Teuflische Versprechen
Familie.«
»Keine Sorge, das tu ich. Woher soll ich denn wissen, was Leonhardt ausgesagt hat? Dürfte ich kurz mit meiner Frau telefonieren?«
»Bitte.«
»Sie können ruhig mithören.« Simoneit tippte die Nummer von zu Hause ein, am andern Ende wurde bereits nach dem zweiten Läuten abgenommen, Durant stellte den Lautsprecher an.
»Kirsten, ich bin’s. Ich wollte dir nur sagen, dass ich dich liebe und jetzt eine Aussage machen werde, die uns aber alle in Schwierigkeiten bringen kann. Ich hoffe es nicht, aber ich kann und möchte nicht länger nach Ulrichs Pfeife tanzen … Ja, ich werde alles, was ich Frau Durant gestern schon erzählt habe, noch einmal zu Protokoll geben … Nein, deshalb ruf ich ja an, um dich zu fragen, ob du deine Zustimmung gibst … Ich liebe dich wirklich, ich hoffe, du glaubst mir.« Er legte auf, bevor sie etwas antworten konnte, und meinte: »Können wir beginnen?«
»Sie haben eine wunderbare Frau, wissen Sie das eigentlich?«
Simoneit schien geradezu erleichtert, als er sagte: »Ich weiß, aber ich war blind. Kommen wir zur Sache. Alles, was ich jetzt sage, möchte ich auch von einem Anwalt notariell beglaubigt haben und bei ihm hinterlegen. Ich werde Leonhardt entweder heute oder morgen persönlich mitteilen, dass ich aussteige, und für den Fall, dass mir oder meiner Familie etwas passiert,Sie wissen schon, was ich meine, wird dieses Schriftstück ihn ins Gefängnis bringen.«
In der folgenden halben Stunde berichtete Simoneit, ohne von Durant unterbrochen zu werden, noch einmal von Leonhardts und Hohleitners Machenschaften, so weit ihm diese bekannt waren, und er erwähnte auch Binders abartige Neigungen. Im Grunde sagte er nichts anderes als schon am Samstagabend, als er mit Durant im Auto gesessen hatte, fügte lediglich ein paar weitere Details hinzu, die jedoch so erschütternd waren, dass Durant es kaum glauben mochte. Als er mit seinen Ausführungen fertig war, sagte er erleichtert: »So, und nun lassen wir diese Aussage von einem Anwalt Ihrer Wahl beglaubigen. Es muss jemand sein, der nicht von Leonhardt gekauft ist, jemand, dem
Sie
Vertrauen schenken.«
»Das erledigen wir gleich nachher, mein Wort darauf«, erwiderte Durant. »Haben Sie noch etwas hinzuzufügen?«
»Nein, ich denke, es ist alles gesagt.«
»Dann lasse ich Sie in Ihre Zelle zurückbringen, nur zu Ihrer eigenen Sicherheit. Sobald wir das Notarielle geregelt haben, können Sie nach Hause gehen. Vielen Dank und viel Glück.«
»Ich will keinen Dank, ich war das meiner Familie und auch Ihnen schuldig. Ich habe Ihnen zu danken und wünsche Ihnen viel Glück, Sie werden es brauchen.«
Nachdem Simoneit das Büro verlassen hatte, nahm Durant das Band aus dem Rekorder und steckte es in ihre Handtasche, Intuition, eine innere Stimme, wer weiß. Sie lehnte sich zurück und zündete sich gerade eine Zigarette an, als die Tür aufging und Bäumer hereinkam. Er wirkte sehr erschöpft und setzte sich. »Wir haben verloren, es sei denn, du hast ein Wunder vollbracht.«
»Ich hab’s schon vernommen. Wie ist es denn mit Hohleitner gelaufen?«
»Ganz ehrlich? Er hat mich eiskalt auflaufen lassen. Ich wisse doch überhaupt nichts und solle mich besser aus Dingen raushalten, von denen ich keine Ahnung hätte. Wenn er wolle, könne er mich zertreten wie eine Kakerlake, das hat er mir jedenfalls ins Ohr geflüstert. Es ist natürlich nicht auf Band.«
»Er hat das wirklich gesagt, das mit der Kakerlake?«
»Ja.«
»Leonhardt auch, er hat sogar dieselben Worte benutzt. Wo ist Hohleitner jetzt?«
»Keine Ahnung, auf jeden Fall nicht mehr im Präsidium. Wir mussten ihn laufen lassen, auf Anweisung des BND. Und gerade eben sind vier unserer lieben Kollegen angetanzt, zwei vom LKA und zwei vom BKA, und unterhalten sich mit Berger, Müller und Vermeer. Generalstaatsanwalt Blumenthal sowie Oberstaatsanwalt Mürner sind übrigens auch dabei. Möchte zu gerne wissen, wie die so schnell Wind von der Sache bekommen haben. Na ja, manchmal mahlen die Mühlen eben sehr schnell. Ich weiß genau, was da jetzt abläuft, ich kenne nämlich das Spiel, ich hab’s schon einige Male in ähnlicher Weise miterlebt.« Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr und fuhr fort: »In spätestens einer halben Stunde sind alle wieder auf freiem Fuß, die Frauen ausgenommen. Soll ich dir auch sagen, was mit den Frauen passiert?«
»Verrat’s mir.«
»Sie werden in Abschiebehaft kommen, es wird ihnen möglicherweise ein Prozess wegen
Weitere Kostenlose Bücher