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The American Monstershow in Germany

The American Monstershow in Germany

Titel: The American Monstershow in Germany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Pawn
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Partikeln befallen wurde. Die Haut verschwand von Heinrich Meiers Gesicht an allen Stellen gleichzeitig, es war, als habe ein barbarischer Illusionist sie in Nichts aufgelöst, ein Zauberer, der aber nicht in der Lage war, sie wieder an ihren angestammten Platz zurückzubringen. Mit einem schluchzenden Stöhnen quittierte Heinrich Meier die Tatsache, dass die Biester nun auch über seine Augen herfielen. Die Lider wurden erbarmungslos abgetrennt, dann lagen die Augen frei. Kurze Zeit sah Heinrich Meier Schatten dicht vor seinen Augen im gesamten Bereich des Gesichtsfeldes tanzen. Es waren Schatten, die zu keinem Objekt zugehörig schienen, Schatten des Unsichtbaren. Dann spürte er, wie tausend Sandkörner auf seine ungeschützten Augen fielen und die ewige Nacht sich über ihm niedersenkte. Heinrich Meier wünschte sich nur noch, dass es bald zu Ende ginge.
    Der Tod war gnädig, als er den abgenagten Körper von dem, was einmal Heinrich Meier gewesen war, von den Schmerzen des millimeterweisen Gefressenwerdens befreite.
    Es war ein Tod, der gekommen war, um gemeinsam mit dem Inhalt der Büchse der Pandora die Regentschaft zu übernehmen. An jenem Tag, als der schwarze Kubus, der jetzt in zwei Hälften geteilt auf Denningers Schreibtisch stand, gefunden worden war, hatte der Tod begonnen, sich auf seinen großen Auftritt vorzubereiten. Er hatte sein bestes Gewand angezogen, jenes aus silbernem Flitter, und nun zog er durch die Welt, um die Ernte einzubringen. Das Unheil hatte begonnen.

Die Falle
    Dieter erhob sich schwerfällig vom Küchentisch. Seine Frau Gerlinde begann, das Geschirr abzuräumen. Sie dachte daran, dass heute ein guter Tag dafür war, alles endlich hinter sich zu bringen. Natürlich war eigentlich ein Tag so gut wie jeder andere, aber eine innere Stimme sagte ihr, dass nun die Zeit gekommen war, es zu Ende zu bringen. Sie war jetzt 44. Früher hatte man sie als schlank bezeichnet und war von ihrem hübschen Gesicht angetan gewesen. Heute war nur ihr knochiger Körperbau noch erhalten. Sie wirkte überall kantig, weibliche Rundungen waren völlig in den Hintergrund getreten. Das Gesicht war an den Augen und in den Mundwinkeln bereits von ausgeprägt tiefen Falten gekennzeichnet, die Wangenknochen sprangen harsch hervor, so dass sie einen dauerhaft verbissenen Eindruck beim Betrachter hinterließ. Ein langes, oft anstrengendes Hausfrauendasein hatte sich tief im Gesicht eingegraben.
    Seit ihr Sohn Dennis erwachsen war, langweilte sie sich am Tage. Früher hatte er ihr immer ausreichend Arbeit gemacht, mehr noch, oft war ihr der Stress von Hausarbeit und Kinderpflege einfach zu viel gewesen. Jetzt aber vermisste sie all das. Und Dieter, ihr Mann, verstand es schon lange nicht mehr, ein wenig Freude in ihr Herz zu zaubern.
    Dieter war zwei Jahre älter als seine Frau. Er arbeitete als Konstrukteur in einem kleinen Maschinenbaubetrieb. Das Geld, das er am Monatsende mit nach Hause brachte, reichte aus, um die kleine Familie zu ernähren. Man hatte es sich leisten können, hin und wieder die eine oder andere Anschaffung zu tätigen, fuhr einen soliden Mittelklassewagen, als Jahreswagen günstig gekauft. Den Urlaub hatte man zumeist in Italien, Ungarn oder Spanien verbracht. Einmal aber hatte das Ersparte auch für Ägypten ausgereicht.
    Dieter war einst schlank und mit dunklen Locken gesegnet gewesen. So sah er auf dem Hochzeitsfoto aus, das neben der Jahresuhr auf dem Buffet stand. Heute aber hatte er nur noch einen kleinen Haarkranz auf dem ansonsten kahlen Schädel, und ein kleiner Bauch wölbte sich über den Gürtel der Hose. Auch ihn hatte die Schönheit im Laufe der Jahre schnöde verlassen.
    Man ließ sich zu zweit auf der etwas abgeschabten Couch nieder. Gerlinde wollte bereits seit einem Jahr eine neue, aber Dieter wollte erst einen neuen Fernseher kaufen. Der Abstand zwischen den beiden Eheleuten hätte noch für eine dritte Person zwischen ihnen Platz gelassen. Sie saßen nebeneinander wie Fremde auf einer Bank im Park.
    Wie an jedem Abend griff Dieter zur Programmillustrierten. Er wusste genau, was ihm heute Abend von den einzelnen Sendern angeboten wurde, doch er schlug das regenbogenbunte Blatt auf und überzeugte sich noch einmal.
    „ Na, was willst du sehen?“ Eine rhetorische Frage, denn Gerlindes Antwort war für Dieters Programmentscheidung belanglos. Grundsätzlich entschied er, was Gerlinde zu interessieren hatte.
    „ Kommt denn was Interessantes?“ Die Gegenfrage, auf die

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