The Best Year of my Life – Ein Jahr als Gastschüler (German Edition)
ich das Gebäude verließen,
ereignete sich Folgendes: Zwei Diebe rannten hinaus, mit gestohlener Ware unter
der Jacke. Doch hinterher der Weihnachtsmann?! Dieser hat einen der Ganoven
erwischt, auf den Boden gerissen und geknebelt. Cooler Weihnachtsmann! Selbst
Handschellen hatte er dabei! Das ist Sicherheit heutzutage. Eine Mutter war
besorgt über die brutale Vorgehensweise des Santa: „Bitte nicht so gewalttätig
vor den Augen der Kinder!“ Ich hoffe, ihr lernt daraus, dass sich Klauen
niemals lohnt, und der Weihnachtsmann im Namen des Gesetzes handelt.
Dann kauften wir für 170 Dollar Teile für den Pick-up ein. Nun gibt es wieder
viel Arbeit.
SONNTAG – zweiter Advent: Advent wird hier nicht so groß gefeiert, ich musste
meine katholischen Gasteltern dazu anheuern, einen Adventskranz zu kaufen.
Adventskalender sind noch unbekannter. Nach der Kirche ging es nach Albuquerque
ins Kino. Tickets kosten umgerechnet nur 4,50 Euro. Ich habe mich mit Paulina
(aus Hongkong), McKinley (aus Maine, USA), Talgat (aus Kasachstan) und Housida
(aus Usbekistan) getroffen. Wir hatten viel Spaß. Es ist mittlerweile sehr
einfach, einen Film auf Englisch zu verstehen. Ich denke nicht mehr über jedes
einzelne Wort nach, das gesprochen wurde, und trotzdem versteh ich zu 99
Prozent alles.
Manson & Co.
Mittwoch, 15. Dezember, 09:16
Uhr
Hallo!
Ich hab mich ein bisschen erkältet, und die finalen Klassenarbeiten („Finals“)
stehen bevor – also halte ich mich kurz: hier feiert man ja keinen Nikolaus,
dafür wird am 8. Dezember „die Heilige Maria“ gefeiert.
Die letzte Woche Schule: Finale Halbjahrestests werden geschrieben, die 20
Prozent der Semesternote ausmachen. Unser vollautomatischer Weihnachtsbaum –
natürlich mit Plastiknadeln und integrierter Lichttechnik, sieben
Spezialeffekten und 14 Melodien – steht auch schon hier. Die Weihnachtsfeier
wird riesig sein – Bescherung ist bei den Luceros am Abend des 24. Über 50 Familienmitglieder
werden das kleine Wohnzimmer fluten. Schon jetzt wird fleißig gebacken und
gekocht. Es ist auffällig, wie oft Deutschland in den News und im TV erwähnt
bzw. gezeigt wird. Oder fällt mir das nur auf, weil ich aus Deutschland komme?
Für viele ist es das Reiseziel Nummer eins in Europa. Selbst ich habe nicht
schlecht geschaut, wie schön doch Deutschland in einer 45-minütigen
Werbesendung für die DVD-Kollektion „Germany“ sein kann.
SAMSTAG gab es eine Lichterparade im kleinen Estancia: Mit dem Sonnenuntergang
wurden die Straßen erleuchtet – eine Art beleuchteter Karnevalszug zu
Weihnachten! Mittlerweile sind schon viele Häuser geschmückt.
SONNTAG ging es morgens zur Kirche und anschließend zu einer kleinen
Frühstücksfeier. Amerikaner lieben Besuch!
Nach hartem Arbeiten am Pick-up ging es früh zu Bett, denn am MONTAG fuhren wir
nach der Schule zu einem Marilyn-Manson-Konzert, wo dieser weltbekannter
„Skandalrocker“, in Albuquerque die „Toten“ erwecken wird. Alonso
(Einheimischer) aus meiner US-History-Klasse kam mit. Meine Gasteltern haben
großes Vertrauen zu mir und wissen, dass ich kein satanistisches Gedankengut
besitze. Meine Literaturlehrerin meinte dazu nur, dass ich Bush gesehen habe
und dass es hier nix Schlimmeres gäbe. Über 4000 Menschen waren da. Leute wie
du und ich: Amerikaner, Mexikaner, extreme Fans, Gothics, Christen, Satanisten
und ... Kinder?! Sie warteten alle auf Marilyn Manson. Doch vor Beginn wurde
das neue Album von Rammstein gespielt – das war für mich total komisch. Warum
ausgerechnet deutsche Lieder, die keiner versteht? Die Vorband „Slunt“ war
super, Marilyn Mansons Musik und Bühnenshow war nicht zu toppen. Für schlappe
25 Euro (in Deutschland undenkbar) war es ein „erholsamer“ Abend.
Nachrichten interessieren Jugendliche wenig, dafür wird viel geglaubt, was man
gesagt bekommt: Hitler der Zweite sei unser neuer Bundeskanzler, ich bin mit
der neuen Titanic nach Amerika gefahren. Ist doch komisch, wie sich hier „alles
liebt“ trotz der vielen Unterschiede und zusammenleben kann – Mut,
Verantwortungsgefühl, Heiterkeit und Freundlichkeit sind die vorrangigen
Eigenschaften, die ich bei den Amerikanern zu schätzen weiß! Besonders die
Geschichte der US ist faszinierend. Mein Geschichtslehrer Mr. Walker meinte
gestern: „Die USA sind ein junges Land, am Daumen nuckelnd und frech zu den
alten Nationen wie Europa! Mit jedem Tag lernen wir aber dazu!“ Deshalb wohl
die riesige Motivation und außenpolitischen
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