Teuflische Kuesse
jenes, wo Georges Turban Feuer gefangen hatte und die Schafe
durch die Dorfkirche Amok gelaufen waren.
Als es
dunkel wurde, hatte Laura ihr Nachthemd angezogen und war ins Bett gegangen,
als sei dies nur eine von tausend anderen Nächten. Als hätte sie die Nacht
zuvor nicht in den Armen des Mannes gelegen, den sie liebte. Als hätten sie
einander nicht geküsst, nicht miteinander gelacht und Pläne für die Zukunft
gemacht. Als hätte sie nicht von jenen verführerischen Freuden gekostet, die
doch nur ein Vorgeschmack auf die heutige Nacht hätten sein sollen.
Es
schmerzte so sehr, dass sie die Augen schließen musste. Die einzigen Arme, die
sich heute Nacht um sie legten, würden ihre eigenen sein. Sie wollte weinen,
doch ihre Tränen schienen zu einem Eisklumpen gefroren zu sein, der tief in ihrer
Brust steckte. Das Atmen tat so weh, dass sie am liebsten damit aufgehört
hätte.
Den ganzen
Tag über hatte eine unheimliche Stille über dem Haus gelegen. Als sei jemand
gestorben, und niemand wagte es, auch nur zu flüstern. Was das plötzliche
Hufgeklapper auf dem Kopfsteinpflaster der Auffahrt nur noch verblüffender
machte.
Laura warf
die Decke zurück, hetzte ans Fenster und zog die Vorhänge auf. Die elegante
Stadtkutsche, aus der sich das Unglück über ihre Hochzeit ergossen hatte, fuhr
eilig in Richtung des Dorfs davon.
Oder nach
London.
Lauras
Wunsch erfüllte sich. Sie bekam wieder Luft.
Vielleicht
hatte Sterling Harlow sie nicht herbeizitiert, weil er zu dem Schluss gekommen
war, dass Laura Fairleigh unter seiner Würde und auch unterhalb seiner
Augenhöhe war. Vielleicht hatte er sich schlicht dazu entschlossen, in sein
glamouröses Londoner Leben zurückzukehren und so zu tun, als hätten die
letzten drei Wochen niemals stattgefunden. Nur einen Atemzug zuvor hätte Laura
nicht sagen können, wie der schrecklichste Moment ihres Lebens aussehen würde –
Sterling heute Nacht gegenüberzutreten oder ihn nie wieder zu sehen. Doch als
die Kutsche in die Dunkelheit davon schaukelte, wusste sie es.
Sie hatte
sich gerade wieder ihren federgefüllten Quilt über die Schultern gezogen, als
die Tür aufflog. Laura setzte sich auf und schnappte nach Luft. Doch es war
nicht der Lakai, der ihre Intimsphäre störte. Es war der Duke of Devonbrooke.
Er knallte
die Tür hinter sich zu, lehnte sich dagegen und betrachtete mit vor der Brust
verschränkten Armen Lauras zerwühltes Bett. »Du brauchst mich nicht so erstaunt
anzusehen, Liebes. Oder hast du vergessen, dass wir heute unsere
Hochzeitsnacht haben?«
KAPITEL 18
Ich
schwöre, ich
wollte Dir niemals wehtun ...
Papa
hatte versucht, sie
zu warnen. Wenn man seine Seele dem Teufel verkaufte, war es nur eine Frage der
Zeit, bis er sie einforderte. Aber Papa hatte ihr nie erzählt, dass der Teufel
so schön war, dass man ihm diese Seele kampflos auslieferte.
Mit diesem
spöttischen Lächeln auf den Lippen und der blonden Mähne ums Gesicht war
Sterling Harlow jeder Zoll der gefallene Engel. Er hatte die Manschetten über
die muskulösen Unterarme mit den Goldstaub-Härchen hochgeschoben. Dass er
keine Schuhe trug, das Halstuch lose herumbaumelte und sein Hemd halb
aufgeknöpft war, verstärkte seine anrüchige Aura noch zusätzlich.
»Schrei
ruhig, wenn dir danach ist«, schlug er vergnügt vor. »Meine Cousine Diana betet
mich zwar an, aber das heißt noch lange nicht, dass sie mich eine unglückselige
junge Dame im Schlafzimmer überfallen lässt. Und wenn du laut genug schreist,
dann kommt Dower vielleicht sogar aus der Scheune gerannt, mit der Heugabel im
Anschlag.«
Laura hatte
nicht die Absicht zu schreien. Diesen Tanz konnten nur sie beide tanzen. »Es
war schon entwürdigend genug, im Angesicht der Bogworth-Schwestern in Ohnmacht
zu fallen. Ich habe nicht vor, das ganze Haus aufzuwecken und die Kinder zu
ängstigen, indem ich zu plärren anfange wie die weinerlichen Jungfern in
Lotties Schauerromanen.«
Er zuckte
die Achseln. »Ganz wie es dir beliebt. Aber vergiss es nicht, du hattest deine
Chance.«
Sein Blick
glitt langsam an ihr herunter. Als Laura sich so hastig aufgesetzt hatte, waren
sowohl der Quilt als auch das Nachthemd nach unten gerutscht und hatten eine
cremeweiße Schulter entblößt. Laura mühte sich, möglichst gelassen zu wirken
und griff nach dem Schultertuch am Fußende des Betts. Sterling erwischte es im
selben Moment wie sie.
»Gib dich
doch nicht mit diesem dummen alten Fetzen ab«, empfahl er und nahm ihr sachte
das Tuch
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