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Teuflische Kuesse

Teuflische Kuesse

Titel: Teuflische Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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noch stirbt, weil wir unsere
Pflichten vernachlässigt haben!«
    Alle
starrten sie mit offenen Mündern an. Sogar Dower, der fließender fluchte als er
Englisch sprach, war baff.
    Laura
gewann ihre Fassung wieder und strich sich geziert das Haar zurecht. »Und jetzt
wäre ich dir sehr dankbar, Dower, wenn du unseren Gast ohne weitere Verzögerung
ins Haus schaffen würdest.«
    Dower
grummelte immer noch etwas von Galgen und die Nase aufgeschlitzt kriegen,
gehorchte aber und hievte sich den Fremden auf die Schultern. Der alte Mann
mochte o-beinig sein, das Gesicht graubraun wie Trockenfleisch, doch Schultern,
Arme und Brust strotzten vor Muskeln, die er sich im Ringkampf mit den
Hertfordshire-Schafen erworben hatte, die noch störrischer waren als er selbst.
    Je näher
Dower der Eingangstüre kam, desto kühner wurde sein Gerede. »Sagen's nicht, ich
hätt' Sie nicht gewarnt, Fräuleinchen. Denken's an meine Worte. Der Teufel da,
bringt uns allen bloß Verderben, werden's schon sehen.«
    Laura
konnte ihm nur hinterherlaufen und hoffen, dass der alte Mann Unrecht hatte.
    Des
Fremden Gesicht war
in Mondlicht getaucht.
    Laura saß
auf einem Stuhl neben seinem Bett und fragte sich, ob er je wieder erwachte. Er
schien keine Schmerzen zu leiden, aber er hatte sich kaum bewegt, seit Dower
ihn vor sieben Stunden auf der Chintz-Tagesdecke abgeladen hatte. Laura
prüfte erst den warmen Breiumschlag, den Cookie um die garstige Beule am
Scheitel geschlungen hatte, dann berührte sie seine Stirn, um festzustellen, ob
er Fieber hatte. Sie fürchtete langsam, dass – welches Unglück auch immer – er
mehr beschädigt war als lediglich, sein Gedächtnis verloren zu haben.
    Sie hatte
darauf bestanden, ihn in Lady Eleanors Schlafzimmer zu bringen, was alle
schockiert hatte. Zwar hielt Cookie das Zimmer sauber und lüftete regelmäßig
die Laken, aber weder Laura noch die Kinder hatten es seit Lady Eleanors Tod
gewagt, die sakrale Stille des Raumes zu stören. Zu viele Erinnerungen an die
letzten Tage mit Eleanor hingen im Orangenblütenduft des Gemachs – bittere
ebenso wie süße.
    Aber das
anmutige Himmelbett war das bequemste im Haus und Laura war wild entschlossen,
es ihrem Gast angedeihen zu lassen.
    Es war das
Mindeste, was sie ihm schuldete.
    Zuerst
hatte Cookie sich geweigert, sie mit ihm allein zu lassen. Für ein
unverheiratetes Mädchen sei es »nicht ziemlich«, einen Herrn in seinem
Schlafgemach zu umsorgen, hatte sie kategorisch festgestellt. Erst als Laura
zugestimmt hatte, Dower auf einem Stuhl vor der Tür schlafen zu lassen, eine
altertümliche Muskete überm Schoß, hatte Cookie nachgegeben, auch wenn sie auf
dem ganzen Weg zur Küche zurück den Kopf geschüttelt hatte. Jetzt ratterte fast
schon die Tür, so laut schnarchte der alte Mann.
    Der Fremde
lag ausgebreitet auf der Tagesdecke, Lauras eigenen federgepolsterten Quilt
bis zur Taille heraufgezogen. Dower hatte dem Mann auf Lauras Anordnung hin
zwar die Jacke ausgezogen, doch es war an ihr hängen geblieben, sein Halstuch
aufzubinden und seinen Kragen zu lockern. Die aufs Kissen gezausten,
sonnengoldenen Locken und die einen Ton dunkleren, geschwungenen Wimpern ließen
ihn eher wie einen Jungen aussehen, nicht wie einen Mann. Aber der Goldstaub,
der sich langsam seines Kinns bemächtigte, gemahnte sie, dass seine
Unschuldsmiene bloße Illusion war.
    Verzweifelt
suchte Laura sein Gesicht nach einer Andeutung von Leben ab. Wäre seine Haut
nicht so warm gewesen, sie hätte geschworen, er sei aus Marmor gemeißelt –
Abbild auf dem Steinsarg eines Helden, der viel zu jung gestorben war. Die
Kinder und die Bediensteten in ihren Plan einzuweihen, stand ihr noch bevor.
Falls er nicht mehr erwachte, würde keiner je erfahren, welchen dummen
Träumereien sie sich hingegeben hatte. Jetzt, wo sie nicht mehr dem Wald die
Schuld an ihrem Wahn geben konnte, waren praktische Überlegungen angezeigt.
Wie ihn überzeugen, dass er mit ihr verlobt war? Und wie konnte sie, zu ihrer
eigenen Beruhigung, feststellen, ob er nicht schon an eine andere Frau gebunden
war?
    Laura
beugte sich vor. Er atmete tief und gleichmäßig, die Lippen leicht geöffnet.
    Ihr Kuss
hatte ihn schon einmal erweckt. Konnte sie es wagen? ...
    Er wirkte
so verletzlich, wie nur ein wirklich starker Mann verletzlich wirken konnte,
wenn er einer Frau ausgeliefert war. Er hätte genauso gut im Eichenwald sterben
können, hätte sie ihn nicht gefunden. Trotzdem fühlte sie sich schuldig, als
hätte sie

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