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Teuflische Kuesse

Teuflische Kuesse

Titel: Teuflische Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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einen Spalt breit aufstehen. Er linste
hinein und betrachtete sprachlos den Anblick, der sich ihm bot.
    Laura saß
auf dem Teppich vorm Kamin, Cerberus neben ihr ausgestreckt. Caliban hatte den Kopf
auf ihren Schoß gelegt, die braunen Augen von sklavischer Ergebenheit erfüllt.
Laura kraulte ihn gedankenverloren hinter den Ohren und schien sich nicht im
Geringsten darum zu scheren, dass er ihr blaues Seidenkleid einsabberte.
Sterling wagte nicht, sich vorzustellen, was seine alten Feinde, die
Franzosen, wohl gesagt hätten, wenn sie seine beiden Höllenhunde so gesehen
hätten, gezähmt von den Händen einer zarten Frau. Doch er wusste ja selbst nur
allzu gut, was diese Hände vermochten.
    Erst seine
Cousine. Und jetzt die Hunde. Würde sie ihm gar nichts mehr lassen?
    Caliban hob
den Kopf, sah ihn an der Tür stehen und schaute ihn fragend an. Sterling legte
den Finger auf die Lippen und entfernte sich leise.
    Er ging ins
Studierzimmer zurück, schrieb einen langen Brief und läutete nach Addison.
    »Sehen Sie
zu, dass der Marquess of Gillingham sofort diese Nachricht erhält.«
    »Selbstverständlich,
Euer Gnaden. Sonst noch etwas?«
    »Ja. Zahlen
Sie den Bediensteten eine großzügige Gratifikation aus. Ich fürchte, sie
werden sie sich verdienen müssen.«
    Am Ende
ihrer zweiten Woche
auf Devonbrooke Hall war Laura so verzweifelt auf der Suche nach Gesellschaft,
dass sie schon die Ahnengalerie im Westflügel abwanderte und in den Gesichtern
nach Ähnlichkeiten mit Sterling suchte. Sie amüsierte sich damit, sich die
Lebensgeschichten der Portraitierten auszumalen. Sogar der alte Granville
Harlow hatte seinen Schrecken verloren. Und es wäre ihr fast lieber gewesen,
dem Geist des ehemaligen Herzogs zu begegnen als seinem Nachfolger.
    Sie
betrachtete ein kleines Gemälde, das sie beinahe übersehen hätte. Ein
gezwungen wirkender blonder Junge, nicht älter als elf oder zwölf Jahre. Er
hatte sich kerzengerade aufgerichtet, und seine Augen betrachteten die Welt
mit einem für ein Kind erschreckenden Zynismus.
    Laura legte
ihm die Fingerspitzen auf die Wange. Keine Spur von dem Grübchen, das sie so
liebte. Seine Lebensgeschichte brauchte sie sich nicht auszudenken. Sie kannte
sie. Die, die er am meisten geliebt hatte, hatten ihn verstoßen. Man hatte ihn
den Klauen eines despotischen alten Mannes überlassen, der ihn nach seinem
Vorbild zu formen trachtete. Und die Frau, der er sein Herz geschenkt hatte,
hatte ihn verraten. Laura ließ langsam die Hand sinken. War es da ein Wunder,
dass er nicht ans Glück glaubte?
    Sie wandte
sich mit gesenktem Kopf ab, als ein barbarisches Gebell die Stille zerriss. Das
Gebell wurde von Stimmengewirr begleitet, zu dem auch ein schrilles Kreischen
gehörte und ein nicht enden wollender Strom aus Flüchen, der sich dankenswerter
Weise aber in einem so ausgeprägten Cockney-Akzent ergoss, dass man das meiste
nicht verstand.
    Laura hob
den Kopf, raffte die Röcke, zweifelte an ihrem Verstand und rannte los.
    Sie hatte
bereits die Galerie erreicht, als Diana mit nur einseitig frisiertem Haar aus
dem Nordflügel herbeistürzte. »Was ist das für eine furchtbare Kakophonie? Das
klingt ja, als quäle da jemand eine Katze.«
    Laura
antwortete nicht und rauschte an ihr vorbei. Sie wartete nicht, bis der verblüffte
Lakai ihr die Eingangstür öffnete, sondern zerrte sie selbst auf.
    »Laura!«
    Addison
versuchte mit puterrotem Kopf, die Hunde in Schach zu halten, während ein
goldgelocktes Püppchen sich in Lauras Arme warf. Das Körbchen an ihrem Arm
hätte gänzlich unschuldig gewirkt, hätten da nicht ein paar pelzige
Schwanzspitzen unter dem Stoff herausgelugt und die Hunde verrückt gemacht.
    »Lottie!
Oh, Lottie bist du das wirklich?« Addison reichte die Hunde an zwei Lakaien
weiter, während Laura ihr Gesicht in das duftende Haar ihrer kleinen Schwester
grub.
    »Natürlich
ist sie das«, sagte jemand hinter ihr. »Kennst du irgendjemanden, der so ein
Geschrei veranstalten würde, nur weil zwei kleine Hundchen ihren Korb für einen Picknickkorb gehalten haben?«
    Ihr Bruder
lehnte mit makellos geschlungenem Halstuch an der prächtigen Kutsche, die vor
dem Anwesen Halt gemacht hatte. »George Fairleigh«, rief sie aus. »Du bist ein
riesiges Stück gewachsen, seit ich dich zum letzten Mal gesehen habe!«
    »Ein ganz
kleines Stück«, berichtigte er. »Aber pass auf die Barthaare auf, wenn du mich
umarmst, es sind zwar nur zwei, aber sie pieksen ganz ordentlich.«
    »Was

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