Teuflische Versprechen
zu Gesicht bekommen.«
Sie steckte sich eine Zigarette an und sagte: »Ich hab Blumenthal lediglich daran erinnert, dass er ohne meine Hilfe heute kein Generalstaatsanwalt mehr wäre.«
»Sie haben ihn erpresst?«, fragte Berger verwundert und erschrocken zugleich.
»Quatsch! Ich habe ihn nur gebeten, seine Schuld zu begleichen. Ich soll ihn um vier anrufen, dann werde ich wohl erfahren, wie das genau mit den Frauen weitergeht. Aber wehe, er hält sich nicht an sein Versprechen. Ich schwöre, ich zerquetsch ihm höchstpersönlich die …«
»Er wird sich daran halten, er hat es mir vorhin noch einmal unter vier Augen versichert, bevor er gegangen ist. Und ich soll Ihnen ausrichten, dass er Sie für eine äußerst fähige Polizistin hält.«
»Ich denke, ich bin unfähig?«
»Das haben die andern gesagt, vor allem dieser ekelhafte Schnösel, mit dem Sie sich angelegt haben. Mein Gott, was für eine Show Sie da abgeliefert haben! Dennoch müssen wir den Tatsachen ins Auge blicken, der Kampf ist verloren, der Gegner hat gesiegt.«
»Steht schon was in der Zeitung?«
»
Bild
, Seite drei. Mehrere Fotos von Leonhardt, Binder, Simoneit, wobei Leonhardt und Binder besonders gut getroffen sind. Hier, sehen Sie selbst. Dazu ein ziemlich heftiger Artikel, den Leonhardt bestimmt nicht gerne lesen wird. Das ist das einzig Positive an dem Ganzen.« Berger schob die Zeitung über den Tisch. Durant las schmunzelnd.
»Das ist gut, das ist sogar sehr gut. Ich hab’s ihm prophezeit, die Reporter werden sich wie die Hyänen auf ihn stürzen. Und das gönn ich dieser Schweinebacke von Herzen.«
»Haben Sie gar keine Angst vor ihm?«
»Nein, denn er kann es sich nicht leisten, mich anzugreifen. Hier«, sagte sie, zog die Kassette ihres Aufnahmegeräts aus der Tasche und hielt sie hoch, »damit hab ich ihn in der Hand. Er hat mir unverhohlen gedroht, aber er weiß, dass ich diese Drohung aufgenommen habe. Sein Gesicht hättet ihr sehen sollen. Der kann es sich nicht leisten, irgendwas gegen uns zu unternehmen.Und ich habe noch was, eine Aussage von Simoneit. Als ich ihm gesagt habe, dass er gar nicht der Eigentümer des Bordells ist, war der völlig perplex. Und dann hat er etwas gemacht, was ich ihm nie zugetraut hätte. Er hat mich gebeten, seine Aussage zu Protokoll zu nehmen, das heißt, ich hab sie auf Band aufgenommen, die Kassette hab ich auch dabei, und er möchte diese Aussage schriftlich bei einem Rechtsanwalt meiner Wahl hinterlegen, für den Fall, dass ihm oder seiner Familie etwas zustößt. Er wird heute noch mit Leonhardt Kontakt aufnehmen und ihm mitteilen, dass er aussteigt. Ich weiß auch schon, welchen Anwalt ich aufsuchen werde. Gleichzeitig behalten wir für alle Fälle eine Kopie davon bei uns.«
»Das war mutig von ihm«, sagte Hellmer. »Hätt ich ihm auch nicht zugetraut. Warum hat er das gemacht, er hätte doch alles so weiterlaufen lassen können wie bisher?«
»Manche Menschen kommen eben zur Einsicht, die einen früher, die andern später, wieder andere nie. Er liebt seine Frau und seine Kinder, das wird wohl der Hauptgrund sein. Ist auch egal, ich mach mich auf den Weg zu Dr. Bernecker …«
»Bernecker? Sie geben sich aber auch nicht gerade mit Kleinkram zufrieden«, bemerkte Berger trocken.
»Wenn wir es schon mit Raubtieren zu tun haben, dann brauchen wir auch entsprechende Unterstützung. Jedenfalls, ich hau ab, und danach fahr ich zu meinem Vater und Maria. Werde ich heute hier noch gebraucht?«
»Ruhen Sie sich aus, nehmen Sie von mir aus ein paar Tage frei, ich werde es auch nicht auf Ihrem Urlaubszettel vermerken. Das Gleiche gilt für Herrn Hellmer und Frau Seidel.«
»Und wie wollen Sie das gegenüber den andern Kollegen begründen?«
»Lassen Sie das mal meine Sorge sein. Und jetzt verschwinden Sie.«
»Ja, sofort. Was ist mit Müller und Vukovic? Vor allem Vukovic interessiert mich. Ich hoffe nämlich, er macht keine Dummheiten, jetzt, wo Hohleitner wieder frei ist.«
»Hab sie noch nicht gesehen. Und wenn er Dummheiten macht, ist das nicht unser Problem«, meinte Hellmer grinsend.
»Stimmt auch wieder. Ciao, ich verzieh mich«, sagte Durant und ging nach draußen. Auf dem Weg zum Auto dachte sie: Ich krieg meinen Aktenberg doch noch vor Weihnachten abgearbeitet. Von unterwegs rief sie Dr. Jürgen Bernecker an (sie hatte Glück, er war nicht, wie von ihr schon befürchtet, bei Gericht, sondern noch bis Mittag in seiner Kanzlei), einen gewieften Anwalt für Straf- und
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