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Texas

Texas

Titel: Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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zwei Ländern gedient hatte, die Garcila9o nur vom Hörensagen kannte: in Peru, das der Frater liebte, und in Guatemala, das er verabscheute. In Peru hatte er, wie er berichtete, eine Schmähschrift veröffentlicht, in der er die Härte anprangerte, mit der die spanischen Eroberer die Indianer verfolgten. Auch in Mexico wollte er solche Grausamkeiten nicht dulden. Er bat Garcila9os Herrn, ihn und den Jungen auf dem Marsch in die Hauptstadt begleiten zu dürfen, von wo aus er schon allein den Weg zu dem großen Kloster von Queretayo finden würde, dem er zugeteilt worden war. Mürrisch wie immer gab Garcila9os Meister seine Zustimmung.
    Während sie den Urwald durchquerten, um zu den Vulkanen zu gelangen, war Garcila9o immer wieder von der Vitalität des Fraters beeindruckt. Manchmal schien es, als ermüdeten die Maultiere rascher als der Mönch. Und es war schön, mit ihm zu plaudern, denn er war ein überschwenglicher Mensch: »Eines Tages wird ein Dichter von unseren Abenteuern in Peru berichten! Überall Gold! Majestätische Bergketten! Spanisches Heldentum in nie gekannter Größe!«
    Sie brauchten neunundzwanzig Tage, um die Fracht von Vera Cruz in die Hauptstadt zu bringen. Während der Reise erzählte Garcila9o dem Frater, daß er das Alphabet beherrsche. Fray Marcos war begeistert: »Du mußt dich weiterbilden. Lerne fließend lesen, dann kannst du ein Mönch werden wie ich und ein Leben voller Abenteuer führen.«
    Als Garcila9o ihn fragte, wo seine Heimat sei, gab er eine dem Jungen unverständliche Antwort: »Mein richtiger Name ist Marcos de Niza, denn ich wurde in dieser Stadt geboren, die auch Nizza genannt wird. Sie gehört zu Savoyen, und ich war ein Niemand wie du - vielleicht ein Savoyarde, vielleicht ein Franzose, vielleicht ein Italiener. Aber ich entschied mich für Spanien, und das war meine Rettung.«
    Während der letzten Tage ihrer Reise zeigte der Mönch Garcila9o seine lateinische Bibel, um zu sehen, ob der Junge tatsächlich lesen gelernt hatte. Die Schnelligkeit, mit der Garcila9o seine Aufgabe löste - obwohl er die Worte nicht verstand -, erstaunte den Mönch so sehr, daß er am Abend zu dem alten Maultiertreiber ging und ihn fragte, ob er den Jungen kaufen könne. Der mürrische Mann antwortete mit einer Gegenfrage: »Wieviel würdet Ihr bieten?« Für zwei Goldstücke, die der Mönch aus Peru mitgebracht hatte, ging Garcila9o in die Hände von Fray Marcos über. »Du wirst mich Vater nennen«, belehrte er den Jungen, während er ihn mit sich fort nahm. »Einerseits aufgrund meines religiösen Amtes, aber auch weil ich dich liebe und dich erziehen werde.«
    Sie waren erst zwei Tage in der Stadt Mexico, als eines Morgens eine Abteilung Soldaten in das Kloster kam, wo sie schliefen:    »Ihr sollt beide mit uns kommen. Bischof
    Zumärraga wünscht mit Euch zu sprechen.« Garcila9o, der sich an die furchteinflößende Gestalt auf dem Tragsessel erinnerte, begann zu zittern und zu schwitzen, denn schon sah er sich peinlich befragt, verurteilt und im Verlauf eines entsetzlichen Autodafés zum Scheiterhaufen geführt. Schlotternd vor Angst fragte er den Mönch: »O mein Gott, was haben wir verbrochen?«
    Zu seiner Überraschung blieb Fray Marcos ganz gelassen. Er lächelte sogar. »In Peru und Guatemala habe ich des öfteren solche dringende Aufforderungen erhalten. Meistens verhießen sie etwas Gutes. Mal sehen, um was es diesmal geht.«
    Dennoch - als sie wie Gefangene durch die Straßen geführt wurden, betrachtete Garcila9o den blauen Himmel, als ob es das letzte Mal wäre, daß er ihn zu Gesicht bekam. Zumärraga jedoch zeigte sich ihnen gegenüber als ein liebenswürdiger Mann. Er war bekleidet mit der Kutte des Franziskanerordens, dem er angehörte, und forderte sie freundlich auf, Platz zu nehmen. »Wir haben wichtige Dinge zu besprechen.« Er läutete mit einer kleinen Silberglocke, worauf indianische Diener mit einem Mann erschienen, den Garcila9o gut kannte. Es war Esteban, der Mohr.
    »Ich habe einen neuen Herrn, kleiner Maultiertreiber.«
    »Und ich habe einen neuen Vater, Medizinmann.«
    Man erklärte dem verdutzten Bischof, daß Andres Dorantes -einer der vier, die durch die große Einöde gewandert waren -den Sklaven Esteban an den Vizekönig verkauft hatte, während Garcila9o von seinem Meister an Fray Marcos verkauft worden war.
    »Ihr beide kennt euch also«, stellte der Bischof fest. »Das ist gut. Dann könnt ihr eure Geschichten dem Vizekönig erzählen.«
    Doch

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