Teuflische Versprechen
sie gehörte in die Kanzlei und damit zum offiziellen Geschäft.
»Ich werde heute nicht mehr reinkommen, meine beiden Freunde werden aber noch zehn Minuten in meinem Büro bleiben, weil sie etwas Dringendes zu besprechen haben. Sollte etwas Wichtiges sein, notieren Sie’s bitte, ich bin jedoch bis um drei nicht zu erreichen.«
Nachdem Ulrich gegangen war, sagte Thorsten zu Hans: »So, zum Geschäft. Du hast gehört, was Ulrich gesagt hat, ich meine das mit der Gegenleistung. Ich will nicht lange um den heißen Brei rumreden. Es geht um einen großangelegten Deal mit Libyen, Wert hundertsiebzig Millionen Dollar …«
»Was für ein Deal? Und warum ausgerechnet mit Libyen?«
»Überleg ein bisschen, dann wird es dir schon einfallen«, entgegnete Thorsten kühl.
»Damit habt ihr mich endgültig in der Hand. Mein Gott …«
»Du kannst mich ruhig Thorsten nennen«, sagte er trocken. »Hör gut zu, ich erklär’s nur einmal. Es besteht von gewissen Seiten aus großes Interesse, das Pulverfass Naher Osten weiter am Brennen zu erhalten. Die Israelis sind bereits eingeweiht, nur ein paar von unseren Oberen zicken noch rum, du kennst ja das Waffenembargo, und die Pressefritzen sind wie Hyänen,wenn die erfahren, dass die Waffen über Libyen nach Israel geliefert werden. Libyen ist einfach besser, die sind es gewohnt, Kanonenfutter zu sein. Und falls irgendwas rauskommen sollte, was ich jedoch stark bezweifle, denn ich gehe davon aus, dass du deine Hausaufgaben gut erledigst, werden sie ganz ordentlich dafür entschädigt. Um’s kurz zu machen, unsere Kunden wollen unbedingt deutsche Ware haben und auch entsprechend dafür zahlen. Du bist dazu auserkoren, dass alles reibungslos über die Bühne geht. Die Unterlagen habe ich hier, schau sie dir in Ruhe an. Morgen um zweiundzwanzig Uhr wird uns ein gewisser Dr. Schwiers mit seinem Besuch beehren, der unser Mittelsmann in Nordafrika und im Nahen Osten ist. Was wir brauchen, ist deine Unterschrift und die von Staatssekretär Binder, der dank deiner Hilfe morgen auch anwesend sein wird …«
»Moment, Moment, ich kenne Binder, der ist absolut straight und würde niemals einem solchen Deal zustimmen. Wie soll ich das anstellen?«
»Ach komm, tu doch nicht so! Du bist doch schon lange genug in der Politik. Dir wird schon was einfallen. Streng doch ausnahmsweise dein Hirn ein bisschen an. Außerdem kennt keiner Binder besser als du. Ihr habt euch doch erst letzte Woche bei dir zu Hause getroffen …«
»Woher weißt du das?«, stieß Hans mit bleichem Gesicht hervor.
»Es gibt nichts, was wir nicht wissen. Noch mal zu Binder, er ist übrigens gar nicht so straight, wie er sich nach außen immer gibt. Du weißt ja, wie das ist – Fassade ist alles. Er steht nämlich auch auf junges, knackiges Fleisch, sehr junges, knackiges Fleisch. Nur weiß das kaum einer, offensichtlich nicht einmal du, und deshalb konnte bis jetzt auch keiner Kapital daraus schlagen. Genügen dir diese Informationen?«
»Heißt das, ich soll ihn in einen der Clubs locken?«, fragte Hans mit dicken Schweißperlen auf der Stirn.
»Nicht in irgendeinen, sondern in den Kunst- und Kulturverein«, antwortete Thorsten gelassen. »Der Deal geht in einem Monat über die Bühne, genauer gesagt am 7. Dezember. Du weißt schon, das ist der Tag, an dem die Japsen Pearl Harbor in Flammen aufgehen ließen. Wenn wir Binder erst einmal am Wickel haben, kann er nicht mehr zurück. Er wird dankbar sein, seine Unterschrift leisten zu dürfen, und dafür darf er auch jederzeit seinen kleinen Mann reinstecken, wo er will. Gratis, versteht sich. Wir verlassen uns auf dich, es ist deine Feuerprobe.«
»Und wie soll ich ihn in den Club locken? Ich meine, ich …«
»Das ist dein Problem, aber du bist doch sonst so kreativ. Du wirst das schon schaukeln. Und außerdem befinden sich bei den Unterlagen auch einige Fotos, die Binder in äußerst verfänglichen Situationen zeigen. Eine kleine Hilfe für dich, sollte er sich weigern zu kommen. Hier«, sagte Thorsten und zog die Fotos aus dem Ordner, »schau dir deinen ehrenwerten Herrn Binder an.«
Hans blickte schweigend auf die Bilder, legte sie auf den Tisch und schüttelte den Kopf. »Woher habt ihr die? Ich hatte keine Ahnung, dass Binder …«
»Diese Fotos reichen wohl aus, um ihn zu überzeugen, morgen den Termin im Club wahrzunehmen. Was glaubst du, was passieren würde, würden diese Fotos seiner lieben Gattin überreicht werden? Oder gar der Presse? Binder ist ein
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