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Teuflische Kuesse

Teuflische Kuesse

Titel: Teuflische Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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dann
gähnte die Kleine, streckte sich und rollte sich auf seinem Brustbein zu einem
schnurrenden Knäuel zusammen.
    Er
schüttelte den Kopf. »Als Nächstes werden Sie mir noch erzählen, dass ich
diesen unerträglichen, kleinen Fratz leiden mag, der all die Katzen
angeschleppt hat.«
    Laura
wählte ihre Worte mit Bedacht. »Obwohl es gelegentlich zu
Meinungsverschiedenheiten kommt, haben Lottie und Sie einander doch sehr lieb.«
    Er schloss
die Augen und drehte sich weg, als sei diese neue Enthüllung mehr, als jeder
Mann ertragen konnte. Laura zog ihm den Quilt liebevoll bis zum Schlafplatz des
Kätzchens über die
Brust hoch. »Sie hatten für heute mehr als genug Aufregung. Sie müssen mit
Ihren Kräften haushalten.«
    Sie wandte
sich gerade zum Gehen, als er sie am Handgelenk packte. Sein Daumen
streichelte, gefährlich nah an einer Zärtlichkeit, die empfindsame Haut an der
Innenseite des Gelenks. »Laura?«
    Sie holte
bebend Luft. »Sir?«
    »Habe ich
Sie denn auch so lieb?«
    Ihr blieb
nur ein Mittel gegen die Sehnsucht, die sie bei seinen Worten überkam: sie
leichthin abzutun. Sie kräuselte ihr Näschen, lächelte schelmisch und
antwortete: »Aber natürlich haben Sie mich lieb. Wer könnte mir wohl
widerstehen?«
    Sie entzog
sich seinem Griff und machte, dass sie davonkam. Hoffentlich gratulierte sie
sich nicht zu früh zu ihrem cleveren Schachzug.
    »Ihr
süßer roter Mund
lügt.«
    Weil sonst
niemand da war, blieb dem Mann auf dem Bett nichts anderes übrig, als seine
zynische Beobachtung dem goldenen Fellknäuel auf seiner Brust mitzuteilen. Das
Kätzchen wachte auf und beäugte ihn schläfrig.
    Er streckte
die Hand aus und streichelte das samtige Dreieck zwischen den Ohren der
Kreatur. Trotz seines anfänglichen Widerwillens fühlte sich die Geste seltsam
vertraut an, als habe er so etwas in der Vergangenheit schon hundertmal getan.
»Ich weiß, dass sie lügt, aber wie soll ich es beweisen, wenn ich mich nicht an
die Wahrheit erinnern kann?«
    Dem
Kätzchen fielen wieder die Augen zu. Das Mäulchen gähnte rosa.
    »Dich interessiert
nicht im Mindesten, was ich sage, habe ich Recht? Du tust nur so, als würdest
du zuhören, weil du nett sein willst.« Er hob die kleine Katze hoch, beachtete
ihr entrüstetes Miauen nicht weiter und besah sich ihr Bäuchlein. »Ein
Mädchen«, verkündete er und schüttelte angewidert den Kopf. »Das hätte ich mir
ja denken können.«
    Er schickte
die Kleine mit einem Klaps auf das Hinterteil zum Fußende des Betts, setzte
sich auf und schwang die Beine über die
Bettkante. Erneut erfasste ihn ein Schwindelanfall und ließ das Zimmer sich
drehen. Er stützte den dröhnenden Schädel in die Hände. Hätte die verfluchte
Kanonenkugel ihm nur sauber den Kopf abgetrennt, dann hätte es wenigstens nicht
so wehgetan.
    Als das,
Pochen nachließ, schaute er sich vorsichtig im Schlafzimmer um. Alles in allem
atmete der Raum vergangene, bessere
Tage – heruntergekommen war er, aber durchaus freundlich.
Die Wände waren nicht mit Seide bespannt, sondern mit Papiertapeten. Ein
Rosenmuster in hellem Rosa, das einst wohl
blassrot gewesen war. Ein abgetretener Teppich bedeckte den
Großteil des Holzbodens. Die Einrichtung bestand aus einem Stuhl, einer hohen
Mahagonikommode mit Schubladen,
einem Toilettentisch, einem Waschständer mit Krug und
Schüssel aus Porzellan und einem Beistelltisch, den man vermutlich aus einem
neu möblierten Salon ausrangiert hatte. Doch
auch das frische, liebevoll aufgetragene Bienenwachs täuschte nicht darüber
hinweg, dass Zeit und häufiges Polieren das Holz der Möbel ausgebleicht hatte.
    Er atmete tief
den zarten Orangenblütenduft, der die Luft parfümierte und fühlte sich wieder
schwindelig. Er machte die Augen zu und wartete, dass der Anfall vorüberging.
Was diese eine Sache anging, konnte er Laura nicht der Lüge bezichtigen – er
kannte diesen Ort. Er kannte die weiß und golden gerieften Säulen des
Himmelbetts und die abgesplitterte Marmorumrandung des Kamins. Er kannte die
Schatten unterm Giebel und das Licht der Morgensonne, wie es schräg durch die
hohen Fenster fiel. Alles hier stimmte irgendwie, er konnte es nicht
verleugnen. Alles in diesem Zimmer war ihm vertraut.
    Alles, nur
er selbst nicht.
    Er stand
langsam auf und achtete darauf, den Quilt ordentlich um die Hüften
festzuschlingen. Der Toilettentisch mit dem brokatbezogenen Stuhl davor und dem
ovalen Spiegel schien hundert Meilen entfernt zu sein, und er wollte sich

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