Teuflische Versprechen
Beamten fortgezogen und zurück zu den andern Frauen geführt wurde.
Die Journalisten, die angehalten worden waren, draußen zu warten, schossen zahlreiche Fotos von den Festgenommenen, die zwar versuchten ihre Gesichter zu verbergen, doch einigen Fotografen gelang dennoch der große Schuss.
Durant begab sich zu den beiden kleinen Mädchen, die sie ängstlich anschauten, und ging in die Hocke, um auf gleicher Höhe mit ihnen zu sein.
»Könnt ihr mich verstehen?«, fragte sie.
Keine Antwort.
»Ihr sprecht kein Deutsch?«
»Nein«, meldete sich Swetlana zu Wort. »Sie kommen aus Weißrussland. Sie sind erst seit ein paar Tagen hier.«
»Und wer sind Sie?«
»Swetlana Tschechowa, ich komme auch aus Weißrussland.«
»Sagen Sie den Mädchen bitte, wer wir sind und dass wir sie wieder nach Hause bringen werden. Und fragen Sie sie auch nach ihren Namen.«
Swetlana beugte sich nach unten und sprach mit sanfter Stimme zu den Mädchen, deren Gesichter sich für einen kurzen Moment aufhellten, um gleich darauf wieder ernst zu werden.
»Sie heißen Ludmilla und Alexa.«
»Fragen Sie sie bitte auch, welcher Mann mit ihnen allein sein wollte. Ob sie ihn beschreiben können, denn wenn sie ihn nachher sehen werden, wird er angezogen sein. Das Letzte sagen Sie ihnen aber bitte nicht.«
Nachdem sie ein paar Worte mit den völlig verschüchterten Mädchen gewechselt und sie anschließend wie eine Mutter an sich gedrückt hatte, sagte Swetlana: »Der nackte Mann mit der weißen Haut.«
»Kennen Sie ihn?«
»Ich weiß nur, dass er neu hier ist. Ich habe ihn am Freitag zum ersten Mal gesehen.«
»Swetlana, ich frage Sie jetzt stellvertretend für alle andern: Sind Sie freiwillig in Deutschland?«
»Nein. Keine von uns ist freiwillig hier. Ich danke Ihnen, dass Sie uns gefunden haben«, sagte sie erstaunlich ruhig und gefasst.
»Danken Sie nicht mir, danken Sie Maria.«
»Maria?! Sie lebt noch?«
»Sie lebt. Aber es ist eine Menge passiert. Ich schlage vor, dass Sie sich alle etwas Vernünftiges anziehen, sofern Sie etwas Derartiges haben, und dann kommen Sie mit aufs Präsidium, wo man Ihnen noch einige Fragen stellen wird. Doch vorher möchte ich noch wissen, wer von Ihnen die deutsche Sprache beherrscht und wer einen Dolmetscher braucht.«
»Wir sprechen alle Deutsch, manche besser, manche weniger gut«, erklärte Swetlana. »Jede von uns musste die Sprache lernen, bevor wir herkamen.«
»Umso besser. Dann stelle ich Ihnen allen gleich hier eine Frage: Wer ist der Chef in diesem Haus?«
»Marco, Marco Martini«, antwortete Swetlana. »Und Rufus ist der zweite Chef.«
Durant blickte die andern Frauen an, und alle nickten zur Bestätigung. Jede der noch sehr jungen Frauen hatte Tränen in den Augen, zwei von ihnen ließen ihren Gefühlen freien Lauf, sanken zu Boden und weinten hemmungslos vor Freude und Erleichterung. Durant meinte, sie würden sich gleich alle auf sie stürzen, um sie zu umarmen. Sie kam sich vor wie eine Befreierin und hatte Mühe, sich unter Kontrolle zu halten und nicht mitzuheulen.
»Sind Sie hier zu Dingen gezwungen worden, die Sie nicht machen wollten?«
Die rassige schwarzhaarige Tatjana trat nach vorn und antwortete stellvertretend für die andern in einem Deutsch, das fast so perfekt war wie das von Maria: »Wenn wir nicht gehorcht haben oder wenn wir einen Fehler gemacht haben, hat Marco befohlen, uns zu bestrafen. Außerdem mussten wir, wenn ein Gast das wünschte, Kokain nehmen, und wenn wir es nicht taten, wurden wir auch geschlagen. Das werden Ihnen alle bestätigen können. Und natürlich mussten wir jedenWunsch erfüllen, den ein Gast hatte, und manche Gäste haben sehr ausgefallene Wünsche. Marco und Rufus haben uns oft gedroht, uns töten zu lassen, wenn wir nicht gehorchen. Das ist die Wahrheit.«
»Ich glaube Ihnen. Trotzdem sollten wir jetzt ins Präsidium fahren, Sie haben uns aber schon sehr geholfen. Wenn Sie sich bitte etwas anziehen würden.«
Seidel stellte sich zu Durant und sagte leise: »Diese Blonde da mit der Megafigur, hast du gesehen, wie die sich an Peter geklammert hat?«
»Na und?«
»Er war bestimmt eine ganze Weile allein mit ihr.«
»Doris, Peter liebt dich, vergiss das nicht. Aber wenn du willst, frag ich die Kleine, ob sie und Peter …«
»Nein, nicht.«
»Doch, damit die liebe Seele Ruh hat.« Durant folgte Iwana auf ihr Zimmer und sagte: »Wie ist Ihr Name?«
»Iwana.«
»Nur eine Frage. Haben Sie vorhin mit dem Mann geschlafen, ich meine
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