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Texas

Texas

Titel: Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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Stück westlich von Guadalajara, als Cabeza de Vaca von den Jahren zu erzählen begann, da er ganz allein als Händler für einen anderen Indianerstamm umhergewandert war. »Aber Señor Cabeza«, wandte der Junge ein, »wenn Ihr ein Sklave wart, wie konntet Ihr dann frei herumreisen?« Cabeza de Vaca antwortete: »Ich ließ Oviedo zurück, entfloh dem grausamen Stamm und suchte Schutz bei guten Indianern, die im Inneren der Insel lebten.«
    »Aber Ihr wart immer noch ein Sklave?« fragte Garcila9o.
    »Nun, mein Junge, nachdem ich gezeigt hatte, daß ich es verstand, Muschelschalen, die mein Stamm sammelte, gegen Pfeilspitzen einzutauschen, die von anderen Stämmen angefertigt wurden, baten mich meine Indianer, nach Dingen Ausschau zu halten, die sie brauchten. So reiste ich hoch hinauf in den Norden.«
    »Aber wenn Ihr Euch frei bewegen konntet, warum seid Ihr dann zurückgekehrt?« fragte Garcila9o.
    Cabeza dachte lange über die Antwort nach. Schließlich sagte er: »Es geschieht häufig, daß Menschen sich an Ketten legen, die sie selbst geschmiedet haben. Als ich bei den guten Indianern lebte, war ich so gut wie frei. Aber ich wußte, daß Oviedo immer noch ein Sklave war. Ich mußte zurück. Meine Ehre verlangte es. Und so erbärmlich Oviedo auch war, er blieb meine einzige Verbindung zur Zivilisation.«
    Zwei Tage später - sie näherten sich bereits der Hauptstadt -wurde Cabeza plötzlich sehr fröhlich. »Im Jahre 1532«, berichtete er, »gelang es mir endlich, Oviedo zur Flucht zu überreden. Als wir die Küste erreicht hatten, erfuhren wir von vorbeiziehenden Indianern, daß drei Fremde bei einem Stamm im Süden lebten. Wir waren überglücklich. Doch als die Indianer plötzlich anfingen, uns mit Stöcken zu schlagen, bekam der arme Oviedo schreckliche Angst und sagte, er werde zu seiner Insel zurückschwimmen. Wir haben nie wieder etwas von ihm gehört.
    Ich schlug mich also alleine zu den Freunden durch. Du kannst dir vorstellen, wie froh wir waren, uns wiederzusehen, und wie begierig, unsere Erlebnisse auszutauschen. Von den dreiundneunzig Kameraden, die gelandet waren, hatten nur wir vier und der arme Oviedo überlebt. Wir schmiedeten sogleich Fluchtpläne. Wir wollten nach Mexico. So brachen wir vier auf
    - ohne Kleider, ohne Essen, ohne Karten, ohne Schuhe.«
    Dorantes und die anderen zwei Überlebenden mischten sich nur selten in Cabeza de Vacas Unterhaltung mit Garcila9o ein. Deshalb bekam Garcila9o nicht viel von Estaban, dem Schwarzen, zu sehen; die wenigen Gespräche jedoch, die Garcila9o mit ihm führte, genoß der Junge sehr. Einmal fragte Garcila9o ihn: »Wie heißt du wirklich? Du scheinst viele Namen zu haben.«
    Der Sklave lachte. »Ist dir das aufgefallen? Dorantes nennt mich Estevan. Castillo nennt mich Estevanico. Für andere heiße ich Estebanico. Cabeza nennt mich Esteban.«
    »Und wie nennst du dich selbst?«
    »Ich nenne mich Medizinmann.«
    Als Garcila9o einmal Cabeza über Esteban ausfragte, schmunzelte dieser: »Esteban hat uns alle am Leben erhalten. Nicht mit seinen Medizinkenntnissen, sondern mit seinem Humor. Er war ein Sklave, von Dorantes gekauft und bezahlt, aber auf unserer Wanderung genoß er alle Freiheiten - bei den Indianern fungierte er sogar als unser Botschafter.«
    Was Cabeza nun Erstaunliches zu berichten wußte, erklärte, wie die vier unbewaffneten Männer imstande gewesen waren, das riesige Gebiet zu durchqueren, das später Texas genannt wurde. Sie wanderten so weit herum, daß sie sogar mit den Teyas- oder Tejas-Indianern in Berührung kamen, jenen freundlichen Menschen, nach denen das ganze Gebiet einst benannt werden würde. »Als wir ins Bergland kamen, entdeckte Alonzo de Castillo, ein gebildeter Mann aus der Universitätsstadt Salamanca, daß er magische Kräfte besaß. Er vermochte kranke Indianer zu heilen, indem er sie berührte und ihnen versicherte, daß Gott in seiner Barmherzigkeit sie wieder gesund machen würde. Sein Ruhm verbreitete sich rasch über dieses einsame Land und brachte viele Indianer dazu, von weither zu ihm zu kommen.
    Als die Indianer sahen, daß Castillo sie heilen konnte«, berichtete Cabeza weiter, »begannen ganze Dörfer, mit dem Wunderheiler mitzuziehen; sie begleiteten ihn oft über hundert Kilometer. Dieser fehlgeleitete Glaube ließ in Castillo die Befürchtung wach werden, daß er sich Kräfte anmaßte, die allein Gott vorbehalten waren, und darum weigerte er sich, Patienten zu behandeln, die offensichtlich im Sterben

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