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The Bards Tale 01 - Die Burg der Verräter

The Bards Tale 01 - Die Burg der Verräter

Titel: The Bards Tale 01 - Die Burg der Verräter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mercedes Lackey
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eine neue, unbekannte, fremdartige Magie in seiner Burg lauerte, eine Magie, die selbst Carlotta nicht identifizieren konnte, die nur darauf wartete, zuzuschlagen …
    »Was ist mit dem Jungen?« Die Worte kamen schärfer über seine Lippen, als er beabsichtigt hatte, und er mußte sich zusammennehmen, damit seine Stimme nicht bebte.
    »Ihr habt mir gesagt, er trage Spuren der Bardenmagie in sich. Könnte er irgendwie …?«
    »Es sind Rudimente ! Es ist zwar lästig, daß sie ausgerechnet jetzt geweckt worden sind, aber der Junge beherrscht noch nicht einmal das schwächste der magischen Lieder.«

    »Er könnte trotzdem mehr wissen, als er zugibt.«
    »Das bezweifle ich.« Carlotta seufzte ungeduldig. »Ich habe ihn in den letzten zwei Wochen öfter gesehen, als ich jemals irgend jemanden zu Gesicht bekommen wollte. Aber er bleibt nunmal die einzige Spur zu dem Manuskript, die wir haben.«
    »Und wenn seine Magie nun doch zum Leben erweckt wird?« Volmar rutschte unbehaglich auf seinem Stuhl hin und her. »Ich mag den Jungen nicht. Er ist zu … zu …«
    »Ehrlich?« Carlottas Stimme klang hinterlistig.
    »Unberechenbar«, konterte der Graf. »Ich finde, wir sollten uns seiner entledigen, solange wir noch können.«
    »Noch nicht.« Sie warf ihm einen beunruhigend verächtlichen Blick zu. »Volmar, du warst immer schon ein Hasenfuß. Ich will es dir noch mal erklären, so freundlich ich kann: Der Junge ist keine Gefahr für uns.«
    »Noch nicht«, verbesserte der Graf finster.
    Carlottas Augen blitzten. »Zweifelst du meine Klugheit an?« fragte sie kaum vernehmlich. »Volmar, mein lieber kleiner Volmar, versuch nicht, mich zu hintergehen. Ich könnte dich mit einem bloßen Blick vernichten, kleiner Mann.«
    Der Graf erstarrte, als ihm plötzlich aufging, wie nah der Tod sein konnte. Ein falsches Wort … »Aber Prinzessin!« Er mußte sich zwingen, die Worte herauszubringen. Sein Mund schien plötzlich zu ausgetrocknet zum Sprechen. »War ich jemals etwas anderes als Euer loyaler Bundesgenosse?«
    »Um deine eigenen Ziele zu verfolgen.«
    »Nun, sicher, ich will das nicht abstreiten. Aber damit habe ich auch Euren gedient, zu unser beider Nutzen!
    Irgendwann, meine Prinzessin, werdet Ihr diesem Narren den Thron entreißen …«

    »Zufällig ist ›dieser Narr‹, wie du ihn zu nennen beliebst, mein Bruder.«
    »Euer Halbbruder. Carlotta, wir wissen beide, daß Euch keine fehlgeleitete schwesterliche Liebe bindet.
    Irgendwann werdet Ihr den Thron besteigen. Und ich weiß, daß Ihr an Eure Freunde denken werdet.«
    »Freunde.« Carlotta musterte ihn jetzt mit kaum verhohlener Verachtung. Dann zuckte sie mit den Schultern.
    »Wir werden den Jungen noch ein bißchen länger beobachten. Ich will einen letzten Versuch machen, ihn zu gewinnen, und zwar mit Körper und Geist. Wenn ich ihn immer noch nicht auf meine Seite ziehen kann, erteile ich dir die Erlaubnis, uns von ihm zu befreien.« Sie hielt inne. »Selbst wenn du es so machst wie mit der armen, entzückenden Charina.«
    Volmar machte eine gleichgültige Geste. Ein Mädchen hatte eben nichts auf den Wallanlagen zu suchen, nicht ohne wenigstens einen Wächter an seiner Seite. Und sie sollte schon gar nicht etwas so Närrisches tun, wie sich zwischen den Zinnen herabzubeugen, um dem Flug der Vögel zuzusehen. Es war fast zu einfach gewesen, ihr ebenfalls zu einem Flug zu verhelfen. Und niemand konnte behaupten, daß es etwas anderes als ein Unfall gewesen war. »Wir sollten nicht warten«, meinte der Graf hartnäckig. »Ich habe so ein Gefühl …«
    »Nun komm schon! Überlaß mir die Vorahnungen.
    Wir dürfen uns seiner noch nicht entledigen. Wir brauchen ihn vielleicht noch, um das Manuskript zu finden, falls wir selbst es nicht schaffen.« Sie erschauerte schwach. »Selbst wenn das bedeutet, daß ich erneut die Persönlichkeit dieser hübschen kleinen Närrin … Nein, warte …« Die Prinzessin richtete sich auf dem Stuhl auf, und ihre Augen leuchteten wild. »Vielleicht ist das nicht nötig. Der Junge hat den Kopf voll mit wilder Romantik.
    Was, wenn …? Ha, ja, natürlich! Ich habe unbeabsichtigt schon längst die Grundlage dafür geschaffen, als ich ihm sagte, ich ritte allein aus.«
    »Meine Prinzessin, wovon redet Ihr?«
    »Das wirst du noch erfahren, und zwar früh genug. Ja, ich glaube, daß ich morgen allein ausreiten werde.« Ihr Lächeln war wieder so fremdartig, so voll dunkler, zauberischer Verheißung, daß Volmar ganz kalt ums Herz wurde.

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