Teuflische Versprechen
Binder? So weit wir bis jetzt erfahren haben, existieren keine, und somit gibt es auch keine Rechtfertigung, diese Männer länger in Haft zu behalten. Sollten sich im Zuge unserer weiteren Ermittlungen jedoch Verdachtsmomente gegen die von Ihnen Beschuldigten ergeben, werden wir selbstverständlich entsprechende Schritte einleiten. Zufrieden?«
»Lächerlich! Warum stehen Sie mitten in der Nacht hier auf der Matte? Von wem haben Sie die Informationen? Lassen Sie mich raten – Hohleitner? Und ich sage Ihnen noch was ins Gesicht – in dem Moment, in dem Sie den Fall übernehmen, wird nichts mehr unternommen. Wir werden von Ihnen eventuell mit ein paar Infos gefüttert, aber wer sagt uns, dass die nicht getürkt sind? …«
»Sie …«
»Lassen Sie mich ausreden! Die Leute, die wir festgenommen haben, sind Schwerverbrecher, aber Sie stolzieren hier mit einer Arroganz rein, dass mir schlecht wird. Wir haben Mörder, Frauen- und Kinderschänder festgesetzt! Wir haben die Aussagen aller Frauen, die übereinstimmend bestätigen,was ihnen angetan wurde. Sie brauchen jetzt gar nichts zu sagen, diese Frauen sind in Ihren Augen ja sowieso nur Huren. Aber sie sind nicht freiwillig hier, sie sind Huren, weil sie gezwungen wurden, ihren Körper zu verkaufen, wobei sie selbst nicht einen Cent gesehen haben. Einer dieser jungen Frauen ist letzten Montag die Flucht aus Leonhardts Puff gelungen. Sie hat mir die ganze Geschichte in allen Einzelheiten erzählt, und diese Geschichte hat mir die Tränen in die Augen getrieben. Und wenn Sie jetzt wissen wollen, wo diese junge Frau ist, sorry, das werde ich Ihnen nicht verraten. Aber ich garantiere Ihnen, sie wird sicher in ihre Heimat zurückkehren, damit sie diesem Bastard nicht noch einmal in die Augen sehen muss. Und mit Bastard meine ich Leonhardt, den sie exakt beschrieben hat, sie hat die Räumlichkeiten beschrieben und was sie alles durchgemacht hat. Sie wird in ein paar Wochen einundzwanzig, wird aber seit vier Jahren gezwungen, ihren Körper und ihre Seele zu verkaufen. Und nur weil sie geflohen ist, mussten zwei Menschen sterben, denn sie war Leonhardts auserkorener Liebling, sein Eigentum, und einem Leonhardt nimmt man das Eigentum nicht ungestraft weg. Und jetzt sagen Sie mir, was Sie gegen Leonhardt unternehmen werden? Wird er einen Prozess bekommen, und wird die Öffentlichkeit davon erfahren, dass der Moralapostel Leonhardt in Wahrheit ein skrupelloser Gangster ist? Oder wird man, weil er ja so angesehen ist, Milde walten lassen? Und was passiert mit den Frauen? Sie werden doch sicherlich vor Gericht gestellt, schließlich halten sie sich illegal in Deutschland auf …«
»Wenn ich Ihren Redefluss unterbrechen darf«, sagte Generalstaatsanwalt Blumenthal. »Ich kann Ihre Bedenken durchaus nachvollziehen, doch die Gesetze sprechen nun mal eine eindeutige Sprache. Wer sich illegal in Deutschland aufhältund hier arbeitet, macht sich strafbar, so steht es geschrieben. Sie haben gute Arbeit geleistet, aber Sie sind dennoch mit sofortiger Wirkung von diesem Fall entbunden.«
»Dürfte ich bitte kurz mit Ihnen unter vier Augen sprechen?«, sagte Durant zu Blumenthal. »Nur eine Minute.«
Blumenthal zog die wulstigen Augenbrauen hoch, überlegte, ob er sich dazu herablassen sollte, dieser Bitte zu entsprechen, und antwortete schließlich: »Aber wirklich nur kurz.«
»Gehen wir in mein Büro.« Blumenthal folgte ihr. Als sie dort waren, sagte sie zu Bäumer: »Würdest du uns bitte alleine lassen?«
Bäumer verließ den Raum.
»Das ist eine Riesenschweinerei, was hier abläuft. Doch ich sehe ein, dass ich mich einer höheren Macht beugen muss, damit das Recht gebeugt werden kann. Aber Sie erinnern sich doch bestimmt noch an den Fall vor drei Jahren, als ich Ihre Haut gerettet habe, oder?«
Blumenthal sah Durant kühl und abweisend an. »Was wollen Sie damit andeuten?«
»Sie haben mir damals gesagt, wenn Sie mir mal einen Gefallen tun können, dann …«
»Machen Sie’s kurz. Was wollen Sie?«, unterbrach er sie barsch.
»Kein Prozess gegen die Frauen, keine übliche Abschiebung mit vorheriger Abschiebehaft, sondern eine sofortige Rückfahrt in die jeweiligen Heimatländer, ungefähr so, als wären sie nur Touristinnen gewesen. Meinen Sie, Sie können mir wenigstens diese kleine Gefälligkeit erweisen?«
»Sie sind ein harter Brocken. Aber gut, ich gebe Ihnen jetzt und hier mein Wort, dass die Frauen mit offiziellen Papieren ausgestattet in ihre Heimat
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