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The American Monstershow in Germany

The American Monstershow in Germany

Titel: The American Monstershow in Germany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Pawn
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stak er im Hals fest.
    Die Kameras zogen Wilfried in die Großaufnahme, auf dessen Gesicht sich ein wahrer Triumphzug abspielte. Thomas war sich sicher, selten einen so siegestrunkenen Kandidaten am Ende einer ersten Runde gesehen zu haben. Wilfried sah aus, als habe er selbst eine Viertelmillion gewonnen und nicht die von Martin zunichte gemacht.
    Gaby verteilte die Trostpreise an Gisela, die sich riesig freute, und an Martin. Martin schwankte in seinen Gefühlen zwischen Trauer und Wut. Zuallererst war es Wut auf sich selbst, weil er bei der entscheidenden letzten Frage so voreilig gewesen war. Aber da war auch Wut auf denjenigen, der sich eine solch boshafte Frage für den Schluss der Sendung ausgedacht hatte. Dies war eine Frage, die geradezu danach schrie, falsch beantwortet zu werden. Es wurde einem förmlich suggeriert, zu antworten, bevor die Frage zu Ende gestellt war. Tat man dies, war man verloren.
    „Reingefallen! Reingefallen!“ hörte Martin hinter seinem Rücken jemanden rufen. Oder war das Einbildung?
    Gaby brachte auch Martin die Trostpreise des heutigen Tages, seine Gewinne aus der Bonusrunde. Außerdem gab sie bekannt, dass Martin Preise im Wert von 8.430 Mark bereits hatte mit nach Hause nehmen können.
    Das meiste davon war wertloses Gerümpel, ging es Martin durch den Kopf. Dinge die sich kein normaler Mensch kaufen würde, weil kein normaler Mensch sie benötigte. Wenn er nur an die drei Keramikenten aus der ersten Sendung dachte, wurde im speiübel. Und heute: eine Krawattennadel, eine Eisbärenfamilie und ein Messerset!
    Sollte das wirklich alles gewesen sein, was das Leben für ihn bereithielt? Hatte er kein Anrecht auf das große Glück? Wenn schon nicht in der Liebe, dann im Spiel? So sagte es doch, verdammt nochmal, der Volksmund!!
    Die Wut stieg in Martin imm er höher. Er wusste, dass er unbedingt aus diesem Studio hinaus musste, wenn sie ihn nicht völlig überwältigen sollte. Er war irgendwo in den tiefsten Tiefen seines Ich ein Choleriker. Er ließ diesen miesen Typen nur niemals an die Oberfläche. Wäre er doch nie hierhergekommen!
    Was - dies war die vielleicht wichtigste Frage, die Martin sich stellte - was würde seine Mama sagen, wenn er praktisch mit leeren Händen nach Hause kam? Sie wü rde ihn belächeln und ihm sagen, dass sie es vorher gewusst hätte. Sie würde sagen, dass er versagt hatte wie immer. Warum sagte sie nur immer solche Dinge? Er liebte sie doch.
    ‚ Mama, ich liebe nur dich!‘
    Gaby begleitete die Verlierer des Abends aus dem Studio. Hinter der Dekoration warteten die Präsente auf ihre neuen Besitzer. Das Messerset aus Solinger Edelstahl steckte in einem dunkel gebeizten Messerblock. Die Klingen der beiden längsten Messer ragten aus ihm hervor. Der feingeschliffene, polierte Stahl glänzte im Schein der Studiobeleuchtung. Vor der Dekoration strebte die Sendung Volles Risiko! inzwischen ihrem Ende zu. Thomas stand mit Wilfried gemeinsam im Spotlight der Scheinwerfer auf einer etwas erhöhten, kreisrunden Plattform. Hier hatte an sechs Tagen vorher Martin gestanden und auf die entscheidende Frage des Spielmeisters gewartet.
    „ Nun haben Sie die Wahl, Wilfried“, begann Thomas seine allabendliche Tirade. Dabei blickte er nicht auf seinen Gesprächspartner, sondern präsentierte sein gepflegtes Gebiss der Kamera.
    „ Sie sind unser heutiger Champion. Das bedeutet, dass Sie 4.000 Mark gewonnen haben, die Sie sofort mit nach Hause nehmen können, denn Sie sind erstmalig Champion. Wenn Sie aber der Meinung sind, dass Sie auch morgen wieder gewinnen werden, so kommen Sie doch wieder und probieren Sie es aus. Aber Vorsicht! Werden Sie in diesem Falle nicht wieder Champion, so ergeht es Ihnen wie Martin, und Sie verlieren ihren bisher erspielten Gewinn.“
    Martin hinter der Dekoration wäre bei Thomas ‘ letztem Satz am liebsten nach vorn ins Licht der Scheinwerfer gestürmt, um Thomas zu erwürgen oder sonst wie zum Schweigen zu bringen. Musste er seine Demütigung wieder und wieder erwähnen?
    „ Ich gebe Ihnen 10 Sekunden Zeit zum Überlegen, Wilfried“, beendet Thomas inzwischen seine Pflicht und zog sich von der erhöhten Plattform zurück.
    Wilfried blinzelte linkisch in die Kamera, während seine Bedenkzeit ablief.
    ‚ Was gibt es da zu bedenken?‘ ging es Martin durch den Kopf. ‚Wilfried hatte schließlich sein Angebot zu teilen abgelehnt. Er wollte alles haben, alles!‘
    „ Nun, Wilfried, wie lautet Ihre Entscheidung?“ fragte Thomas,

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