überweisungen, das Zurücksetzen des Tachostands im Flugzeug –, aber nach dem Meeting hätte er genügend Zeit dafür.
Sein Verstand hakte Dinge auf seiner mentalen Checkliste ab. Fast alles war geritzt.
Er spürte, wie seine Lippen sich zu einem Lächeln verzogen.
Einmal Profi, immer Profi.
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