Teuflische Versprechen
den Mann, an dem Sie sich festgehalten haben?«
Iwana wagte kaum Durant anzusehen. Sie wandte den Blick ab und antwortete: »Nein, er wollte nicht. Wir haben nur getrunken und uns unterhalten.«
»Ehrlich?«, fragte Durant langgezogen und mit einem Schmunzeln.
Iwana lächelte beinahe verschämt und zuckte mit den Schultern.
»Okay. Hören Sie, da unten steht seine Freundin, die beiden wollen irgendwann heiraten. Ich werde ihr sagen, dass zwischen Ihnen nichts gewesen ist, und sollte sie Sie fragen, dann sagen Sie ihr dasselbe wie mir. Mein Kollege hatte einen Auftragzu erfüllen, verstehen Sie? Ohne ihn wären Sie heute nicht frei.«
»Ja.«
»Alles klar, sind Sie bereit?«
»Ja«, antwortete sie erleichtert und atmete tief durch. »Wann darf ich wieder nach Hause?«
»Bestimmt schon in ein paar Tagen. Wir wollen Sie wirklich nicht länger als nötig hier festhalten.«
»Ich freue mich, ich kann das noch gar nicht begreifen. Freiheit!« Sie jubelte nicht, keine der Frauen jubelte, dazu war alles zu schnell gegangen, und sie hatten noch gar keine Zeit zu begreifen, was diese Razzia für sie bedeutete, was es hieß, bald wieder zu ihren Familien zurückkehren zu dürfen.
Wieder unten, sagte Durant zu Seidel: »Die haben nicht. Zufrieden?«
»Die kann viel erzählen.«
»He, wenn du Peters Einsatz jetzt mit Schmollen honorierst, bekommst du’s gewaltig mit mir zu tun, hast du mich verstanden? Sie haben nicht miteinander geschlafen, sie haben nur was getrunken und sich unterhalten.«
»Und über was unterhält ›Mann‹ sich mit so einem Rasseweib?«
»Du kannst mich mal! Reiß dich um Himmels willen zusammen, sonst platzt mir der Kragen. Wir haben wahrhaft Wichtigeres zu tun, als …« Sie winkte ab und ließ Seidel einfach stehen, begab sich zu Bäumer, besprach sich noch einmal kurz mit ihm, bevor sie zusammen mit Seidel durch das Haus ging und alles in sich aufnahm, auch wenn sie später eine Menge Fotos sehen würde, doch Fotos waren nicht zu vergleichen mit persönlichen Eindrücken. Zugegeben, es war sehr sauber und alles abgestimmt auf die Klientel, und doch war es ein Gefängnis. Bis eben. Zumindest in diesem Haus würden nie wiederFrauen gefangen gehalten werden. Nach einer Viertelstunde gab sie Seidel das Zeichen zum Aufbruch. Bäumer und Müller waren bereits losgefahren.
»Tut mir leid wegen vorhin«, sagte Seidel im Auto. »Ich hab halt nur dieses Superweib gesehen und gedacht, da kann doch kein Mann widerstehen.«
»Peter schon, und jetzt ist endlich Schluss damit. Mensch, ich hab überhaupt nicht gewusst, was für eine eifersüchtige Zicke du sein kannst. Guck doch mal in den Spiegel. Du bist hübsch, du bist attraktiv, und du bist für Peter die Traumfrau. Was willst du eigentlich mehr? Er trägt dich auf Händen. Ich wünschte, ich hätte mal so einen Mann!«
»Ich kann doch auch nichts dafür. Ich bin blöd, ich weiß.«
»Da hast du wohl ein wahres Wort gesprochen. Aber denk dran, wir haben eine verdammt lange Nacht vor uns, und jeder von uns muss einen klaren Kopf behalten. Wenn du Peter verhören willst, musst du leider warten, bis ihr beide allein seid.«
»Ich werde ihn nicht darauf ansprechen, ich schwöre es.«
Wer’s glaubt, dachte Durant. Irgendwie konnte sie Kullmer verstehen, natürlich auch seine Freundin, aber diese Iwana war schon eine Frau, nach der sich so ziemlich jeder Mann umdrehen und auch gerne mal an ihr naschen würde. Doch schon bald, vielleicht bereits in einer Woche würde Iwana wieder zu Hause sein, weit, weit weg von Frankfurt. Und das war auch gut so.
Sonntag, 23.30 Uhr
Julia Durant und Doris Seidel kamen in Bergers Büro, wo sich die Kollegen bereits über die Befragungsstrategie unterhielten, wobei beschlossen worden war, noch vierBeamte vom Kriminaldauerdienst und der Bereitschaft vom K 60 hinzuzuziehen und sie in einem Crashkurs, den Berger geben würde, mit dem Fall vertraut zu machen. Julia Durant zündete sich eine Zigarette an und sagte: »Bevor ihr jetzt lange rumdiskutiert, zwei Fragen. Wurden alle Festgenommenen über ihre Rechte aufgeklärt? Und wurde bei den Razzien Rauschgift, explizit Schnee sichergestellt?«
»Beide Fragen kann ich mit Ja beantworten«, sagte Müller. »Aber das mit dem Schnee wird uns nicht viel weiterhelfen, es waren kaum hundert Gramm bei Leonhardt, ein klein wenig mehr bei Knoblauch.«
»Das ist tatsächlich nicht sehr viel. Gut, als Erstes machen wir eine Gegenüberstellung.« Sie hob die Hand, um Einwänden
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