Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
The American Monstershow in Germany

The American Monstershow in Germany

Titel: The American Monstershow in Germany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Pawn
Vom Netzwerk:
die Frage gelautet.
    „ Nixon!“ antwortete Wilfried völlig falsch, und aus der Verzweiflung, die Martin gerade noch gepackt hielt, wäre beinahe lauter Jubel geworden, doch Schadenfreude ziemte sich bei solch einer Fernsehshow natürlich nicht.
    „ Kennedy“, verbesserte Thomas und ging zur nächsten Frage über.
    Die fünfte Frage ging an Gisela, die nun langsam zu Wilfried aufrückte, doch Ma rtin hielt sie noch immer nicht für eine große Gefahr. Die sechste Frage sicherte sich Martin selbst, womit er seinen Zehn-Punkte-Vorsprung zu Wilfried wieder herstellte. Natürlich war dies kein beruhigender Vorsprung, aber er konnte ausreichen, sagte sich Martin im Stillen.
    Er musste einfach ausreichen!!
    Die siebente Frage konnte oder wollte keiner der drei Kandidaten beantworten. So blieb vor der Bonusrunde alles beim Alten.
    „ Bevor wir in die nächste Bonusrunde gehen, meine sehr verehrten Damen und Herren, müssen wir ein bisschen was für unser eigenes Konto tun. Werbung, bitte!“ deklamierte Thomas, als lese er ein klassisches Versepos.
    Während Werbespots für den Fernsehzuschauer daheim über die Mattscheibe flimmerten, ließ sich Thomas ein kühles Mineralwasser bringen. An dieser Stelle war seine Kehle offenbar an jedem Abend vor Aufregung oder durch das Verlesen der Fragen ausgetrocknet. Diesen unbeobachteten Moment wollte Martin nutzen. Ihm war gerade eine tolle Idee gekommen.
    „ Sch... sch...“, zischelte er zu Wilfried hinüber, als übe er die Stimmenimitationen heimischer Schlangenarten. Statt Wilfried zeigte sich jedoch Gisela interessiert zu erfahren, was da vor sich ginge.
    Martin flüsterte der gestanden Hausfrau zu, sie solle ihren Nebenmann einmal a nstoßen, er habe etwas Wichtiges für Wilfried.
    „ Pari“, sagte Martin nur, als sich Wilfrieds Aufmerksamkeit endlich ihm zuwandte. Hinter Giselas Rücken machte er mit den Händen Zeichen. Es sah aus, als wolle die Rechte die Linke in zwei Teile zerhacken. Dann breitete er die Arme in einer fragenden Geste aus.
    Wilfried verstand offenbar nichts. Der Gesichtsausdruck erinnerte für einen Augenblick nicht an einen Lehrer sondern an einen niederen Primaten, der zum ersten Mal einen Spiegel erblickt.
    Martin versuchte es erneut. Er zeigte auf Wilfried, schüttelte den Kopf, wies auf sich selbst, nickte und strahlte wie eine Kindersonne. Dann deutete er auf Wilfried und machte die eindeutige Geste des Geld-Zählens.
    „ Teilen“, zischelte er noch in dem Moment, als Thomas seine Pause beendete und Giselas Aufmerksamkeit sich schon wieder dem Showmaster zuwandte.
    „ Niemals“, kam die rigorose Antwort von Wilfried.
    Jetzt wusste Martin, dass er bis zum Ende ganz auf sich allein gestellt sein würde. Aber er würde sich seinen Gewinn nicht streitig machen lassen, von Wilfried nicht und auch von keinem anderen.
    Die Bonusrunde begann. Thomas verlas die erste Frage, und blitzartig hatte sich Gisela wieder eingeschaltet. Diesmal trug sie einen Toaster mit Grillautomatik davon.
    ‚ Sie kann sich freuen‘, dachte Martin, ‚denn am Ende geht sie nicht mit leeren Händen nach Hause, auch wenn sie nicht Champion wird.‘
    Manchen sind diese kleinen Gaben allerdings nicht genug. Sie wollen mehr als nur kleine Geschenke. Sie wollen alles, sie wollen 256.000 Mark!
    Die zweite Bonusfrage wurde verlesen. Diesmal wollte Martin sie sich auf keinen Fall wegschnappen lassen. Kaum ahnte er die richtige Lösung, da meldete er sich auch schon zur Antwort bereit. Freilich, er musste raten, aber er riet richtig.
    „ Welche Nummer von der Bonustafel möchten Sie, Martin?“
    ‚ Warum musste der Showmaster nur immer so schleimig dreinschauen‘, überlegte Martin, bevor der „Vier!“ antwortete.
    „ Die Vier!“ jubelte Gaby wie eine Nachtigall, „Freuen Sie sich über dieses praktische Messerset aus Solinger Qualitätsstahl. Alle Klingen sind eisgehärtet und doppelt geschliffen. Tiefkühlkost schneiden, tranchieren, Gemüse putzen - alles kein Problem mehr mit diesen Messern aus Solingen.“ ‚Verdammt‘, fuhr es Martin durch den Sinn. Er war so überzeugt gewesen, dort einen weiteren Bonus zu finden. Der Schlag war genau im falschen Augenblick gekommen. Er hatte gesessen und wirkte auch noch nach, als es jetzt um die dritte Bonusfrage ging. Obwohl er die Antwort wusste, kam sein Knopfdruck für Augenblicke zu spät.
    Da Wilfried richtig antwortete, ging die Wahl des Bonusfeldes an ihn. Er wählte wie Martin die Vier und erhielt zehn Bonuspunkte.

Weitere Kostenlose Bücher