Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
The American Monstershow in Germany

The American Monstershow in Germany

Titel: The American Monstershow in Germany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Pawn
Vom Netzwerk:
ein plätscherndes Geräusch im Toilettenbecken, dann rauschte eine Weile das Wasser, und schließlich vernahm er das Gurgeln seiner Frau.
    Der Ansager wünschte den Zuschauern viel Vergnügen bei der nun folgenden Fußballsendung. Man würde ausführliche Berichte von allen Spielen des Tages bringen. Dieter stellte fest, dass er seit zwei Jahren nicht mehr auf dem Fußballplatz gewesen war. Früher war er Gast bei allen Heimspielen seiner Mannschaft gewesen.
    „ Mit wem sprichst du?“ ließ sich Gerlinde Vernehmen, die aus dem Bad zurückkehrte.
    Dieter schreckte zusammen. Er hatte laut gedacht. Das sagte er auch seiner Frau, die den Kopf schüttelte, als sei er ein dummes Kind.
    ‚Mit dir kann ich schließlich nicht reden‘, dachte Dieter boshaft. Er hatte es seit Jahren auch nicht mehr versucht. Aber das zuzugeben, war er nicht bereit.
    „ Ich gehe jetzt ins Bett“, sagte Gerlinde und küsste Dieter flüchtig auf die Wange. „Kommst du auch bald?“ fragte sie noch ohne wirkliches Interesse.
    „ Wenn das hier zu Ende ist“, antwortete Dieter und deutete auf den Fernsehschirm. Gerade wurde ein Freistoß vorbereitet.
    „ Gut“, stimmte Gerlinde zu. Sie ging hinaus und schloss hinter sich die Tür.
    Im Schlafzimmer angekommen vollendete Gerlinde ihr Werk, das sie vor dem Fernsehschirm begonnen hatte. Sie stieß zwei kurze, hohe Quietschlaute aus, denen ein kollerndes Geräusch wie von rollenden Felsen aus dem Korridor antwortete. Gerlinde dachte darüber nach, ob Dieter wohl nachsehen würde, was da im Korridor passiert war, doch sie glaubte fest, Dieter würde viel zu sehr fürchten, ein Tor zu verpassen, als dass er wegen ein bisschen Lärm seinen Platz auf der Couch verließe.
    Gerlinde blieb ruhig und entspannt liegen. Sie hatte es getan. Nun musste sie abwarten, warten, ob Dieter in die Falle tappen würde.
    Nachdem sie Fußballberichterstattung geendet hatte, erhob sich Dieter von der Couch. Er löschte das Licht im Wohnzimmer und wartete dann einige Sekunden, bis sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Er verspürte keine große Lust, im Finstern gegen den Tisch oder einen Stuhl zu laufen, um am Ende zu stürzen. Erst als er die Umrisse der Möbel im Zimmer deutlich erkennen konnte, setzte Dieter sich in Bewegung. Sein Ziel war das Badezimmer.
    Als er in den Flur trat, stutzte er einen winzigen Moment. Es war die Zeitspanne, die sein Unterbewusstsein nutzte, ihm zu sagen, dass da im Flur etwas nicht stimmte, ehe sein Verstand feststellte, das sei Unsinn.
    Natürlich war da etwas anders. Mitten im Flur breitete sich eine dunkle Fläche aus. Es war, als werfe ein rundes Objekt in der Dunkelheit zusätzlich einen Schatten auf den Boden. Diese absolut schwarze Fläche war kreisrund und hatte einen Durchmesser von fast zwei Metern. An den Rändern erschien sie etwas ausgefranst.
    Dieter ignorierte die Warnung des Unterbewusstseins. Es war Nacht, in der Nacht sah man manchmal verrückte Dinge. Es waren optische Täuschungen, Schattenspiele.
    Dieter ging in Richtung Bad, dabei ging er an der dunklen Fläche dicht vorbei. Im Bad tat er das, was er jede Nacht vor dem Zu-Bett-Gehen dort tat. Er entleerte seine Blase, wusch sich und putzte die Zähne. Auf das Gurgeln, das seine Frau nie ausließ, verzichtete er. Gurgeln nützte seiner Meinung nach nur den Herstellern von Mundwässern.
    Dann kehrte Dieter aus dem Bad zurück. Er ging in Richtung Schlafzimmertür, wobei er die schwarze Fläche überqueren wollte. Als er direkt vor ihr stand, zögerte er einen winzigen Moment. Vielleicht hatte er noch einmal eine Warnung seines Unterbewusstseins erhalten, vielleicht war es auch nur ein Reflex. Wenn ein Teil von Dieters Hirn eine Warnung ausgesandt hatte, so ignorierten die anderen Teile seines Hirns sie und kehrten zur Routine zurück. Er tat den entscheidenden Schritt in die Fläche hinein.
    Dann stürzte Dieter. Er fiel in einen endlosen schwarzen Tunnel, der mitten im Korridor seinen Anfang nahm. Der Tunnel verschlang ihn mit dichter, beinahe greifbarer Schwärze. Dieter fiel in einem Zustand zwischen Leben und Tod. Als er es begriff, schrie er verzweifelt auf, doch niemand war da, ihm zu helfen.
    Dieter fiel, schrie und wartete darauf, aufzuschlagen.
    Gerlinde hörte Dieters Schrei. Er durchflutete sie wie eine warme Welle des Glücks. Sie hatte es geschafft, sie hatte Dieter abgeschüttelt. Jetzt würde sie ein neues Leben beginnen können. Natürlich musste sie Dieter in den nächsten Tagen als

Weitere Kostenlose Bücher