Teuflische Versprechen
illegaler Prostitution gemacht, danach werden sie in ihre Heimatländer abgeschoben, aber Leonhardt und Hohleitner, vor allem Leonhardt, werden weiter schalten und walten dürfen, wie sie wollen.« Er seufzte auf und schüttelte den Kopf. »Wir haben die Arschkarte gezogen, wir haben auf ganzer Linie verloren.«
»Eigentlich haben wir’s doch vorher schon gewusst, und trotzdem haben wir’s versucht. Und, haut uns das um?«
»Nein, ist aber trotzdem frustrierend. Da versuchst du eine Schlangengrube auszuheben, und was ist das Ergebnis? Die Schlangen werden unversehrt wieder in ihre Grube zurückgebracht.«
Durant grinste nur und sagte: »Leonhardt hat sich selbst den Beinamen Taipan verliehen, womit ich bisher nicht viel anfangen konnte. Ich habe ihn vorhin darauf angesprochen, und bevor er wieder in die Zelle geführt wurde, hat er mir gesagt, dass der Taipan die giftigste Schlange der Welt ist. Und plötzlich habe ich mich an einen Fall vor vier oder fünf Jahren erinnert, als jemand mit Schlangengift umgebracht wurde, ich meine, es war Taipangift. Leonhardt verhöhnt uns, und wir sind machtlos.
Er
hat die Macht, und wer die Macht hat, hat das Recht auf seiner Seite. Das ist mir erst heute so richtig bewusst geworden. Aber nicht jeder, der das Recht vertritt, hat auch Macht, eigentlich die wenigsten von uns. Oder siehst du das anders?«
Bäumer schüttelte den Kopf. »Nein, aber den Spruch muss ich mir merken. Wie war das noch mal – wer die Macht hat, hat das Recht auf seiner Seite. Von wem stammt der?«
»Von mir.«
»Treffender könnte man es nicht ausdrücken. Was machen wir jetzt?«
»Ich werd mal bei Berger reinplatzen. Woher soll ich denn wissen, dass er so hohen Besuch hat?«, sagte sie zynisch.
»Na dann, viel Spaß. Kann ich hier warten, ich will nicht unbedingt meinen Kollegen aus Wiesbaden in die Arme laufen?«
»Mach’s dir gemütlich. Cola steht hier, Wasser unter meinem Schreibtisch. Bis gleich.«
Sie öffnete die Zwischentür einen Spalt, hörte Stimmen und huschte rasch in Bergers Büro. Bis auf Berger, der direkt gegenüberder Tür saß, drehten alle den Kopf. Einer der Beamten, den Durant nicht kannte, sagte in hartem, unerbittlichem Ton: »Das ist eine vertrauliche Unterredung, wenn Sie den Raum bitte verlassen würden.«
»Nein, ich werde den Raum nicht verlassen«, erwiderte sie ebenso hart und sah den Beamten entschlossen an. »Ich kenne Sie zwar nicht, aber Ihr Ton gefällt mir nicht. Lassen Sie mich raten, Sie sind vom BKA, stimmt’s?«
»Frau …«
»Hauptkommissarin Durant, leitende Ermittlerin beim K 11. Ich denke, ich habe das Recht zu erfahren, um was es hier geht.«
»Frau Durant, ob leitende Ermittlerin oder nicht, Sie …«
»Ich möchte, dass Frau Durant hier bleibt«, mischte sich Berger ein. »Sie war von Anfang an dabei und hat auch wesentlich zum Erfolg der Aktion beigetragen.«
»Wie Sie wünschen«, sagte der Beamte, der sich nicht vorgestellt hatte, nach einem Blick zu Blumenthal, der nur nickte, pikiert. »Wir haben sowieso das Wesentliche besprochen …«
»Ach ja? Was ist denn das Wesentliche? Lassen Sie mich raten – Leonhardt und seine Hurenböcke werden auf freien Fuß gesetzt. Der Fall wird an Sie abgegeben, was bedeutet, dass wir raus sind. Verbessern Sie mich, sollte ich falsch liegen.«
»Nein, Sie liegen vollkommen richtig. Da hochrangige Persönlichkeiten aus dem politischen Leben involviert sind, ist naturgemäß das BKA beziehungsweise das Innenministerium zuständig. Es tut mir leid, aber ich habe die Gesetze nicht gemacht.«
»Das würde ich Ihnen auch nie unterstellen, dazu bedarf es Leute anderen Kalibers …«
»Frau Durant, bitte«, sagte Berger mahnend.
»Entschuldigung, ist mir so rausgerutscht. Aber wissen Sie,was mich so ankotzt? Da werden Frauen aus dem Ostblock unter falschem Vorwand hergelockt, um letztlich zur Prostitution gezwungen zu werden. Staatssekretär Binder gibt sich nicht mal mit Frauen zufrieden, er braucht besonders junges Fleisch, kleine Mädchen, die noch gar nicht wissen, wie ihnen geschieht, und die für den Rest ihres Lebens dieses Trauma mit sich rumschleppen müssen. Ein toller Politiker, und ein noch tolleres Vorbild! Morde werden von Leonhardt in Auftrag gegeben, aber der Fall wird uns aus den Händen gerissen, weil wir ja offensichtlich nicht kompetent oder fähig genug sind, das alleine zu handhaben …«
»Jetzt machen Sie’s aber mal halblang! Welche Beweise haben Sie denn gegen Leonhardt und
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