Teuflische Kuesse
meinem Vater gehört«, informierte ihn Sterling.
»Ein exquisiter Geschmack, was Alkohol angeht, war seine einzige herausragende
Eigenschaft. Eigentlich hat er Port bevorzugt. Er war einer von den Drei-Flaschen-pro-Nacht-Männern.
«
Thane nahm
einen Schluck. »Kein Wunder, dass du immer ein gutes Gespür für Spirituosen
hattest.«
Gib dich
nie dem Alkohol hin.
Das Echo
der sanften Stimme bohrte sich Sterling wie ein Messer ins Herz. Er umklammerte
sein Glas fester, sonst hätte er es gegen die Wand schleudern müssen.
Stattdessen hob er es an die Lippen und kippte den Brandy in einem Zug
hinunter.
Diana
räusperte sich dezent. Sterling verstand den Wink, schenkte ihr ein Glas ein
und brachte es ihr an die Ottomane.
Thane zog
offensichtlich amüsiert eine Augenbraue hoch. »Ich wusste gar nicht, dass Damen
irgendetwas zu sich nehmen, das stärker als Sherry ist. Vielleicht sollten wir
Ihnen etwas Schnupftabak anbieten?«
Sie
lächelte ihn süß über den Rand des Glases an. »Nein, danke. Ich ziehe eine
Pfeife vor.«
Während
Sterling sich noch ein Glas Brandy einschenkte, hob Thane das seine und brachte
einen Toast aus: »Auf die Freiheit.«
»Auf die
Freiheit«, wiederholte Sterling grimmig.
»Freiheit«,
murmelte Diana, schaute erschöpft ihren Cousin an und nippte vornehm an ihrem
Brandy.
Sterling
fegte achtlos eine abgegriffene Ausgabe des Neuen Testaments vom Polster und
sank in den ledernen Ohrensessel. Es interessierte ihn nicht mehr, über Sühne
und Vergebung zu lesen.
Thane las
mit schief gelegtem Kopf den Titel. »Ich kann immer noch nicht fassen, dass
dieser Fratz einen Pfaffen aus dir machen wollte. Warte mal ab, bis die
Burschen bei White's hören, dass der Teufel von Devonbrooke fast seine Hörner
gegen einen Heiligenschein eingetauscht hätte!«, schnaubte er.
»Und du
bist ganz sicher, dass sie wirklich keine Ahnung hatte, wer du bist?«, fragte
Diana.
»Nicht,
dass ich wüsste«, antwortete Sterling steif.
Diana
schwenkte mit gerunzelter Stirn ihr Brandyglas. »Was mich am meisten wundert,
wenn sie weder deinen Reichtum noch deinen Titel in ihre gierigen kleinen
Klauen kriegen wollte, warum hat sie diese umständliche Scharade dann
aufgeführt?«
Thane
lehnte sich auf der Fensterbank nach vorn. »Wenn man diesem Burschen, Dower,
glaubt, dann hat Sterlings Mutter dem Mädchen gesagt, dass sie Arden Manor
bekommt, wenn sie vor ihrem einundzwanzigsten Geburtstag, der schon übermorgen
ist, heiratet.«
»Das ist
unmöglich«, zischte Sterling. »Meine Mutter hatte gar nicht das Recht, Arden
Manor weiterzugeben. Laut Gesetz sind zwei Drittel vom Eigentum meines Vaters
schon in der Minute seines Todes auf mich übergegangen. Sie konnte das Haus
nicht irgendeinem gierigen Findelkind versprechen.«
Thane
zuckte die Achseln. »Du weißt, wie Frauen sind. Man braucht sie nur lange genug
sich selbst zu überlassen, schon entwickeln sie dumme, romantische
Vorstellungen.«
Diana
räusperte sich erneut, diesmal aber vernehmlicher.
»Manche Frauen, wollte ich sagen«, setzte
Thane hinzu und versuchte, sich das Lachen zu verkneifen. »Wir sind hier nicht
in London, müsst ihr bedenken. Es war für deine Mutter vermutlich nicht weiter
schwierig, irgendeinen unbedarften Schreiberling aufzutreiben, der ein
offiziell aussehendes Dokument für sie verfasst und jeden Unsinn, für den sie
bezahlt hat, hineingeschrieben hat. Vielleicht hat sie gedacht, es würde dich
nicht kümmern. Dein Vater ist mittlerweile zehn Jahre tot, und du hast kein
Interesse gezeigt, dein Erbe anzutreten. Bis jetzt jedenfalls nicht.«
Diana sah
Sterling verblüfft an und schüttelte den Kopf. »Das erklärt aber noch nicht,
weshalb das Mädchen sich dich ausgesucht hat. Noch dazu bei einem derart hohen
Risiko für sich selbst.«
»Warum
fragen wir sie nicht einfach?«, schlug Thane vor und sprang auf. »Ich sage mal,
sie hatte jetzt genügend Zeit, sich von ihrem klug platzierten Ohnmachtsanfall
zu erholen. Ich hole sie.«
»Nein!«,
schrie Sterling und verblüffte sie damit beide. Thane sank langsam auf die Bank
zurück.
»Ich will
sie nicht sehen«, ergänzte Sterling leise. »Nicht im Moment, jedenfalls.«
Thane und
Diana wechselten besorgte Blicke. Sterling begab sich zum Nordfenster und
schob den Vorhang beiseite, um den fragenden Mienen zu entgehen. Caliban und
Cerberus galoppierten unter freudigem Gebell und von fliegenden Blüten
begleitet kreuz und quer durch Lauras Blumengarten.
»Du
solltest relativ einfach
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