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The Bards Tale 01 - Die Burg der Verräter

The Bards Tale 01 - Die Burg der Verräter

Titel: The Bards Tale 01 - Die Burg der Verräter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mercedes Lackey
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damals im Wald erschienen waren.
    Er hatte niemals bezweifelt, daß diese überlegenen Wesen großer Grausamkeit fähig waren, wenn ihnen der Sinn danach stand. Doch einen Mord würden sie gewiß nicht begehen! Sie waren fremdartig, aber nicht böse.
    »Seid Ihr sicher? Ich meine, warum sollten die Elfen …?«
    »Weißt du denn gar nichts?« fuhr Graf Volmar ihn an.
    »Hast du nicht die leiseste Ahnung, wie die Welt da draußen aussieht? Bardlinge! Ihr lebt nur in eurer Musik –
    Glaubst du wirklich, daß jeder hier im Land loyal zum König steht?«
    »Ich … Vermutlich nicht. Aber …«
    »Überall im Königreich gibt es aufsässige Elfen, ja, und nicht etwa nur Weiße Elfen. Die haben wenigstens noch einen Ehrenkodex, selbst wenn ein Mensch ihn nicht verstehen kann. Aber es gibt andere, viel schlimmere!«
    »Ihr meint, die Dunklen Elfen?« Kevin wollte unbedingt zeigen, daß auch er wenigstens etwas von der Welt da draußen kannte.
    »Selbstverständlich Dunkle Elfen! Schwarze Magier, Geisterbeschwörer, jedenfalls die meisten!« Der Graf schüttelte angewidert den Kopf. »Sie hätten schon vor Jahren ausgemerzt werden sollen!«
    »Ich verstehe das nicht! Ich dachte immer, das Volk der Elfen, selbst die … die Dunklen Elfen, lebe sehr zurückgezogen. Warum sollten sie …?«
    »Es sind keine Menschen!« brach es aus dem Grafen heraus. »Sie sind anders geartet, wer kann schon verstehen, was sie tun? Sie hassen die Menschen, Bardling, jeden einzelnen von ihnen, vor allem jeden, der versucht,
    ›ihr‹ Land zu regieren. Und sie haben Kräfte, die wir nicht annähernd begreifen können. Die Dunklen Elfen mit ihrer abscheulichen, gemeinen Zauberkraft …« Er erschauerte. »Ja, selbst die Weißen Elfen beherrschen eine Magie, die mächtig genug ist, um den menschlichen Geist zu verwirren! Sie können Kinder gegen die Eltern aufhetzen, Freunde gegen Freunde … Sie können sogar den menschlichen Verstand und die Seele zerstören und hinterlassen dabei nur eine leere Hülle, die sie so füllen können, wie es ihnen beliebt.«

    Volmar brach abrupt ab und drehte sich heftig zur Seite. »Vergib mir«, murmelte er einen Moment später. »Ich wollte dich nicht anschreien, Bardling. Es ist einfach nur so, daß ich … Ich mache mir sehr große Sorgen um Charina …«
    »Sie würden es nicht wagen, ihr ein Leid anzutun!«
    sagte Kevin pathetisch.
    »Glaubst du? Zunächst hoffte ich, Charina wäre einfach gekidnappt worden. Aber es wurden keine Lösegeldforderungen gestellt, ja es gab nicht einmal eine Botschaft! Ich fürchte, sie hassen die Menschen so sehr, daß sie gar nicht versuchen, etwas von mir zu bekommen.
    Nein, ach nein, sie quälen sie nur, weil sie ist, wer sie ist!«
    »Das dürfen sie nicht!« rief Kevin voller Seelenqual.
    »Ich … ehm, wir werden das nicht zulassen!«
    Der Graf stieß einen langen, bebenden Seufzer aus.
    »Nein«, sagte er, »das werden wir nicht. Bardling … Du heißt Kevin, richtig? Kevin, ich habe vor, berittene Suchtrupps nach ihr auszusenden. Und ich möchte, daß du einen anführst.«
    » Ich? «
    »Ja. Du und Charina seid in so kurzer Zeit so gute Freunde geworden, daß es irgendeine spirituelle Verbindung zwischen euch geben muß. Und die dürfte dir sicherlich helfen, deine Bardenmagie bei der Suche nach ihr anzuwenden.«
    Irgendwie vergaß Kevin, daß das bißchen an Zauberkraft, das er besaß, gerade erst zu erwachen begann und er nicht einmal wußte, wie stark sie sein würde. »Ich bin bereit!« rief er. »Wann brechen wir auf?«
    »Morgen.« Der Graf lächelte schwach. »Danke, Kevin. Ich bin sicher, daß ein talentierter junger Mann wie du Erfolg haben wird, wo Ritter, mit all ihrem hirnlosen Heldentum, nur scheitern würden.«
    Kevin selbst war davon nicht ganz so überzeugt. Er, ein ungeübter Bardling, sollte mehr Erfolg haben als kampferprobte Krieger? Aber er wagte es nicht, Zweifel zuzulassen, um der liebreizenden Charina willen. »Eure Nichte wird sicher zu Euch zurückkehren, Graf Volmar«, versprach der Bardling ernst und brachte seine höfischste Verbeugung zustande.

    In dieser Nacht schlief Kevin überhaupt nicht. Sein Verstand beschwor unablässig fürchterliche Bilder von Charina herauf, wie sie in den Händen ihrer Häscher litt.
    Er konnte einfach die finsteren Worte des Grafen nicht abschütteln: »Sie können den Verstand und die Seele eines Menschen zerstören!« Der Gedanke, daß Charina in einer derartig hoffnungslosen Lage war fraß an seiner Seele.

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