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Thanatos

Thanatos

Titel: Thanatos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Ione
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Reaver hielt ihn nur umso fester. »Ich habe dir wehgetan. Ich habe … so vielen wehgetan.«
    »Das warst nicht du, Reseph. Das war Pestilence.«
    Reseph hielt sich den Kopf und bewegte sich taumelnd und zuckend auf die Wand zu. »Mach, dass es aufhört! Mach, dass es aufhört!«
    All die Dinge, die der Reiter sehen musste, die Erinnerungen, die er noch einmal durchleben musste … Reaver vermochte es sich kaum vorzustellen. Es war schlimm genug zu sehen, was Pestilence getan hatte, aber zu wissen, dass man selbst es gewesen war, der all dies angerichtet hatte, musste mehr sein, als eine anständige Person verkraften konnte. Und Reseph war ein anständiger Mann gewesen. Ein Playboy mit fragwürdiger Moral, der Partys liebte, aber er war nie grausam gewesen. Die Dinge, die er als Pestilence getan hatte, waren nicht nur grausam, sondern weit schlimmer gewesen, abartig, krank und böse in einem nie gesehenen Ausmaß.
    Reaver schloss Reseph in seine Arme, nutzte den ganzen Körper, um die Krämpfe des Reiters zu lindern. Es war, als ob er einen Rodeobullen zu umarmen versuchte.
    »Vernichte mich«, stöhnte Reaver. »Setz mir ein Ende.«
    Es brach Reaver das Herz. »Ich kann nicht.« Reaver konnte ihn nicht heilen, konnte seinen Schmerz nicht verringern. Aber es gab etwas, das er tun konnte.
    Reaver zog Reseph auf die Beine und schlug ihm die Handfläche gegen die Stirn. »Lebwohl«, flüsterte er. »Sei glücklich.«
    In einem Blitz aus silbernem Licht war Reseph verschwunden. Möge das Reich der Menschen ihn wie ein neugeborenes Kind willkommen heißen.
    Es hatte Reaver all seine Kraft gekostet, zu tun, was er gerade getan hatte, und jetzt sank er erschöpft mit gesenktem Haupt auf die Knie. Bei jedem Atemzug rasselte seine schmerzende Lunge. Azagoth hatte Reaver erlaubt, seine Kräfte zu behalten, als er Sheoul-gra betrat, aber jetzt war Reaver vollkommen leer, und es gab hier unten keine Möglichkeit, neue Energie zu sammeln. Für jeden Dämon, der zufällig vorbeikam, wäre er ein gefundenes Fressen.
    Was auch immer mit ihm passierte, es war vermutlich nichts im Vergleich zu dem, was ihm drohte, sollte diese tiefgreifende Übertretung der Regeln entdeckt werden. Auch wenn es im Grunde eine ganze Reihe von Schlupflöchern gab, was einen Reiter betraf, der nach Sheoul-gra geschickt worden war.
    »Bei allen lodernden Höllen, was hast du getan?« Hades’ Stimme donnerte durch die Höhle. Damit hatte Reaver schon gerechnet. »Wo ist Reseph?«
    »Ich habe ihn vernichtet«, krächzte Reaver.
    Eine glatte Lüge, aber die Wahrheit zu sagen war keine Option. Für niemanden. Und niemand durfte wissen, dass Thanatos den falschen Dolch benutzt hatte, um Pestilence zu töten.
    War das nicht die pure Ironie, dass Thanatos so lange nach einem Weg gesucht hatte, Resephs Siegel zu reparieren, und ihn am Ende gefunden hatte, ohne es auch nur zu ahnen.
    Deliverance, um zu reparieren. Wormwood, um zu töten.
    »Hm.« Hades hockte sich vor Reaver. »Ich glaube dir kein Wort. Aber so oder so wird Azagoth Hackfleisch aus dir machen und dich zum Abendessen verspeisen. Ihm war verdammt viel daran gelegen, Reseph leiden zu lassen.« Er beäugte Reaver, als überlegte er, ob bei besagtem Abendessen womöglich auch für ihn noch etwas abfallen würde. Wie sich herausstellte, war genau das der Fall. »Frittierte Engelsflügel, lecker.« Er rammte Reaver einen Finger in die Brust, sodass dieser umkippte. »Wie es aussieht, ist da wohl jemandem der himmlische Sprit ausgegangen. Hast du eine Ahnung, wie tief dein Arsch in der Klemme sitzt?«
    »Ich nehme an, das ist eine rein rhetorische Frage.« Mühsam richtete sich Reaver in eine sitzende Position auf und lehnte sich gegen die Wand, an der sich Reseph weich geklopft hatte.
    »Irgendwie schon«, gab Hades zu.
    »Ich nehme nicht an, dass ich dich dazu überreden kann, mich hier rauszubringen.«
    Hades fuhr mit der Hand über seinen blauen Irokesenkamm. »Raus aus dieser Höhle? Ist vielleicht besser, du bleibst hier. Wenn du rauskommst, bist du Hunderttausenden Dämonen und bösartigen Menschen ausgeliefert, die sich nur zu gern dabei abwechseln würden, dich auf die Folter zu spannen. Wörtlich genommen.« Er zögerte kurz. »Andererseits … wenn du hier drinbleibst, steht dir bevor, bis in alle Ewigkeit verdaut zu werden. Das ist verdammt schmerzvoll.«
    »Raus aus Sheoul-gra, du Idiot«, stieß Reaver zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    »Idiot? Das will ich überhört

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