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Teuflische Kuesse

Teuflische Kuesse

Titel: Teuflische Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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lugte rechtzeitig um den Vorhang herum, um Dower vorbeistürmen
zu sehen, die Heugabel in der Hand und einen nicht enden wollenden Fluch auf
den Lippen.
    Lauras
Panik wuchs. Wenn sie nicht zusah, dass sie nach oben kam, würde es
möglicherweise gar nicht ihr Gast sein, der einen Mord beging.
    Ihr blieb
keine Zeit mehr, sich abzutrocknen, keine Zeit mehr, die Unterwäsche
anzuziehen, die ordentlich zusammengefaltet auf einer Bank neben der Wanne
lag. Sie sprang aus dem Wasser und zuckte vor Schmerz zusammen, als ihre Stirn
gegen einen Kupferkessel schlug, der an einem der Dachbalken hing. Sie
schnappte sich das frisch gewaschene Kleid und zog es über den Kopf. Der
rosafarbene Musselin klebte auf der nassen Haut. Sie nahm sich gerade genug
Zeit, sich einigermaßen anständig zu bedecken, dann wurstelte sie sich aus dem
Vorhang heraus und rannte barfuß und tropfend durch die Eingangshalle und die
Stufen hinauf.
    Sie war
schon halb im ersten Stock, als die höllische Kakophonie so abrupt endete, wie
sie begonnen hatte. Laura erstarrte, die Hand ums Treppengeländer geklammert.
    Gütiger
Himmel, war Lottie etwa tot? Wie sonst die schreckliche Stille deuten, die sich
urplötzlich auf das Landhaus gelegt hatte? Die Angst ließ ihre Schritte
schleppend werden, während sie sich Lady Eleanors sperrangelweit offener
Schlafzimmertür näherte. Sie schaute um den Türstock herum, erwartete fast,
den Teppich mit goldenen Locken und blutigen Gliedmaßen bedeckt zu sehen.
    Doch ihr
bot sich ein vollkommen anderes Bild.
    Lottie
stand mitten auf dem Bett, einen Arm voller zappelnder Kätzchen fest an die
Brust gedrückt. Ihre Unterlippe zitterte, die großen blauen Augen flossen vor
Tränen über. Aber Lotties Tränen konnten Laura nicht schrecken. Das Kind war
dafür bekannt, sich schon wegen eines Sauerteigfladens, den George ihr beim Tee
vor der Nase wegschnappte, in einen hysterischen Anfall hineinzusteigern.
    Was sie allerdings schreckte, war der
barbarische Zug um Dowers Mund. Der Alte hatte die Heugabel auf den bebenden
Oberkörper des Mannes gerichtet, der sich zwischen den Fenstern an die Wand
drückte.
    Das Herz
schlug Laura bis zum Hals. Wie es aussah, war Dornröschen aus dem Schlaf
erwacht.
    Obwohl er
derjenige war, der unbewaffnet in der Zimmerecke festsaß, gelang es ihm, noch
Furcht erregender auszusehen als Dower. Das blonde Haar war zerzaust, der
Blick der eines Wilden. Abgesehen von dem Quilt, den er sich um die Hüften
geschlungen hatte und fest umklammert hielt, war er so nackt wie Laura selbst
noch gerade eben. Laura bemerkte gar nicht, dass sie die breite Brust angaffte,
den Goldstaub der Brusthaare, der wie ein Pfeil auf seine hart gespannten Bauchmuskeln
wies.
    Er musste
den Bauch einziehen, weil Dower schon wieder gefährlich mit der Heugabel
herumfuhrwerkte. Als die tödlichen Spitzen nur knapp an seinem Fleisch
vorbeigingen, fletschte er die Zähne und ließ ein kehliges Knurren hören. Den
primitiven Drohgebärden zum Trotz – seine Hilflosigkeit rührte Laura das Herz.
    »Nimm die
Heugabel herunter und geh weg, Dower«, befahl sie.
    »Damit der
verfluchte Deibel mir die Kehle rausreißt? Bestimmt nicht, Miss.«
    Mit Dower
war anscheinend nicht zu rechnen, also setzte Laura ihre Hoffnungen auf den
Fremden. Sie schlängelte sich zu ihm durch und betete, dass er ihre
ausgestreckte Hand nicht als Drohung verstand.
    »Sie
brauchen keine Angst zu haben«, sagte sie freundlich und verzog die Lippen zu
etwas, das hoffentlich wie ein ermutigendes
Lächeln aussah. »Niemand wird Ihnen etwas zu Leide tun.«
    Sie hätte
überzeugender gewirkt, wäre nicht just in jenem Moment Cookie hereingestampft,
mit einem blutverschmierten Beil in der Hand. Und George gleich hinterher.
    Ihr Bruder
stützte die Hände auf die Knie und rang nach Luft. »Wir haben den Lärm bis in
den Hof hinaus gehört. Hat geklungen, als werde hier ein Schwein geschlachtet.«
    »Was in
Marias und Josephs Namen ist hier oben los?«, wollte Cookie wissen und schaute
sich wütend im Schlafzimmer um.
    »Vielleicht
solltest du meine Schwester fragen«, schlug Laura mit eisigem Blick auf Lottie
vor.
    »Ich habe
nichts Böses gemacht«, jammerte Lottie. »Ich wollte ihn bloß anschauen. Dann
hat er losgebrüllt wie ein Löwe und hat mich fast zu Tode erschreckt. Und ich
bin ins Bett runtergefallen und hab zu schreien angefangen und –«
    »Dieser
kleine Fratz hat mir Ratten ins Bett gesteckt.«
    Alle
schossen wie auf Kommando zu dem Fremden herum,

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